Erneute Entdeckungen Archäologen finden weitere Reste der spätmittelalterlichen Stadtbefestigung Bitburgs

Bitburg  · Archäologen finden weitere Reste der spätmittelalterlichen Stadtbefestigung. Die  Spurensuche geht weiter. Interessant soll es auch in der Denkmalstraße werden und  in der Kölner Straße. Aber dort erst 2021.

  Lars Blöck schaut sich das Mauerwerk an, das Grabungsmitarbeiterin Jessica Preiß „freiputzt“.

 Lars Blöck schaut sich das Mauerwerk an, das Grabungsmitarbeiterin Jessica Preiß „freiputzt“.

Foto: Tv/Maria Adrian

„Was haben wir?“ Diese Frage stellen Fernsehkommissare, wenn sie an den Tatort kommen, wo die Kriminaltechniker und die Spurensicherung schon am Werk sind, der Gerichtsmediziner eine erste Einschätzung über die gefundene Leiche gibt und Schaulustige am Flatterband stehen.

Ähnlich verhält es sich, wenn Grabungsleiter Dr. Lars Blöck von Trier nach Bitburg reist, um – wie aktuell Am Markt und auch in der Denkmalstraße – die Grabungsstelle zu begutachten. Zwar ist der Chef-Archäologe dann schon auf dem Laufenden, nur muss er sich selbst ein Bild machen und der Stadtverwaltung, den Berichterstattern und der Öffentlichkeit erklären, was da in der Erde schlummert.

Archäologen haben wieder Reste der Stadtbefestigung freigelegt und hoffen auf neue Erkenntnisse
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Rätsel um Bitburgs Riesenerweiterung

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Foto: Tv/Maria Adrian

In der Regel geht es dabei nicht um Leichenfunde, allenfalls um Skelette, die zum Beispiel im vergangenen Jahr auf dem Petersplatz freigelegt wurden. Aber die waren ja ganz legal dort in einer Begräbnisstätte untergekommen (der TV berichtete).

Aber zurück zur Grabung Am Markt: An diesem Morgen arbeitet Jessica Preiß in der Grube gegenüber der Pizzeria „ Casa del Manzo“ und legt Steine frei, die auch leicht von den Laien als Teil eines größeren Ganzen angesehen werden können. Und die „Schaulustigen“, die hin und wieder vorüber gehen und einen Blick riskieren, sind natürlich in Wirklichkeit an ihrer Stadtgeschichte interessierte Bitburger.

Da an dieser Stelle ein größerer Verteiler hinkommt und das Bauloch etwas größer ist, haben auch die Archäologen mehr Spielraum. „Und was haben wir hier?“ Ein größeres kompakteres Mauerwerk ist freilegt worden, an das möglicherweise auch ein Rest-Turm ansetzt, wie der Grabungsleiter annimmt.

Laut Plan sollte der Turm sich allerdings etwas weiter entfernt befinden, aber die alten Pläne seien laut Blöck nicht sehr genau, oft auch verzerrt. Ob es sich nun tatsächlich um einen Turm-Rest handelt, da möchte er sich noch nicht ganz festlegen.

„Was sich nun aus diesem neu gefundenen Mauerstück ergibt, ist noch nicht klar. Um zu sehen, ob es sich um Neuland handelt, müssen wir noch etwas tiefer graben“, sagt „Chef-Ermittler“ Blöck.

Auch die neben dem Mauerwerk locker liegenden Steine geben noch Rätsel auf. Es könnte sich um Abbruchstücke handeln. Sicher ist, dass es sich um ein Stück der spätmittelalterlichen Stadtmauer handelt. Auch im Graben in Richtung Pizzeria wurde ein Stück Stadtmauer gefunden, das aber laut Blöck nur schlecht erhalten ist. Da sieht es an der genannten Grabungsstelle schon besser aus. Dort wurden auch Keramikscherben als Siedlungsspuren entdeckt.

Diese Stelle ist jedenfalls für das Gesamtbild der Stadtentwicklung spannend, versichert der Archäologe, der noch wissen möchte: „Wie kam es im 14. Jahrhundert zu dieser Riesenerweiterung der Stadt? Was ist da passiert? Eine solche Stadtbefestigung ist mit immensen Kosten verbunden“, sagt Blöck. Und weiter: Was wollte man damit schützen; Ansiedlungen, Gärten oder Felder?

Diese Fragen werden die Experten noch eine Weile beschäftigen. Noch bis Ende Februar kann das Grabungsteam am Markt tätig sein.
Eine weitere interessante Stelle befindet sich noch in der Denkmalstraße. Dort konnte wegen der nassen Wetterverhältnisse noch nicht ausgiebig gegraben werden. Mittlerweile haben die Archäologen dort ein Zelt aufgeschlagen, um wetterunabhängig zu sein. Grabungsleiter Blöck verspricht sich von der Grabung dort noch weitere Erkenntnisse. Aber der Bereich sei doch stärker durch Bebauung gestört worden als zunächst erwartet. In dem Bereich sind bereits Reste der restaurierten Stadtmauer zu sehen und Teile des Verlaufs der Stadtmauer sind im Pflaster dargestellt. Diese Form der Darstellung ist ja auch in der Schakengasse und Am Markt vonseiten der Stadt geplant.

 „Tatort Am Markt“: Grabungsleiter Dr Lars Blöck ( Zweiter von links), Grabungstechniker  Marcus Thiel (links) und Archäologe Ferdinand Heimerl  begutachten die Grabungsstelle.

„Tatort Am Markt“: Grabungsleiter Dr Lars Blöck ( Zweiter von links), Grabungstechniker  Marcus Thiel (links) und Archäologe Ferdinand Heimerl  begutachten die Grabungsstelle.

Foto: Tv/Maria Adrian
 Grabung am Markt

Grabung am Markt

Foto: Tv/Maria Adrian
 Jetzt entdeckt: Der  Kanal, in dem eine Helferin steht, ist neuzeitlich.

Jetzt entdeckt: Der  Kanal, in dem eine Helferin steht, ist neuzeitlich.

Foto: Tv/Maria Adrian

Wenn die beiden Grabungen abgeschlossen sind, stehen in 2020 in Bitburg keine weiteren an, so der Chef-Archäologe. Es sei denn, es käme noch was Unvorhergesehenes. Sicher ist jedenfalls, dass das nächst größere Projekt im Jahr 2021 ansteht – und zwar in Zusammenhang mit einem Bauprojekt in der Kölner Straße. Es bleibt ein spannender Krimi um Bitburgs Geschichte.

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