Katholische Kirche Trierer Bischof hängt stressigen Zusatzjob doch nicht an den Nagel

Trier · „Die Frage ist, wie lange hat man dazu die Kraft, das zu machen!“ Mit dieser Aussage heizte der Trierer Bischof Stephan Ackermann Spekulationen über ein möglicherweise bevorstehendes Ende seines Jobs als Missbrauchsbeauftragter an. Jetzt ist eine Entscheidung gefallen.

 Der Trierer Bischof Ackermann bleibt Missbrauchsbeauftragter.

Der Trierer Bischof Ackermann bleibt Missbrauchsbeauftragter.

Foto: picture alliance/dpa/Harald Tittel

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann will das Amt des Missbrauchsbeauftragten der katholischen Kirche vorerst weiter bekleiden. Das sagte eine Sprecherin des 59-Jährigen auf Anfrage unserer Zeitung. Im Vorfeld der an diesem  Montag beginnenden Bischofsvollversammlung war darüber gemutmaßt worden, ob der seit Februar 2010 amtierende Missbrauchsbeauftragte das Amt abgeben könnte. Der Trierer Bischof hatte die Spekulationen durch seine in einem Volksfreund-Interview gemachte Äußerung angeheizt, er wisse nicht, ob der  Missbrauchsbeauftragte in zwei Jahren noch Stephan Ackermann heiße. Der Job sei belastend und beanspruchend.

Bei der traditionellen Herbstvollversammlung in Fulda wollen sich die 68 deutschen Bischöfe und Weihbischöfe unter anderem mit dem Thema Missbrauch in der Kirche befassen. Opfer hatten zuletzt vor allem das Verfahren zur Zahlung von Anerkennungsleistungen durch die katholische Kirche kritisiert.

Nach aktuellen Zahlen haben sich seit 2010 insgesamt 208 Betroffene beim Bistum Trier gemeldet. Beschuldigt wurden danach 73 verstorbene Kleriker und 36 noch lebende Priester. Insgesamt hat das Bistum in den zurückliegenden elf Jahren 795 500 Euro an Entschädigung  gezahlt, der Großteil davon an Missbrauchsopfer, die zum ersten Mal einen Antrag gestellt haben. Von den in diesem Jahr gestellten 58 Zweitanträgen an die neue Kommission für Anerkennungsleistungen sind laut Bistum 18 bereits bewilligt.

Erstmals nimmt an der bis Donnerstag dauernden Herbstvollversammlung die neue Generalsekretärin Beate Gilles teil. Sie ist die erste Frau und Nicht-Geistliche in diesem Amt, das sie am 1. Juli angetreten hatte.

„Ich bin noch dabei anzukommen“, hatte sie kürzlich mit Blick auf den Start im Bonner Sekretariat der Bischofskonferenz mit seinen 180 Beschäftigten berichtet. Antrittsbesuche bei Bischöfen, Diözesen und Verbänden, Mitarbeiter kennenlernen, Einarbeitung in die zentralen Themen, das Terrain abtasten: Noch sind die ersten 100 Tage nicht vorbei. Doch die Schonfrist endet für Gilles in Fulda.

Sie weiß, dass insbesondere katholische Frauen sie stark beobachten; dass sie vielleicht sogar eine Hoffnungsträgerin ist. „Ich merke, dass da von außen mehr an mich herangetragen wird, als ich selber kann“, versucht sie Erwartungen zu dämpfen. „Ich merke, dass in den Rückmeldungen viel, viel Hoffnung mitschwingt.“

Die katholische Kirche in Deutschland befindet sich in einer Jahrhundertkrise. Die Reformerwartungen vieler Katholiken sind hoch, die Austrittszahlen auch. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx schrieb in einem Brief an den Papst, die Kirche befinde sich an einem toten Punkt. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte, Schönheitsreparaturen reichten nicht mehr aus.

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