Katholische Kirche Gelassenheit und Zuversicht

Zur Berichterstattung über die vorerst gestoppte Reform des Bistums Trier und zur Aufarbeitung des Missbrauchs-Skandals schreiben Manfred Schmitz, Paul R. Woods und Kurt Weiser:

„Wasch mir den Pelz, aber mach` mich nicht nass!“, lautet ein Sprichwort, das genau die Situation abbildet, in der Bischof Ackermann steckt, nachdem er „der Not gehorchend, und nicht dem inneren Zwang“ in mühsamer, engagierter Arbeit eine Neuordnung der Pfarreien seines Bistums auf die Beine gestellt hat. Es ist so ähnlich wie mit der Windkraft: Jeder ist dafür, den Klimawandel zu stoppen, aber keiner will ein Windrad in seiner Nähe sehen oder hören. Allein mit großen Gefühlen und noch größeren Übertreibungen sind Probleme nicht zu lösen, es sei denn, man hat ein besseres, realistischeres Konzept.

Der Bischof kämpft mit dem Rücken zur Wand: Er muss wegen des Priestermangels, des fehlenden Nachwuchses, des Schrumpfens der Pfarreien und dem damit einhergehenden Ausfall an Kirchensteuern Aufgaben straffen und zukunftsorientiert reagieren. Die, die dem Bischof Knüppel zwischen die Beine werfen, ihm sogar mit massenhaften Kirchenaustritten drohen, stellen sich als Christen selbst infrage, beweisen sie doch, dass sie die Kirche, die doch die spirituelle Heimat all ihrer Mitglieder ist, mit einem Heimatverein verwechseln. Ebenso wenig kann der Missbrauchsskandal ein adäquater Grund für den Kirchenaustritt sein. Wer so argumentiert, denkt nicht logisch und differenziert: Was kann die Kirche für ihre Kinderschänder? Solidarität mit der untadeligen Mehrheit ihres Personals, das Großartiges – vor allem an der Basis – leistet, sollte doch der nächstliegende Gedanke sein. Bedingung: Rausschmiss aus der Kirche, nicht nur der Täter, sondern auch derer, die, die rigorose Aufklärung behindern!

Apropos Kirchenpersonal: Teile des Vatikans, der Kurie und der Priesterkaste gebärden sich so, wie wenn sie selbst die Kirche wären. Ihnen geht es um Eitelkeiten, um Prestige, um die Behauptung althergebrachter Machtstrukturen und Traditionen. Die starrsinnigen alten und jungen Männer würden eher die Anzahl der Gläubigen auf Null herunterwirtschaften, als den vielen edlen Frauen in der Kirche gleiche Rechte einzuräumen. Doch die Frauen würden das Christentum enorm voran bringen und zumindest den Priestermangel und die organisatorischen Probleme der Kirche lösen. Fazit: Alle verfassten Religionen sind von „alten Männern“ gemacht, darum sind sie frauenfeindlich!

Der aufgeputschte, kleinkarierte Hype um die Reform im Bistum Trier sollte nicht von den spirituellen Aufgaben der Weltkirche ablenken: Die sollte sich allein auf christliche Werte beschränken, sich von unglaubbaren „Glaubenswahrheiten“, abstrusen Dogmen, Mysterien, Kniefällen und Mummenschanz sowie ihrem aufgeblasenen Hofstaat trennen, keine Kirchensteuer vom Staat eintreiben lassen und nicht vorschreiben, was zu glauben ist. Sie soll eine universale, tröstliche, menschlich warme Heimat sein, und statt sie zu schwächen sollten wir ihr helfen, sich von allem zu reinigen, was mit reiner Religion nichts gemein hat.

Manfred Schmitz, Flußbach

Zu den Leserbriefen „Warum diese Aufregung?” (TV vom 27. November) und „Zynisch“ (TV vom 7./8. Dezember):

Es sei darauf hingewiesen, dass praktisch alle Einrichtungen, die der Heimunterbringung von Kindern und Jugendlichen dienten, ein Regime anwandten, das heute als „Schwarze Pädagogik“ bezeichnet wird.

Dazu sollte ins Gedächtnis gerufen werden, dass bundesweit bis zu Beginn der 1970er Jahre bei den Mädchenheimen alle in kirchlicher Hand waren und bei den Jungenheimen immerhin 80 Prozent. Die von Marzellus Boos geschilderten schlimmen Umstände der physischen und psychischen Misshandlung waren der graue Alltag für Hunderttausende junger Menschen.

Für die Trierer Region könnte das Eduardstift in Helenenberg (an der B 51 zwischen Bitburg und Trier gelegen) als weiterer Negativfall neben dem Albertinum dienen.

Das Eduardstift der Salesianer Don Boscos betrieb eine umfangreiche Landwirtschaft (mehr als 100 Hektar) und Werkstätten, die überwiegend Unterhalt und Reparatur des Hofgutes dienten. Zusätzlich wurde mehrere Jahre lang eine gewerbliche Matratzenproduktion betrieben, die für den Orden eine zusätzliche Geldquelle darstellte.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die rund 220 männlichen Jugendlichen, bis auf eine kleine Gruppe Schulpflichtiger, alle körperlich hart arbeiten mussten. Und dass bei jedem Wetter Feldarbeit zu leisten war. Eine Entlohnung oder die Entrichtung von Sozialversicherungsbeiträgen hat es nicht gegeben. Jedoch haben die Heimatjugendämter für alle Unterbringungszahlungen an das Heim geleistet. Es fand also eine doppelte Bereicherung statt.

Die Heimleitung, die 1996 dort tätig war, hat sich für das Unrecht der 1960er Jahre bei mir entschuldigt – von den Salesianern habe ich damals nur Beleidigungen, Prügel, Hohn und Spott erhalten und ich wurde 1960 als „für keinerlei Berufsausbildung geeignet“ klassifiziert. Nach dem Verlassen des Heimes habe ich von den „Gottesmännern“, die jeden zehnmal wöchentlich in die Kirche zwangen, nie wieder etwas vernommen.

Ergänzend: ich habe später einen Kaufmannsgehilfenbrief der IHK Köln (1965) und ein Diplom der Universität Bonn (1981) erhalten.

Paul R. Woods, Neumagen-Dhron

Zum Leserbrief „Ungeheuerlich“ (TV vom 7./8. Dezember):

Im Rückblick auf früheres Leben in Pfarrgemeinden, in seinem Missfallen an Unterstellungen und anderem hat Dr. Ernst Schneck nicht ganz Unrecht. Doch hat er wohl auch Sorge um die Wertschätzung des Priesterstands. Ein unbefangener Blick unter anderem auf die Reformierte Kirche in der Schweiz könnte seine Befürchtungen lindern. Mehr Gelassenheit und Zuversicht ist allen zu wünschen, denn: Wenn zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind ...

Kurt Weiser, Herforst

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