Corona-Pandemie So viele Kleiderspenden wie nie

Bitburg/Prüm · In diesem Frühjahr ist die Menge ausrangierter Kleidung besonders groß. Die Kreisverbände des Roten Kreuzes bitten, gebrauchte Textilien vorerst zu Hause zu lagern. Die Lager des DRK sind bereits voll.

 Das Rote Kreuz bittet darum, derzeit keine Altkleider zu spenden. Wegen des Coronavirus ist der Markt zusammengebrochen.

Das Rote Kreuz bittet darum, derzeit keine Altkleider zu spenden. Wegen des Coronavirus ist der Markt zusammengebrochen.

Foto: Vladi Nowakowski

Der Winter ist nur noch eine Erinnerung, der Frühling zieht ins Land. Die alte Übergangsjacke muss aus modischen Gesichtspunkten gehen, die Hose ist im Bund geschrumpft und dem Lieblingshemd vom vergangenen Jahr hat das viele Waschen nicht gut getan.

Die kollektive Entsorgungswut und Spendenbereitschaft im Frühjahr ist für karitativ ausgerichtete Vereine wie das DRK an sich ein Grund zur Freude, doch in diesem Jahr ist alles anders. „Die Container quellen vielerorts über“, sagt Diana Peters, Geschäftsführerin des DRK-Kreisverbands Vulkaneifel. „Zurzeit ist die Menge der gespendeten Kleidung so groß wie nie.“ Die Leute hätten offenbar wegen Corona erzwungenermaßen mehr Zeit, ihre Kleiderschränke auszuräumen.

Aber das ist nur ein Facette des Themas. „Der gesamte Markt ist zusammengebrochen“, sagt Peters. Inzwischen nehme bundesweit nur noch ein Drittverwerter Ware an und selbst dieses Unternehmen bliebe auf den großen Mengen an Altkleidung sitzen, weil ihm so gut wie nichts abgenommen werde. Die Angst, sich zu infizieren sei groß.

„Die Konkurrenz hat die Sammlungen eingestellt und ihre Container verschlossen. Es bleiben also nur wir als Adressaten“, sagt die DRK-Chefin der Vulkaneifel, auf deren Gebiet insgesamt 75 Altkleiderbehälter stehen Inzwischen seien alle Lagerkapazitäten erschöpft und auch die Kleiderkammern bis unter die Decke gefüllt.

Der DRK-Kreisverband Bitburg-Prüm hat mit den gleichen Problemen zu kämpfen, sagt der dortige Geschäftsführer Rainer Hoffmann. „Der Markt ist ausgebremst.“ Im vergangenen Jahr seien rund 530 000 Kilogramm an Altkleidern problemlos verwertet und verteilt worden, für dieses Jahr gebe es noch keine abschließenden Zahlen. „Das Aufkommen ist sehr hoch. Da auch die Bolivien-Sammlung coronabedingt ausgefallen ist, landet umso mehr Kleidung in unseren 147 Containern im Eifelkreis“, sagt Hoffmann.

So sieht es auch im Kreis Bernkastel-Wittlich aus, bestätigt der dortige DRK-Geschäftsführer Carsten Berg. „Die Lieferketten und die Transportwege insbesondere zu den Märkten im Ausland sind unterbrochen, die Lager voll.“

Das Unternehmen Soex Collecting Germany, das für das DRK Verwertung und Vermarktung der Alttextilien übernimmt, könne sein Sortierwerk zurzeit nicht mit voller Leistung fahren. „Deshalb bitten auch wir, mit dem Ausräumen der Kleiderschränke etwas zu warten.“ Der Kreisverband verfüge über 45 Container. Altkleider, die oft einfach vor den Containern abgestellt werden, seien verlorene Ware. „Die Kleidung wird nass und muss aussortiert werden.“

Zu all den Schwierigkeiten, die die Corona-Krise mit sich bringt, beklagen die DRK-Chefs eine Unsitte, die offenbar immer mehr um sich greift: „Die Leute schmeißen Hausmüll und auch Sperrmüll in die Altkleidercontainer.“ Das sei auch zuvor schon ab und an vorgekommen, nehme aber inzwischen ärgerliche Ausmaße an. „Verschmutzte Kleidung müssen wir aussortieren und den Müll auf eigene Kosten entsorgen“, sagen Peters und Hoffmann.

Das gelte übrigens auch für den Unrat, den manche Zeitgenossen einfach an den Containern abstellten: „Die Standplätze sind für uns kostenfrei, doch wir sind verpflichtet, sie sauber zu halten“, erklärt Rainer Hoffmann.

Die Erlöse aus der Altkleidersammlung verwendet das DRK für karitative und gemeinnützige Zwecke – „die Kosten für die Entsorgung mindern die Einnahmen.“ Die DRK-Kreisverbände  haben einen gemeinsamen Aufruf gestartet und bitten die Bevölkerung, ihre Alttextilspende in den kommenden drei bis vier Monaten trocken, sauber und staubfrei zu Hause aufzubewahren, bis sich die Situation an den Abgabestellen entspannt. In der gemeinsamen Erklärung steht: „Wir halten an der Aufrechterhaltung der regelmäßigen Leerung fest, bitten jedoch die Bürger um Mithilfe.“

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