Edelbrände Hochwertig und hochprozentig

Region · Qualität statt Masse: Rheinland-pfälzische Brennereien stellen bei der Edelbrandprämierung hohes Niveau unter Beweis.

 Von A wie Apfel bis Z wie Zwetschge – kaum eine Obstsorte, die sich nicht zum Brennen eignet.

Von A wie Apfel bis Z wie Zwetschge – kaum eine Obstsorte, die sich nicht zum Brennen eignet.

Foto: Volker Haller

Not macht erfinderisch, weiß der Volksmund. Und das gilt natürlich auch in Corona-Zeiten. Wenn Absatzmärkte einbrechen, dann stellen Firmen schon einmal ihre Produktion um: Autobauer fertigen Beatmungsgeräte, Textilfabrikanten nähen Masken statt Hemden und Brennereien stellen statt Obstbrand Desinfektionsmittel her. Böse Zungen behaupten, geschmacklich sei da ja auch kein Unterschied. Anders als zum Beispiel der französische Calvados hat der tradionelle Obstler hierzulande oftmals ein schlechtes Image. Das mag einerseits an der industriellen Massenware liegen, andererseits an der Erinnerung an schlechte Zeiten nach dem Krieg, als Selbstgebrannter auf dem Schwarzmarkt getauscht wurde.

Diese Zeiten sind allerdings lange vorbei, und gerade in vielen kleinen Brennereien versteht man sich heute hervorragend darauf, hochwertige Ware zu produzieren. Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen und Mirabellen sind die klassischen Früchte, die für Obstbrand verwendet werden. Davon zu unterscheiden ist der Obstgeist, bei dem Früchte mit geringem Zuckergehalt  – Himbeeren und Schlehen beispielsweise – in neutralem Alkohol eingweicht werden und ihr Aroma abgeben. Statt der vergorenen Maische wird dann dieser Ansatz destilliert.

Die Landwirtschaftskammern haben das Potenzial, das im Obst steckt, erkannt. An der Edelbrandprämierung in Rheinland-Pfalz haben sich in diesem Jahr 80 Betriebe mit ihren Erzeugnissen beteiligt, um die begehrten Kammerpreismünzen zu ergattern. Neun besonders gelungene Produkte von Brennereien zwischen Eifel, Westerwald und Südpfalz dürfen sich zudem mit dem Titel „Siegerbrand“ schmücken.

Ganz nebenbei sorgen die Brennereien auch noch für den Erhalt von Streuobstwiesen als Kulturlandschaft und Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten.  Mit dem Auslaufen des Branntweinmonopols, das den Brennereien die Abnahme von Alkohol durch den Staat zu garantierten Preisen sicherte, schienen auch die Streubobstwiesen in Gefahr. Doch kann der Wegfall des Monopols für die Brennereien ein Anreiz sein, besonders hochwertige Produkte zu erzeugen und diese selbst zu vermarkten. Neben dem rheinland-pfälzischen Wein brauchen sich die heimischen Spirituosen jedenfalls nicht zu verstecken.

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