Mosel Musikfestival In 60 Minuten um die Welt

Trier · „Saxofourte“ gastiert im beim Moselmusikfestival im Schlosspark Kürenz.

 Ein Herz für Saxophone: Saxofourte spielte im Rahmen des Mosel Musikfestivals unter anderem im Schlossgarten Kürenz und in Klausen.

Ein Herz für Saxophone: Saxofourte spielte im Rahmen des Mosel Musikfestivals unter anderem im Schlossgarten Kürenz und in Klausen.

Foto: Dirk Tenbrock

Man muss nicht mehr ins Auto oder in den Flieger steigen, um eine Weltreise anzutreten. Manchmal reichen dazu schon vier Saxofone und ein bisschen Fantasie, um einen Trip von Leipzig über Süd- und Nordamerika mit einem Abstecher nach Australien und schließlich rüber nach Südafrika anzutreten.

Und das Schönste: Man kann die ganze Zeit sitzenbleiben auf dem Rasen des Kürenzer Schlossparks (oder am Tag zuvor in Klausen), mit gebührendem Abstand voneinander. In Zeiten von Corona erfreut sich auch der Thespiskarren reger Renaissance – nicht nur für Wortkünstler, sondern eben auch für Musiker. MMF-Chef Tobias Scharfenberger zeigte sich in seiner Begrüßungsrede einmal mehr erfreut darüber, dass der mobile Kulturwagen überhaupt so etwas wie ein Festival ermöglicht.

„Saxofourte“ nennt sich das 1995 vom Sopransaxofonisten Thomas Sälzle gegründete Quartett, dem die Altsaxofonistin Veronika Hanrath, die Baritonsaxofonistin Daniela Wahler und der Tenorist Simon Hanrath angehören. Selbstredend sind die Damen und Herren Meister auf ihren Instrumenten; noch meisterhafter ist es allerdings, wenn ihr Ensemblespiel in jedem Takt wie aus einem Guss wirkt – ein homogener Klangkörper, in dem dennoch jede(r) seine bzw. ihre Individualität ausleben kann.

Ob das die spitzen Akzente sind, die Sälzle mit seinem Sopransax setzt, die grollenden Walking-Bässe von Daniela Wahler, die flirrenden Läufe Veronika Hanraths oder die melodischen Schleifen des weichesten Saxofons, das Tenorhorn von Simon Hanrath. Im klassischen Genre hat sich die Erfindung des Belgiers Adolphe Sax nie so recht durchsetzen können, was Saxofourte nicht daran hindert, genau damit zu beginnen: mit Bachs Suite Nummer 2 h-Moll. Wes Geistes Kind die vier aber eigentlich sind, beweisen sie gleich im Anschluss dieser Suite, wenn sie als Zugabe deren letzten Satz, die „Badinerie“, ordentlich auf Jazz bürsten.

Damit ist der Grundton für dieses Konzert gesetzt, das von hier an aus sax-kompatiblen Werken des 20. Jahrhunderts besteht. Das sind etwa vom nordamerikanischen Kontinent Songs vom jazzigsten unter den klassischen Komponisten, Leonard Bernstein und der „West Side Story“. Südamerika geht natürlich nicht ohne Astor Piazzolla, dessen bekanntestes Stück, der „Libertango“ eine bezaubernd-hypnotische Wirkung erzielt. Die Grenzen der Tonalität am weitesten dehnt die für Saxofourte geschriebene Komposition „Rubini is Coming“, ein wie frei improvisiert wirkendes Stück, bei dem jede(r) der Vier eigene Wege zu beschreiten scheint und dennoch mit wacher Aufmerksamkeit sein Spiel an den Partnern ausrichtet. Augenzwinkernd verkündet Simon Hanrath in den Applaus hinein, jetzt habe man „das Schlimmste überstanden – Sie und wir auch“.

Endstation Afrika: Auch hier hat das Quartett Auftragswerke auf dem Notenständer liegen: „Dandourmah“ von Mohamed Saad Basha und „Diepkloof Groove“ von Isak Rou spüren den Klängen der Ureinwohner des Kontinents nach. Das will auch Becky Steltzner mit ihrem für das Quartett komponierten Song „Hambani Kakuhle Kwela“. Dabei dürften sich viele an Bert Kaempferts Welterfolg „A swingin‘ safari“ erinnert haben. Aber für Afrika passt das allemal.

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