Vinyl der Woche: I Can See Clearly Now – Johnny Nash Zum Achtzigsten in den Bob

Serie · Mit I Can See Clearly Now schuf Johnny Nash Anfang der 70er ein Album für die Ewigkeit. Zu seinem 80. Geburtstag blicken wir auf das Album und darauf, was es mit einer jamaikanischen Bobmannschaft bei Olympia zu tun hat.

 I can see clearly now von Johnny Nash

I can see clearly now von Johnny Nash

Foto: Band

Es gäbe drei mögliche Szenen, um in diesen Text einzusteigen. Also ... suchen Sie sich eine aus!

Option 1, die sportliche: Eine Bobbahn. In ihr fährt ein grün-gelber Schlitten. Rechts. Links. Wieder links. Vier dunkelhäutige Männer manövrieren den Bob durch den Kanal. Obwohl am Ende ein abgeschlagener letzter Platz steht, sind alle euphorisch, denn: Jamaika hat ’ne Bobmannschaft!

Option 2, die gefühlvolle: Eine schlichte Bühne. Auf ihr steht ein junger Mann mit einem Anzug aus schwarzem Leder. Er wippt hin und her. Rechts. Links. Wieder links. Ohne großes Tamtam singt er seinen größten Hit, der von Glück und Zufriedenheit handelt. Am Ende sind alle euphorisch, denn: I Can See Clearly Now hat eine wundervolle Botschaft!

Option 3, die feierliche: Ein Wohnzimmer irgendwo in Houston. In ihm sitzt ein gealterter Mann mit seinen Liebsten. Er pustet Kerzen aus, die auf einer in Form einer „80“ gebackenen Torte stehen, aus. Viele Kerzen. Rechts. Links. Wieder links. Am Ende sind alle euphorisch, denn: Johnny Nash hat heute Geburtstag!

Zugeben, das war ein langer Einstieg. Verdientermaßen. Denn zum Achtzigsten des amerikanischen Reggae-Musikers Johnny Nash feiern wir heute sein Album I Can See Clearly Now aus dem Jahr 1972.

Doch zunächst sind wir noch eine Erklärung schuldig. Was hat es mit dieser Bobmannschaft auf sich? Viele werden den Film „Cool Runnings“ kennen. Für die, die es nicht tun: Er erzählt die Geschichte der ersten jamaikanischen Bobmannschaft, die trotz absoluter Talentfreiheit an den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary teilnimmt. Für den Soundtrack zum Film nahm Jimmy Cliff I Can See Clearly Now neu ein und machte ihn abermals zum Erfolg.

Abermals, weil I Can See Clearly Now schon 1972 zum Hit wurde. So erfolgreich, dass Johnny Nash damit zum ersten Reggae-Musiker überhaupt wurde, der Platz eins in den Billboard Hot 100 (amerikanische Singlecharts) erreichte. Richtig gelesen, das war nicht Bob Marley. Marleys Hit I Shot The Sheriff erreichte diese Position erst 1974 – als Coverversion durch Eric Clapton. Das nur am Rande.

Apropos Coverversionen: Marley bediente sich auch beim Album I Can See Clearly Now und sang den zweiterfolgreichsten Song Stir It Up nur ein Jahr nach dem Erscheinen des Originals neu ein. Die Kopie ist heute wohl bekannter als der Ursprung.

Einstiegsoption Nummer 2 zeigt übrigens in einem knapp 3-minütigen Videomitschnitt aus dem Jahr 1973 all das, was Johnny Nash auszeichnet: Eine wundervoll sanfte Stimme, ein extrem positives Gemüt und die Gabe, mit einfachen Mitteln gute Laune zu verbreiten. Fragen Sie also den Autor dieses Textes? Der hätte Option 2 gewählt ... Auch die letzte Option hat ihren Charme. 80 wird nicht jeder Musiker. Alles Gute, Johnny!

In der Serie Vinyl der Woche beleuchtet der Trierische Volksfreund jede Woche eine Schallplatte. Alle Serienteile gibt es unter volksfreund.de/vinyl

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