Prozess zu Mordversuch in Taben-Rodt Keine Bremsspuren am Tatort – Hat ein Mann seine Ex absichtlich angefahren? (Update)

Trier/Taben-Rodt · Wegen versuchten Mords an seiner Ex-Freundin steht ein 46-Jähriger vor Gericht. Psychiatrie, Doppelleben, Auto in der Saar versenkt: Der erste Prozesstag hatte es in sich.

Mordversuch? Mann soll Ex-Freundin in Taben-Rodt absichtlich angefahren haben
Foto: Marion Maier

Sechs Zeugen, allesamt Polizisten, sagen am ersten Verhandlungstag vor dem Trierer Schwurgericht aus. Jeder der Beamten trägt ein etwas anderes Stück zum großen Puzzle bei. Am Ende wird deutlich, wieso die Ermittler zunächst dachten, eine 43-Jährige sei bei einem Unfall in Taben-Rodt verletzt worden, nun aber der Ex-Freund aus dem Saarland wegen Mordverdachts vor Gericht steht.

Laut den Zeugenaussagen wurde die Frau am 15. November 2018 morgens verletzt am Boden kauernd in der Nähe ihres Arbeitsplatzes gefunden. Sie konnte sich nicht daran erinnern, was zuvor passiert war. Hand- und Kieferverletzungen deuteten auf einen Unfall hin. Das habe auch der Notfallarzt bestätigt, heißt es. Doch die Polizisten sind misstrauisch. Wie soll es zu dem Sturz gekommen sein, bei dem die Apfelstücke, die die Frau in einer Dose dabei hatte, meterweit flogen? Im Krankenhaus werden immer mehr Verletzungen gefunden. Dazu gehören Prellungen und mehrere Beinbrüche, die die Frau später laut Staatsanwalt zumindest zeitweise in den Rollstuhl zwingen. Ein Rechtsmediziner wird hinzugezogen. Die Analyse lautet:  Eine Kraft, vermutlich ein Auto, muss auf die Frau eingewirkt haben.

Über Zeugenaussagen gerät der Ex-Freund der Frau in Verdacht. Bei einer Befragung der Passanten, die üblicherweise morgens am Tatort vorbeikommen, geben Schüler an, einen Mann mit wenigen Haaren in einem weißen SUV gesehen zu haben. Die Beschreibung passt auf den Angeklagten. Aufgrund weiterer Indizien wie  fehlender Bremsspuren und der unterlassenen Hilfe folgert einer der Polizisten: Der Mann hat aus Absicht gehandelt, als er auf die Frau zugefahren ist und diese über das Auto hinweggeschleudert wurde. Motiv: Rache? Eifersucht?

Der Angeklagte selbst erklärt vor Gericht, fünf Monate vor der Tat von der Frau verlassen worden zu sein. Der Heizungsbauer gibt an, seit Oktober 2018 massive Gesundheitsprobleme zu haben: Schlafstörungen, Depression, Angstzustände. Er kam in die Psychiatrie, aus der er sich eigenen Angaben zufolge selbst entlassen hat. Der Mann räumt ein, dass auch seine Lebensführung zu den Problemen beigetragen haben könnte. Er hat laut eigener Aussage sieben Jahre lang eine Art Doppelleben geführt. Mit seiner Lebensgefährtin habe er zusammengelebt, mit der angefahrenen Frau, die nun Nebenklägerin ist, habe er eine weitere Beziehung gehabt. Zur Sache selbst will er am ersten Prozesstag nichts sagen. Sein Anwalt Andreas Ammer erklärt: „Er will Grundsätzliches zur Nebenklägerin sagen, wenn diese da ist.“ Doch derzeit befindet sich die Frau in einer Reha.

Durch Zeugenaussagen kommt die Polizei auch darauf, dass der 46-jährige Angeklagte später am Tattag einen spektakulären Unfall hat: Er fährt mit seinem Wagen bei Dreisbach in die Saar. Zuvor soll er mit dem Auto gegen einen Baum und eine Leitplanke geprallt sein. Eine Merziger Polizistin sagt aus, der Mann habe nach längerer Befragung eingeräumt, er habe sich etwas antun wollen. Ein Polizist der Saarburger Inspektion mutmaßt allerdings, es könne sich bei diesen Aktionen um Vertuschungsmanöver gehandelt haben, um Blutspuren der Frau zu beseitigen.

Neun weitere Verhandlungstage sind für den Prozess angesetzt.

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