Ultramarathonlauf Schüttelfrost erzwingt Mosellauf-Abbruch

Trier/Schweich/Bernkastel-Kues · Markus Krempchen und Claude Stiefer wollten seit Pfingstsonntag die etwa 550 Kilometer des Mosellaufs per pedes bewältigen. Bei dem Spendenlauf mussten sie sich auch gegen das ungewöhnlich nasse und windige Maiwetter durchsetzen. Gut 24 Stunden vor dem Ziel musste Krempchen aufgeben.

 Mit Blick auf den Fährturm waren die letzten Meter auf dem Weg in seine Heimatstadt Schweich für Markus Krempchen entspannt. In der Nacht zu Donnerstag ging es aber schon wieder weiter auf die letzten knapp 200 der insgesamt 550 Kilometer die Mosel entlang nach Koblenz.

Mit Blick auf den Fährturm waren die letzten Meter auf dem Weg in seine Heimatstadt Schweich für Markus Krempchen entspannt. In der Nacht zu Donnerstag ging es aber schon wieder weiter auf die letzten knapp 200 der insgesamt 550 Kilometer die Mosel entlang nach Koblenz.

Foto: Holger Teusch

Eigentlich schaffen es Markus Krempchen und Claude Stiefer immer wieder gut aus ihren Campingstühlen raus in den Laufschritt. „Nur in Trier, an der Mattheiser Kirche, da haben wir gesessen und die Sonne kam gerade mal raus. Da ist man schon müde geworden“, erzählte Krempchen am Mittwochnachmittag von den wenigen Sonnenminuten während der ersten gut 350 Kilometer von der Moselquelle am Col de Bussang in den Vogesen bis Schweich. Obwohl seine Heimatstadt so nah war, an den sonnenbeschienen Mauern der altehrwürdigen Benediktinerabtei fiel es dem 49-Jährigen schwer aufzustehen.

Das ist verständlich. Ob die Müdigkeit schon das erste Anzeichen für die Probleme war, die Krempchen in der darauf folgenden Nacht bekam? Schwer zu sagen. Nach einer längeren Pause in Schweich ging es für Krempchen und Stiefer in der Nacht auf Donnerstag weiter nach Bernkastel-Kues. Da war für den Schweicher Endstation. „Ich habe hier in Bernkastel meinen Lauf beendet.  Hatte viel Schüttelfrost heute Nacht“, meldete der 49-Jährige am Donnerstagmorgen. Während Stiefer weiter lief, ging bei Krempchen nichts mehr.

Dabei lief es bis Schweich trotz des widrigen Wetterbedingungen gut. Natürlich machte dem Duo die Müdigkeit, körperlich wie mental, nach mehr als 90 Stunden entlang des Mosellaufs zu schaffen. Muskuläre oder orthopädische Probleme hatten Krempchen und Stiefer wenige. „Mit dem linken Meniskus hatte am zweiten Tag Probleme. Am dritten Tag hat dann der linke Innenmeniskus angefangen“, erzählte Krempchen. Aber auf dem Weg nach Schweich beruhigten sich seine Knie wieder.

Vielleicht auch wegen der Vorfreude, dass am Stefan-Andres-Brunnen eine kleine Delegation von Familie und Freunden, mit der Schweicher VG-Bürgermeisterin Christiane Horsch und Stadtbürgermeister Lars Rieger den wohl ausdauerndsten Sohn der Stadt empfingen. Auch am deutsch-luxemburgisch-französischen Dreiländereck in Schengen kamen am Abend zuvor rund 60 Unterstützer, erzählten Krempchen und Stiefer. So wuchs auch die beim Mosellauf gesammelte Spendensumme zugunsten der Nestwärme Trier, der luxemburgischen Tierschutzorganisation Kalamata und dem Kinderhilfswerk World Vision stetig.

Zu erzählen hatte das deutsch-luxemburgische Laufduo immer einiges. Beispielsweise von der ersten, kurzen Übernachtung in Tippis in Charmes auf halben Weg zwischen Épinal und Nancy.  „Da sind wir erst gegen Mitternacht angekommen und die Tippis sind natürlich nicht beheizt. Als wir morgens um fünf Uhr wieder los sind waren die Klamotten noch klamm“, berichtete Krempchen. An einigen Stellen entlang der noch schmalen Mosel verliefen sich die erfahrenen Ultramarathonläufer, kämpften sich durch Dornenhecken wieder in die richtige Richtung. Am Pfingstmontag sorgte ein Unwetter sogar dafür, dass sie ihren Lauf früher als geplant abbrechen mussten. Eine alternativlose Entscheidung bei Gewitter und Hagel: „Die Gesundheit geht vor“, sagte Krempchen und verweist auf die Todesfälle bei einem fast zeitgleich durchgeführten 100-Kilometer-Lauf in China. Dass er diese Aussage ernst nimmt, zeigte auch sein Laufabbruch in Bernkastel-Kues.

An die Kräfte gingen die Etappen in Frankreich, die mit bis zu 100 Kilometer fast doppelt so lang waren, als Krempchen und Stiefer sie als ideal erachtet hatten. Nötig wurde das wegen der im Elsass und in Lothringen geltenden Corona-Beschränkungen. „Geplant waren am Anfang eigentlich 60- bis 70-Kilometer-Abschnitte mit Vier-Stunden-Pausen. Durch die Pandemie und Ausgangsbeschränkungen in Frankreich mussten wir die ersten Etappen auf 90 bis 100 Kilometer legen. Jetzt gehen wir in den alten Rhythmus zurück. Hier sind die Inzidenzien ja so weit zurückgegangen, dass keine Ausgangssperren mehr sein und wir auch nachts laufen können“, erklärte Krempchen bei seiner Ankunft in Schweich.

Wurde am Pfingstdienstag Stiefers 50. Geburtstag in Schengen noch mit Kuchen gefeiert, gab es in der Stefan-Andres-Stadt Hamburger. Gegrilltes passte den beiden Ultramarathonläufern besser als Pasta, um den enormen Kalorienbedarf zu decken. Als Hobbykoch war der Luxemburger Luc Hoffmann, der mit einem Kleintransporter, vollgestopft mit Kleidung, Verpflegung, Matratzen und vielem mehr, alle paar Kilometer am Streckenrand Station macht, der ideale Grillmeister.

Bei Markus Krempchens Eltern ließ es sich für ein paar Stunden durchatmen. „Der Knackpunkt ist geschafft“, glaubte Krempchen da noch. Dreiviertel der Strecke geschafft und die Wetteraussichten endlich besser. Aber statt am Freitagmittag (28.5.) am Deutschen Eck in Koblenz einzulaufen heißt es für ihn erst einmal erholen. Ob er einen neuen Anlauf zur Verwirklichung seines Traums nehmen wird? Darüber nachzudenken ist es bei aller Enttäuschung noch zu früh.

Infos und Spendenkonto im Internet: www.trailducks.de

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