Schlagerkonzert Magische Musik mit dem Meister

Freudenburg · Viel mehr Kult geht nicht: Guildo Horn bringt den Ducsaal zum Kochen.

 Die Fans feiern den Meister im Freudenburger Ducsaal.

Die Fans feiern den Meister im Freudenburger Ducsaal.

Foto: Dirk Tenbrock

Über Geschmack kann man trefflich streiten. Unstrittig ist jedoch, dass von einem Konzert mit Guildo Horn, den seine Anhänger  durchaus ehrfurchtsvoll Meister nennen, eine Magie ausgeht, der sich wirklich niemand entziehen kann. Auch Guildo-Konzert-Novizen, die den seit fast 30 Jahren bühnenaktiven Entertainer noch nie live gesehen haben, flippen im Freudenburger Kult-Club, dem Ducsaal, schier aus: Eine sonst Schlager-abstinente Dame aus Trier tanzt, klatscht, singt und strahlt über das ganze Gesicht: „Wahnsinn“, sagt sie, „so eine Stimmung, das habe ich nicht erwartet!“

Zwei Abende hintereinander füllt Horn den mit 250 Gästen rappelvollen, aber nicht drangvoll beengten, holzvertäfelten Raum mit der niedrigen Decke. Genau die Atmosphäre, die er sich wünscht: Er ist greifbar nah, der Schweiß fließt in Strömen, er badet in der Menge, und die Post geht heftig ab. Vom ersten Ton an sind die textsicheren Zuschauer voll dabei, wenn der Meister „Wunder gibt es immer wieder“, „Mendocino“, „Ti Amo“ oder „Siebzehn Jahr‘, blondes Haar“ von Katja Ebstein bis Udo Jürgens singt. Er läutet traumwandlerisch sicher die Kuhglocken bei „Er gehört zu mir“ (Marianne Rosenberg) und trommelt wie ein Derwisch zu „Guildo hat euch lieb“, das Lied (produziert von Alf Igel alias Stefan Raab), mit dem er 1998 einen Eurovisions-Hype auslöste und den siebten Platz beim Grand-Prix-Wettbewerb belegte.

Überhaupt, die Liebe, das ist seine Botschaft. Auch im richtigen Leben engagiert er sich für ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft und für Inklusion. Guildo, bürgerlich Horst Köhler, aus Trier stammend, singt seine Versionen von Schlagern und Evergreens. Alles mit einer feinen Ironie, die aber keine Distanz schafft, keinen Dünkel hat. Er nimmt das Genre ernst, erhebt sich nicht darüber, spielt damit. Er gibt hier und da ein bisschen Up-Tempo, da und dort ein Versatzstück Rock & Roll dazu, ganz wunderbar zu hören bei „Aber bitte mit Sahne“ von Udo Jürgens, unterlegt mit „Rocking all over the world“ von Status Quo. Das hat alles eine hohe professionelle Qualität, ist gewollt und gekonnt.

Unterstützt wird Guildo dabei von seiner famosen Band. Die „Orthopädischen Strümpfe“ sind seit Jahren eingespielt und haben sichtbar einen Mords-Spaß bei der Sache.

Ein Konzert in einer abgelegenen Ecke des Saargaus, in einem wirklich wunderbar altmodischen Club (wo auch bei voller Hütte der Getränkeservice exzellent funktioniert) mit allem Tschingderassabum, dem man schon bei der dritten und vierten Auflage (nach zwei Konzerten im Herbst 2018) Kultstatus bescheinigen kann und das nach jährlicher Wiederholung schreit. So wie die traditionellen Weihnachtskonzerte seit 1994 in der Trierer Europahalle schon lange Kult sind. Denn wieder hat der Meister die Schar seiner Jünger etwas gemehrt, um seine Liebes-Botschaft weiter zu verbreiten. Piep, piep, bravo!

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