Keine Wettkämpfe mehr Gesa Krause beendet Saison

Trier · Wegen Corona: Das erste Mal seit 19 Jahren beendet Hindernislauf-Europameisterin Gesa Krause eine Freiluft-Saison ohne Bestenlisteneintrag.

 Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier beendet die Freiluftsaison 2020 vorzeitig.

Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier beendet die Freiluftsaison 2020 vorzeitig.

Foto: Holger Teusch

Es war vor 20 Jahre, als Gesa Krause zum letzten Mal in einer Leichtathletik-Bestenliste fehlte. 2001, als Neunjährige, beginnt die Statistik für die zweimalige Hindernislauf-Europameisterin vom Verein Silvesterlauf Trier. Über 800 Meter lief sie 2:57,01 Minuten und mit der 4 x 50-Meter-Staffel ihres damaligen Vereins TV Dillenburg 33,30 Sekunden. Damit stand Krause an sechster beziehungsweise dritter Stelle des hessischen Jahresbestenliste der Altersklasse W 9. Als Zehnjährige war sie Zweitschnellste des Jahrgangs 1992 über 800 Meter (2:44,14) und 2000 Meter (7:42,7 Minuten). 2003 führte sie die W-11-Rangliste im Fünf-Kilometer-Straßenlauf an (20:59 Minuten). Seitdem ist sie aus den Bestenlisten nicht mehr wegzudenken. Meist an der Spitze der Mittelstrecken, aber auch schon mal im Speerwurf (als 15-Jährige beispielsweise mit 30,96 Metern) oder im Mehrkampf. Seit sie 2008 erstmals einen Hindernislauf bestritt, führte sie die nationale Rangliste in der Regel an.

Bis Corona nun eine Lücke in die beeindruckende Serie riss. Nachdem Krause nach fünf DM-Titeln in Folge über 3000 Meter Hindernis bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig Anfang des Monats das Rennen schon nach zwei Kilometern beendete, gab die nationale Rekordhalterin nun auch das vorzeitige Ende ihrer Freiluftsaison bekannt. „Die Olympia-Absage hat mein Leben auf den Kopf gestellt“, erklärte sie via Instagram ihren Entschluss. „Für jetzt bleibt mir nur zu sagen, dass die vergangenen 23 Monate kräftezehrend waren und ich meine Energie aufgebraucht habe.“ In knapp zwei Jahren hatte sie nur 14 trainingsfreie Tage.

Psychisch und letztlich auch physisch hat die Corona-Krise, die Absage sämtlicher Wettkämpfe in der ersten Jahreshälfte und auch die Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021, wohl mehr Kraft gekostet, als es sich Krause lange Zeit selbst zugestehen wollte. „Man muss das Beste aus der Situation machen“, sagte sie noch, als sie während des deutschen Lockdowns im März und April in Boulder in den USA trainierte.

Doch zurück in Deutschland war es nicht nur für Krause schwer, sich auf den Sport zu konzentrieren. Nicht nur die Ziele, die Perspektive auf irgendwelche Wettkämpfe, fehlte. Als im Juni die deutschen Meisterschaften für Anfang August ohne 3000 Meter Hindernis angekündigt wurden, setzte sich Krause vehement für die Aufnahme der Mittel- und Langstrecken ins DM-Programm auch unter Corona-Bedingungen ein. Das mündete in einem persönlichen Gespräch mit dem Generaldirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbands Idriss Gonschinska. Die gesamte Situation nicht einfach für eine Sportlerin, die sich sonst wie wohl keine andere auf ihre wichtigsten Wettkämpfe konzentriert. Als am 8. und 9. August doch alle Disziplinen bei der DM ausgetragen werden konnten, war ihr eigener Renn-Ausstieg ein emotionaler Tiefschlag.

Auch wenn sie diese Saison beendet hat, Gesa Krause wäre nicht Gesa Krause, wenn sie nicht versuchen würde nach vorne zu blicken. „Ich zweifle nicht an meinem Potenzial. Vielmehr habe ich den Traum, weiterhin über mich hinauszuwachsen, an mir zu arbeiten und meinem Traum einer olympischen Medaille im nächsten Jahr zu verwirklichen“, erklärt die WM-Dritte von 2015 und 2019. Eine schöpferische Pause soll Energie und mentale Frische zurückbringen, um sich mit Trainer Wolfgang Heinig auf die für 2021 geplanten Olympischen Spiele in Tokio vorbereiten zu können.

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