Paralympische Spiele in Tokio Wahl-Triererin Diana Dadzite beste lettische Para-Sportlerin aller Zeiten

Trier/Riga · Die 35-jährige Leichtathletin, die seit 2013 auch den Dolphins Trier angehört, gewinnt in Japan Silber und Bronze. Der Rummel um ihre Person gefällt ihr gar nicht.

  Reiche Ausbeute: Dank Silber und Bronze in Tokio ist Diana Dadzite nun Lettlands erfolgreichste Para-Sportlerin. Ganz zufrieden ist die 35-Jährige, die seit 2013 den Dolphins Trier angehört, mit ihrem Abschneiden in Japan aber nicht.

Reiche Ausbeute: Dank Silber und Bronze in Tokio ist Diana Dadzite nun Lettlands erfolgreichste Para-Sportlerin. Ganz zufrieden ist die 35-Jährige, die seit 2013 den Dolphins Trier angehört, mit ihrem Abschneiden in Japan aber nicht.

Foto: privat

Diana Dadzite braucht jetzt erstmal vor allem eins: Ruhe. Die vergangenen Tage, die vergangenen Wochen – ja die vergangenen zwei Jahre haben sie aufgewühlt, gestresst, müde gemacht. Jetzt fällt der Druck so langsam ab von der 35-jährigen Para-Leichtathletin aus Lettland, die bei den Paralympics in Tokio wieder erfolgreich war. Silber im Diskus, Bronze im Speer – es sind Dadzites Medaillen drei und vier bei Paralympics nach Gold im Speer sowie Bronze im Diskus 2016 in Rio de Janeiro.

Dadzite steigt damit zur erfolgreichsten lettischen Paralympics-Athletin auf. Eine Marke, die auch in Dadzites zweiter Heimat Trier aufhorchen lässt – dort, wo sie seit 2013 zum Team des Rollstuhlbasketball-Bundesligisten Dolphins Trier gehört, bei dem sie auch noch eine Teilzeit-Stelle in der Geschäftsstelle hat.

Seit längerem fokussiert sich Dadzite aber voll auf die Leichtathletik. Im Juni ist sie zurück in ihre Geburtsstadt Riga gezogen, um sich – in der Endphase ohne Trainer – abschließend auf die Paralympics vorzubereiten. „Ich genieße zurzeit die freie Zeit. Ich bin einfach nur happy, wieder in meinen eigenen vier Wänden zu sein. Ich will jetzt erstmal keinen Fitnessraum, keinen Speer, keinen Diskus sehen“, sagt Dadzite nun nach ihrer Rückkehr aus Tokio im Video-Telefonat mit dem TV.

Die Japan-Bilanz Dadzites, die an einer Fehlbildung der Wirbelsäule leidet und seit einem Autounfall 2012 auf den Rollstuhl angewiesen ist, fällt gemischt aus. „Ich wollte mein Speer-Gold von 2016 wiederholen. Leider ist mir das nicht gelungen, obwohl ich mit mehr als 24 Metern fast einen Meter weiter als damals geworfen habe. Vielleicht habe ich mich zu sehr unter Druck gesetzt. Mit dem Diskus-Silber und der erzielten Weite von über 25 Metern bin ich dagegen super zufrieden“, sagt Dadzite, die ihrer Gefühlswelt in Tokio freien Lauf ließ. Riesen-Jubel im Diskusring, Tränen in der Presse-Mixed-Zone nach dem Speerwurf-Wettkampf.

Dadzite ist in Lettland ein Star. Nach ihrem Rio-Gold wurden Briefmarken mit ihrem Bild aufgelegt. Vor den Tokio-Spielen zierte ihr Foto große Werbeflächen in der Hauptstadt Riga. „Dort erkennt mich auf der Straße jeder Zweite. Da muss ich schon aufpassen, wie ich mich in der Öffentlichkeit gebe“, sagt Dadzite, die mit Rummel nicht viel anfangen kann: „Ich will mit dem Sport mein Land in den Vordergrund bringen, aber selbst lieber im Hintergrund bleiben.“ So hat sie den Empfang nach der Rückkehr aus Tokio eher mit einem gequälten Lächeln über sich ergehen lassen – und so blickt sie ihrem Auftritt am kommenden Montag in einer lettischen Fernsehsendung auch eher mit etwas Bauchschmerzen entgegen.

In drei, vier Wochen wird es bei Dadzite aber wieder kribbeln. Dann geht es darum, die Grundlagen für die nächsten sportlichen Ziele zu schaffen. Für die Para-Leichtathletik-WM im nächsten Jahr. Und irgendwo auch schon für die Paralympics 2024. Dadzite: „Es wäre cool, wenn ich auch in Paris nochmal dabei sein könnte.“

Und Rollstuhl-Basketball? Darauf ihren Fokus nochmals über einen längeren Zeitraum zu richten, scheint ihr momentan schwer zu fallen. Demnächst wird sie zumindest vorübergehend wieder in Trier sein. Dann wird es Gespräche geben. Ausgang: offen.  

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