Ernährungskolumne Nährwerte auf einen Blick: Was der Nutri-Score bietet - und was nicht

Aus unserem Archiv 2021: Unsere Kolumnistin Susanne Umbach beschäftigt sich mit dem Nährwert-Logo „Nutri-Score“. Ein Schritt in die richtige Richtung, so die Verbraucherschützerin, aber mehr erfährt man auf der Rückseite der Verpackungen.

Susanne Umbach.

Susanne Umbach.

Foto: Stefan F. Saemmer

Wer auf einen Blick erkennen möchte, welche Tiefkühlpizza oder welches Frühstücksmüsli die bessere Wahl ist, dem hilft der Nutri-Score. Das Nährwert-Logo darf seit November 2020 auch in Deutschland rechtssicher verwendet werden. Es ist schon jetzt vereinzelt auf Lebensmitteln zu finden.

Was ist der Nutri-Score?

Ausgesuchte Inhaltsstoffe von Lebensmitteln werden in dem Nährwert-Logo „Nutri-Score“ bewertet. Das Ergebnis wird zusammengefasst und vorne auf die Verpackungen gedruckt. So lässt sich auf einen Blick erkennen, ob ein Produkt günstige oder ungünstige Nährstoffe enthält.

Die fünfstufige Farbskala mit Buchstaben reicht von „A“ in grün für die günstigste bis „E“ in rot für die ungünstigste Nährwertbilanz.

In die Bewertung fließen nicht nur einzelne problematische Komponenten wie Zucker oder Fett ein, sondern auch der Anteil an günstigen Bestandteilen wie Obst, Gemüse, Nüsse, Ballaststoffe wird berücksichtigt.

Obacht!

Ein Produkt mit gutem Nutri-Score muss nicht bei jedem einzelnen Inhaltsstoff gut abschneiden und wird auch nicht automatisch zu einem „gesunden“ Lebensmittel. So hat eine mit Zucker gesüßte Cola ein rotes E während eine nur mit Süßstoff gesüßte Cola auf ein hellgrünes B kommt. Das macht letztere jedoch nicht zu einem guten Durstlöscher, da das Getränk viele Zusatzstoffe enthält und vor allem das Empfinden für Süßes nicht gesenkt wird.

Wer mehr über das Lebensmittel erfahren will, findet auf der Rückseite die Angaben von Brennwert (Kalorien), die Menge der einzelnen Nährstoffe Fett, gesättigte Fettsäure, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz pro 100 Gramm bzw. 100 Milliliter sowie die Zutatenliste.

Was bietet das Logo nicht?

Der Nutri-Score ist kein umfassendes Bewertungssystem für Lebensmittel. Logos, die vereinfachen, haben naturgemäß auch Lücken. Eine vereinfachte Kennzeichnung erfasst also nicht alle Bestandteile des Lebensmittels. So bleiben beim Nutri-Score beispielsweise Vitamine und Mineralstoffe, aber auch Zusatzstoffe außen vor.

Wird demnächst im Supermarkt alles schön bunt?

Die Verwendung des Logos ist freiwillig, es wird wohl eine Zeit dauern, bis hoffentlich viele Hersteller den Nutri-Score nutzen. Allerdings: Beschließt ein Unternehmen, das Logo für eine oder mehrere seiner Marken zu verwenden, müssen alle Produkte der entsprechenden Marke gekennzeichnet werden – auch Zucker- und Fettbomben. Hierfür hat der Anbieter in der Regel zwei Jahre Zeit.

Für die Verbraucherzentrale ist die Einführung des Nutri-Score in Deutschland ein erster Schritt in die richtige Richtung und eine Orientierung für Verbraucherinnen und Verbraucher. Ziel sollte jedoch eine verpflichtende Kennzeichnung von Fertiglebensmitteln in ganz Europa sein. Zurzeit wird in Brüssel über eine verpflichtende, europaweit einheitliche Lösung debattiert.

Wir werden sehen, was das Jahr bringen wird. Alles Gute für 2021!

Diese Kolumne erschien im Januar 2021. Sie steht hier für interessierte Leserinnen und Leser zur Verfügung.

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