Innenstadt Trier Handel und Wandel in der Trierer City: Wer geht, wer kommt?

Trier · Anders als befürchtet stirbt die Fußgängerzone nicht aus: Ein Blick in die Trierer Innenstadt zeigt, welche Geschäfte gehen, bleiben und kommen.

 Das „ein oder andere Mal aufs Schnäuzchen fallen“ ist einkalkuliert: Existenzgründerin Rebecca Enders in ihrem Second-Hand-Laden Liebe auf den zweiten Blick in der Brückenstraße.

Das „ein oder andere Mal aufs Schnäuzchen fallen“ ist einkalkuliert: Existenzgründerin Rebecca Enders in ihrem Second-Hand-Laden Liebe auf den zweiten Blick in der Brückenstraße.

Foto: Roland Morgen

Wer nach einer längeren Pause, sagen wir nach mindestens einem Jahr, wieder zum Shopping-Bummel in die Trierer City kommt, der dürfte positiv überrascht sein. Abgesehen vom verwaisten ehemaligen Karstadt-Warenhaus präsentieren sich die Fußgängerzone und die benachbarten Einkaufsstraßen in einem ganz ordentlichen Zustand. „Die City bietet aktuell ein besseres Bild, als wegen Corona zu befürchten war. Weniger neue Leerstände, dafür aber einige neue Läden“, bestätigt Matthias Schmitt (51), Konjunktur- und Handelsexperte der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier. Die Betonung liegt aber auf „aktuell“ und „befürchten“. Die Pandemie erweise sich als hartnäckiger als befürchtet; mittel- und langfristige Auswirkungen ließen sich noch gar nicht abschätzen: „Wir sind weit davon weg, sagen zu können: Wir sind auf der sicheren Seite.“

Positiver bewertet Patrick Sterzenbach (52), der Vorsitzende der City-Initiative Trier (CIT), die Lage: „Im Moment gibt es viel Bewegung. Das ist ein gutes Zeichen. Ich glaube nicht, dass wir dauerhaft mit massiven Leerständen zu kämpfen haben werden.“

Einem leer stehenden Ladenlokal hat Rebecca Enders neues Leben eingehaucht. Die 33-jährige Existenzgründerin hat im Juni im Ladenlokal Brückenstraße 13 (vormals Buchhandlung Ile de Ré) den Second-Hand-Laden „Liebe auf den zweiten Blick“ eröffnet und tanzt nun auf zwei Hochzeiten. Von 8 bis 12 Uhr arbeitet sie als Büromanagerin einer kleinen Altbausanierungsfirma, anschließend lebt sie bis Feierabend den Traum von der selbst bestimmten Selbstständigkeit – und trifft damit den Geschmack vieler Frauen, „die Kleidung aus zweiter Hand eine zweite Chance geben wollen“. Das Interesse an „echtem und kommunikativem Einkaufserlebnis“ sei so groß, dass sie inzwischen auch Neuware und Dekoartikel aus lokaler Produktion anbietet und – „obwohl momentan 14-Stunden-Tage fast schon die Regel sind“ – ernsthaft auch eine Ladenerweiterung in Erwägung ziehe, um auch Herrenmode anbieten zu können. Dass nicht immer alles rund läuft, sei einkalkuliert: „Ich stehe noch ganz am Anfang meiner Laufbahn und werde bestimmt noch das ein oder andere Mal aufs Schnäuzchen fallen.“

Die Buchhandlung Ile de Ré gibt es übrigens trotz, wie Betreiberin Regine Ebel (62) sagt, „einer momentanen Ruhephase“ weiterhin, und zwar in der Galerie Netzwerk (Neustraße 10). Dort sind Bestellung und Abholung möglich.

 Die Gerry-Weber-Filiale ist längst Geschichte. Im August soll  ein Tommy-Hilfiger-Jeansladen in der Fleischstraße 77 eröffnen.

