Meinung Es fehlt an einem Konzept

Es ist gut, dass die Schulen schrittweise wieder öffnen. Auch wenn vor allem an den weiterführenden Schulen der Heimunterricht nach anfänglichen Schwierigkeiten fast überwiegend gut läuft. Schüler und Lehrer haben sich nach fünf Wochen auf die Ausnahmesituation eingestellt.

Meinung : Es fehlt an einem Konzept
Foto: TV/Schramm, Johannes

Doch Homeschooling kann nicht den Präsenzunterricht ersetzen. Das persönliche Gespräch zwischen Lehrer und Schüler, das unmittelbare Eingehen auf Fragen, die Interaktion in der Klasse – all das fehlt derzeit und erschwert das Lehren und Lernen. Vor allem Schülern aus sogenannten bildungsfernen Haushalten, die vorher schon Probleme in der Schule hatten, droht durch die fehlende unmittelbare Rückmeldung der Lehrer und eine persönliche Förderung und Forderung, dass sie abgehängt werden und den Anschluss verlieren. Und auch für Grundschüler ist es wichtig, endlich wieder in ihrer vertrauten Umgebung unterrichtet zu werden. Lernen per Computer und unter stetiger Betreuung der Eltern ist für die Kleinsten auf Dauer nicht leistbar.

Daher muss die Landesregierung endlich Eltern und Schülern eine Perspektive geben, wann für alle wieder der Schulbetrieb beginnt. Schule ist, das hat der luxemburgische Bildungsminister richtig erkannt, nicht nur ein Ort des Lernens. Es ist auch ein Ort der Begegnung. Und genau diese fehlt den Kindern und Jugendlichen. Viele von ihnen leiden derzeit unter den fehlenden sozialen Kontakten, zumal auch das Vereins- und Sportleben komplett ruht. Klar: Der Gesundheitsschutz geht vor. Und die strengen Vorgaben, die verhindern sollen, dass sich Schüler und Lehrer mit dem gefährlichen Virus infizieren gelten vermutlich weit über dieses und das nächste Schuljahr hinaus. An einen normalen Unterricht wird auf absehbare Zeit nicht zu denken sein.

Daher muss jetzt ein Konzept vorgelegt werden, wie Schule wieder für alle Schüler geöffnet werden kann. Und zwar möglichst bald. Seit Mitte März findet der Unterricht zu Hause statt. Seit dem haben die Verantwortlichen Zeit, das Ende dieses Ausnahmezustands vorzubereiten. Die Tatsache, dass erst jetzt ein Hygieneplan vorgelegt wird, hektisch Mund-Nasen-Schutz und massenweise Desinfektionsmittel geordert wird, zeugt davon, dass man sich erst jetzt Gedanken über den Schulstart macht.

b.wientjes@volksfreund.de

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