Vinyl der Woche: Y.M.C.A – Village People Hör auf zu tanzen, Donald ...

Serie · Nach vielen Monaten öffnen Discotheken in Rheinland-Pfalz wieder. Pünktlich zum 70. Geburtstag von Victor Willis. Zeit für eine Tanz-Auffrischung am Negativbeispiel des Ex-US-Präsidenten?

 Y.M.C.A. / The Women  von Village People

Y.M.C.A. / The Women  von Village People

Foto: Band

Tatsächlich! Es ist soweit! Nach vielen Monaten öffnen Discotheken ab Freitag wieder ihre Pforten. 350 Menschen erlaubt, Testpflicht, Lüftungen – das volle Anti-Corona-Programm. Hier ein exklusiver Einblick, wie das in den Discos aussehen wird: Auf der Tanzfläche werden Menschen stehen, die skurrile Dinge mit ihren Händen tun. Über den Kopf schwingen. Winken. Vielleicht mit dem Finger auf andere zeigen. Der Club-Besuch könnte also zu einer Hommage an einen trump’schen Wahlkampfauftritt werden. Denn der Ex-US-Präsident übte sich doch immer wieder mit überlanger roter Krawatte in solchen Dance-Moves. Und zog damit den Ärger von Victor Willis auf sich, der am Donnerstag 70 Jahre alt wird.

Aber wie kommen Trump und der Village-People-Sänger gemeinsam in eine Kolumne? Nun, Trump tanzte allzu gerne zu Y.M.C.A., dem bekanntesten Song der Village People – geschrieben von Victor Willis. Willis machte seinem Unmut Luft und sagte, er könne nicht mehr länger wegschauen. Böse Zungen behaupten, dass man aufgrund der tänzerischen Fähigkeiten Trumps eher nicht länger hinschauen könnte – aber das ist ein anderes Thema.

Es war nicht das erste Mal in Willis’ Karriere, dass der Sänger für Schlagzeilen sorgte. Dabei fing in seiner Jugend doch alles so harmlos an. Als Sohn eines Baptistenpredigers bildete er in der Gemeinde seines Vaters seine stimmlichen Fähigkeiten aus. Er nahm Schauspiel- und Tanzunterricht, es zog ihn nach New York, er trat in Broadwayproduktionen auf. Seinen Durchbruch schaffte er allerdings in der Discoszene, in die ihn der französische Produzent Jacques Morali einführte. Spätestens seit er als Polizist und Marineoffizier bei den Village People aktiv war, erreichte er Weltruhm. Y.M.C.A., eine Hymne auf die Young Men’s Christian Association wurde 1978 zum Soundtrack der schwulen Kultur.

Und Willis? Der verließ die Gruppe 1980 während der Vorbereitungen auf den Musikfilm Can‘t Stop the Music. Der Film wurde zu einem riesigen Flop. Willis kehrte noch einmal für ein Album zu den Village People zurück, auch dieses verzeichnete keinen Erfolg. Wenn man Victor Willis in den Folgejahren in den Medien sah, dann meist aufgrund von Drogenexzessen oder Straftaten. Er landete zwischenzeitlich nacheinander in Gefängnis und Drogenentzug. Mittlerweile scheint er jedoch „clean“ und ruhiger zu sein.

2007 heiratete Willis ein zweites Mal – eine Juristin mit Masterabschluss in Wirtschaft. Seine erste Ehefrau war übrigens um einiges bekannter: Phylicia Rashad, die jahrelang die Rolle der Claire Huxtable in der Cosby Show verkörperte.

 Man kann von Willis’ Lebensgeschichte halten was man will. Und von Y.M.C.A. sowieso. Aber, liebe Leser: Hier für Sie als kleiner Service für die eingerosteten Tänzer, noch einmal das (von Trump nicht beachtete) Rezept des Tanzes: Beim Y werden die Arme schräg nach oben gestreckt. Beim M treffen Sie sich angewinkelt vor der Brust. Für das C strecken Sie beide Hände nach rechts. Den Abschluss bildet das A, bei dem ein Dreieck über dem Kopf gebildet wird. Befolgen Sie das, dann tanzen Sie zwar vielleicht schlechter als Victor Willis, aber in jedem Fall besser als Donald Trump. Wenigstens etwas.

In der Kolumne „Vinyl der Woche“ stellt der Trierische Volksfreund wöchentlich eine Schallplatte vor – von Neuerscheinungen, über besondere Alben bis hin zu Klassikern. Alle Serienteile finden Sie hier.

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