Leichtathletik Weiterhin Leichtathletik-Kleinstaaterei in Rheinland-Pfalz

Trier · Der LV Pfalz hat die Gespräche für eine Fusion der rheinland-pfälzischen Leichtathletik-Verbände ausgesetzt. Entwicklungschancen werden damit vergeben. Für die Vereinsarbeit vor Ort ändert sich erst einmal wenig.

 Der leistungssportlich orientierte Nachwuchs könnte von einem Zusammenschluss der drei rheinland-pfälzischen Leichtathletik-Verbände am meisten profitieren. Erst einmal sind die seit 2016 laufenden Fusion-Verhandlungen aber auf Eis gelegt.

Der leistungssportlich orientierte Nachwuchs könnte von einem Zusammenschluss der drei rheinland-pfälzischen Leichtathletik-Verbände am meisten profitieren. Erst einmal sind die seit 2016 laufenden Fusion-Verhandlungen aber auf Eis gelegt.

Foto: Holger Teusch

Was die Leichtathletik betrifft, bleibt Rheinland-Pfalz ein geteiltes Land. Im Landesverband Pfalz (LVP) trat zu Jahresbeginn - mit sofortiger Wirkung - Präsident Joachim Tremmel (66) zurück. Auf der LVP-Homepage heißt es „aus privaten Gründen“. Doch die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass der Befürworter einer Fusion der drei Teilverbände Pfalz, Rheinhessen und Rheinland (LVR) in seinem Präsidium keine Unterstützung für den Plan eines einzigen Leichtathletik-Landesverbands hatte. Das wurde nach Tremmels Rücktritt postwendend dadurch unterstrichen, dass die Pfälzer den beiden anderen Verbänden mitteilten, sich nicht mehr an den Fusions-Verhandlungen zu beteiligen.

„Es ist schade, dass das nach so vielen Diskussionen und nach so langer Zeit gecancelt wurde“, findet Thomas Fusenig, der beim Post-Sportverein Trier (PST) als Trainer vor allem Sprinter betreut. In der Tat hatten die Verbandsfunktionäre seit 2016 viel Energie in das Projekt gesteckt. Zunächst war der 1. Januar 2020 als Datum für den Zusammenschluss im Gespräch. Mitte des vergangenen Jahres zeichnete sich - auch wegen der Corona-Pandemie - bereits ab, dass es auch 2021 weiterhin drei Leichtathletik-Verbände in Rheinland-Pfalz geben würde. Das wird nach den neusten Entwicklungen in der Pfalz wohl auch 2022 der Fall sein.

„Es kann nicht sein, dass solch weitreichende Dinge wieder zwei Jahre geschoben werden“, sagt Klaus Klaeren. In der Realität wird laut LVR-Lauf-Verbandstrainer über die Verbandsgrenzen hinweg sowieso schon kooperiert. Sei es bei gemeinsamen Kader-Trainingsmaßnahmen, dem Austausch zwischen Trainern oder in der Meisterschaftsplanung in der Arge LAVRLP (Arbeitsgemeinschaft der Leichtathletikverbände). „Trainer und Athleten arbeiten sehr gut zusammen“, sagt Klaeren. Eine Fusion würde die Lebenswirklichkeit vieler Leichtathleten abbilden. Und Hürden wie im Grenzbereich Bad Kreuznach abbauen. Dort stoßen die drei Verbände aufeinander. Klaeren erzählt vom Trainer-Ehepaar Corinna Tentrup-Tiedje und Hans-Peter Tiedje, die sowohl im Rheinland, in Rheinhessen und in der Pfalz engagiert sind. Eine gewünschte Zusammenführung ihrer Athleten aus Vereinen aller Bereiche in einer Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) scheitert an den Verbandsgrenzen. Mit dem entsprechenden Frust auf allen Seiten.

Die rheinland-pfälzische Leichtathletik leidet laut Klaeren darunter. „Durch die drei kleinen Verbände rechnen wir unsere Wertigkeit im nationalen Vergleich runter“, sagt der Leiter der Trierer Sportakademie. Er ist sich sicher: „Eine Fusion würde den Leichtathletik-Standort stärken.“ „Langfristig hätten alle von der Fusion profitiert“, meint auch Yannik Duppich. Dabei denkt der Vorsitzende der LG Vulkaneifel und Trainer von Spitzenläufer Samuel Fitwi weniger an seinen Schützling. „Im Endeffekt brauchen wir das für die Jugend.“

 Der leistungssportlich orientierte Nachwuchs könnte von einem Zusammenschluss der drei rheinland-pfälzischen Leichtathletik-Verbände am meisten profitieren. Erst einmal sind die seit 2016 laufenden Fusion-Verhandlungen aber auf Eis gelegt.

Der leistungssportlich orientierte Nachwuchs könnte von einem Zusammenschluss der drei rheinland-pfälzischen Leichtathletik-Verbände am meisten profitieren. Erst einmal sind die seit 2016 laufenden Fusion-Verhandlungen aber auf Eis gelegt.

Foto: Holger Teusch

Andere Trainer sehen für die Arbeit vor Ort erst einmal keine Auswirkungen - mit oder ohne Fusion. „Ich bin nicht dagegen, bin aber auch nicht traurig, dass die Leute, die für uns vor Ort zuständig sind, in Koblenz sitzen“, sagt Hans-Theo Nieder und lobt die Arbeit der LVR-Geschäftsstelle. Der Trainer beim SE Orenhofen und Bitburg-Prümer Leichtathletik-Kreisvorsitzende gibt auch zu bedenken, dass Rheinlandmeisterschaften viele Sportler in seinem Kreis eine gute Motivation sind. Die Teilnahme an Landestitelkämpfe mit ihrem höheren Leistungsniveau sei aber schwerer zu vermitteln. Den Wegfall der Rheinlandmeisterschaften würde auch Wolfgang Baum nicht gerne sehen. „Auf Rheinlandebene sind wir sehr stark“, sagt der Sportwart der LG Bernkastel-Wittlich. Seine Leichtathletik-Gemeinschaft hatte im letzten vollständigen Wettkampfjahr 2019 die LVR-Vereinswertung (Auswertung der Verbandsmeisterschaften) angeführt. Andererseits würde Baum Vorteile, vor allem eine zeitliche Entlastung der Ehrenamtlichen durch Straffung des Meisterschaftsprogramms sehen.

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