Die Gerry-Weber-Filiale ist längst Geschichte. Im August soll  ein Tommy-Hilfiger-Jeansladen in der Fleischstraße 77 eröffnen.

Foto: Roland Morgen

Bleibt die spannende Frage, was aus der Ex-Karstadt-Immobilie (Simeonstraße 46) wird. Offenbar läuft es darauf hinaus, dass dort künftig mehrere Mieter und unterschiedliche Branchen unter einem Dach vereint sein könnten. Denkbar: Im Untergeschoss Lebensmittelhandel, Parterre und erstes Obergeschoss Einzelhandel und darüber Büros. Offizielle Bestätigungen gibt es (noch) nicht. Fest steht allerdings, dass eine Neunutzung erst nach einer umfassenden Sanierung und Modernisierung des knapp 50 Jahre alten Gebäudes möglich ist.

Was sich sonst so in der City tut – ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit:

In der Brotstraße 13 (gegenüber Zur Blauen Hand) hat Ende Juni das Pianohaus Hübner einen Outlet Store eröffnet. Betrieben wird er bis zum 7. August, während das Stammhaus in der Theodor-Heuss-Allee umgebaut wird.

Nach gut zweieinhalb Jahren ist der Leerstand in der ehemaligen Buchhandlung Leuckefeld (Fahrstraße 3) beendet. Dort hat Ende Juni der Hörgeräteakustiker Klangfang eröffnet.

Der Schuhladen Leguano Barfußschuhe hat seine Räumlichkeiten in der Fleischstraße 34-36 verlassen. Der Verkauf geht am neuen Standort in der Konstantinstraße 15, vormals Guillaume Outlet, weiter. Mit den frei gewordenen Leguano-Flächen will sich das benachbarte asiatische Restaurant Yamamoto „vergrößern“.

Die Gina-Laura-Filiale (Simeonstraße 25) ist geschlossen. Was nun mit dem Ladenlokal geschieht, ist noch nicht bekannt.

 Nach fast 50 Jahren verlässt die Firma Wäschegalerie Heinemann ihren Standort Brotstraße 11. Noch findet ein großer Räumungsverkauf in den derzeitigen Räumen statt. Ab voraussichtlich Ende August geht es mit neuem Konzept weiter in der Brotstraße 43, dem ursprünglichen Standort des 1871 gegründeten Unternehmens.

Brotstraße 20: Im Ex-Runner’s Point ist die zweite Trierer Filiale von Canvero frisch an den Start gegangen. Der Fokus des Sortiments liegt auf Accessoires wie Sonnenbrillen, Mützen, Schals und Taschen. Canvero Trier Nummer eins hat im April in den vormaligen Räumen von Damenmode Bonita (Simeonstraße 23/24) eröffnet.

Secrets – Lifestyle & Fetish Fashion hat nach sieben Jahren seinen Betrieb in der Bruchhausenstraße 7 eingestellt. Eingekauft werden kann weiterhin im Onlineshop.

Gut zwei Jahre nach der Schließung wird in den Räumen der Gerry-Weber-Filiale (ganz früher mal Wienerwald-Restaurant und Pizzeria La Strada)) in der Fleischstraße 77 kräftig umgebaut. Im August soll dort ein Tommy-Hilfiger-Jeansladen eröffnen.

Das Modegeschäft Soho hat über seinen Hauptgeschäftsräumen in der Fleischstraße 54 vorübergehend einen Pop-Up-Store eröffnet. Auf der ersten Etage erhältlich sind reduzierte Ware und Einzelteile.

Und der Leerstand im vormaligen Kind-Hörgeräte-Geschäft Margartengäßchen 8 (Ecke Moselstraße) ist beendet. Dort hat der Schuh- und Schlüsseldienst Mister Tom frisch eröffnet. Die Trier-Filiale des Hörgeräteakustikers Kind befindet sich seit Mitte Januar in der Fleischstraße 22.

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