Kultur Das Museum kommt ins Wohnzimmer

Trier · Die rheinland-pfälzischen Museen dürfen wieder öffnen – allerdings mit Einschränkungen, denn das Gebot, Abstand zu halten, gilt auch weiterhin.

 Wo bleibt denn da die soziale Distanzierung? Das Stadtmuseum Simeonstift zeigt Exponate aus der Sonderausstellung „Gesammelt und gesichtet – hier „Weinstand“ (2019) von Martina Diederich.

Wo bleibt denn da die soziale Distanzierung? Das Stadtmuseum Simeonstift zeigt Exponate aus der Sonderausstellung „Gesammelt und gesichtet – hier „Weinstand“ (2019) von Martina Diederich.

Foto: Trierischer Volksfreund/Stadtmuseum Trier

„Aus diesem Grund können wir keine größeren Gruppen empfangen und Führungen durchführen“, schreibt zum Beispiel das Naturkundemuseum Gerolstein auf seiner Homepage. „Einzelpersonen, Familien und kleine Gruppen sind natürlich herzlich willkommen.“ Ähnlich dürfte es in vielen Museen aussehen. Neben Führungen finden auch Workshops und andere Veranstaltungen noch nicht statt. Außerdem ist das Recht zur Öffnung natürlich keine Pflicht; nicht alle Häuser haben von der Möglichkeit bereits Gebrauch gemacht.

Denkbar schlechte Voraussetzungen also für den Internationalen Museumstag am Sonntag, 17. Mai. Der ist zwar keine Großveranstaltung wie ein Volksfest, weil sich viele Tausend Besucher auf bundesweit rund 2000 Museen verteilen, aber es soll eben nirgendwo zu einem Massenandrang an einem bestimmten Tag kommen – auch wenn sich mancher Museumsleiter wohl insgeheim einen Besuscherstrom mit Warteschlangen wie vor einem bekannten schwedischen Möbelhaus wünschen würde.

Die gute Nachricht aber ist: Der Deutsche Museumsbund hat sich bereits in den vergangenen Wochen – als eine Öffnung noch nicht absehbar war – Gedanken darüber gemacht, wie die Veranstaltung trotzdem durchgeführt werden kann. Alle Museen wurden aufgerufen, sich mit Online-Aktionen zu beteiligen.

Die „Musemsstadt Trier“, zu der sich fünf Trierer Museen zusammengeschlossen haben, macht dabei mit. Digitale Angebote gibt es im Rheinischen Landesmuseum, im Stadtmuseum Simeonstift, im Museum am Dom, im Karl-Marx-Haus und in der Schatzkammer der Stadtbibliothek. Dort lässt sich am heimischen Bildschirm im berühmten Ada-Evangeliar blättern – vor Ort wäre das ohnehin nicht möglich, dazu ist die um das Jahr 800 entstandene Handschrift viel zu empfindlich und zu wertvoll. Aus dem Rheinischen Landesmuseum Trier lassen sich unter anderem 200 Exponente digital betrachten. Das Stadtmuseum bietet virtuelle Rundgänge sowohl für Erwachsene als auch für Kinder an. Das Museum am Dom zeigt beispielsweise Videos vom Trierer Dom. Und im Karl-Marx-Haus, das voraussichtlich ab kommender Woche wieder Besucher empfängt, gibt es bei einem Quiz Eintrittskarten zu gewinnen, die dann später an einem beliebigen Tag eingelöst werden können.

Besser als Museen in geschlossenen Gebäuden haben es die Freilichtmuseen, zum Beispiel der Roscheider Hof in Konz, weil dort die Besucher mehr Platz zur Verfügung haben. Bis auf Weiteres ist aber nur das Freigelände geöffnet; das Hauptgebäude und Museumshäuser bleiben noch geschlossen. Dafür gelten aber ermäßigte Eintrittspreise. Zum Museumstag gibt es auf der Homepage des Museums ein Video zur Obstbaumblüte, außerdem auf Facebook und Instagram viele Beiträge mit Einblicken ins Museum. Insgesamt 700 Exponate können auch digital betrachtet werden. Geöffnet sind in der weiteren Umgebung mit Einschränkungen auch das LVR-Freilichtmuseum Kommern bei Mechernich und das Rheinland-Pfälzische Freilichtmuseum in Bad Sobernheim, letzteres nur für Spaziergänge, dafür aber kostenlos.

• Das ausführliche Programm der Trierer Museen finden Sie auf ­Seite 2.

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