Glaube im Alltag

Irgendwie klang es immer lustig, wenn mein erster Trierer Chef von der "Monschtranz" redete. Aber Peter Frisch, damals Pastor auf der Tarforster Höhe, hatte auch noch ein ernsteres Wort für das liturgische Gefäß, das heute überall durch die Straßen getragen wird: "Zeigegerät".

Das ist es ja auch. Auf einem Fuß steht eine Art goldenes Schild, in der Mitte ein kleines Fenster mit viel Schmuck drum herum; und dieses Fenster zeigt etwas vor: ein Stück Brot. Manchmal ist das Brot als solches erkennbar, oft ist es schon selbst ziemlich abstrakt: eher eine Oblate, nur aus Weizenmehl und Wasser gebacken. Hostie nennen wir dieses Stück Brot auch - und kommen damit schon ein bisschen näher an das heran, was die Monstranz, das "Zeigegerät", denn eigentlich zeigt. Hostia ist das lateinische Wort für das Opferlamm oder das Osterlamm. Das ist in der alten Sprache der Kirche Jesus Christus. Von ihm sagt die Bibel, dass er wie ein Opferlamm gestorben ist - einer, der sich verschenkt hat und immer weiter verschenkt; einer, der für die Menschen zu Brot geworden ist: Weil wir ihn brauchen wie das tägliche Brot. Den zeigt die Monstranz vor. Allerdings: Ihn zu sehen im Zeigegerät bei der Prozession durch Stadt oder Dorf: Das fällt schon schwer. Da scheint eben nur ein Stückchen Brot zu sein - hinter Glas. Sichtbar machen können und müssen ihn die Menschen, die mit der Monstranz zusammen demonstrieren. Zur Jesus-Demo wird das alles, weil da gläubige Menschen unterwegs sind, die auch sonst für andere Menschen da sind; sich selbst oder etwas von sich verschenken - für nahe Nachbarn und für weit entfernte Nächste. Das gilt für die meisten bei den Trierer Prozessionen und weltweit; dafür steht auch das kleine Stück heiliges Brot in der Monstranz, das sie heute überall vorzeigen. Altfried G. Rempe, Pastoralreferent in Trier

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