Vom „Kriegsstandort“ Grüneberg…

Politiker aller Parteien gehen derzeit wieder bevorzugt auf Sommerreise. In der Regel sind diese Besuche nur für die Besuchten interessant und für den jeweiligen Minister, der dadurch demonstrieren kann, wie sehr er sich für die Bürger interessiert. Einen Neuigkeitswert haben die Sommertouren dagegen selten. Als der Bundesverteidigungsminister am Dienstag der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 41 in Trier auf dem Grünenberg seine Aufwartung machte, war das etwas anders, denn Thomas de Maizière hatte tatsächlich Nachrichten im ministeriellen Marschgepäck.

Dass die WTD im Rahmen der Bundeswehrreform nicht geschlossen würde, sondern im Gegenteil noch aufgewertet, war zwar schon klar. Aber de Maizière brachte die genauen Zahlen mit: In die Trierer Dienststelle wird im zweistelligen Millionenbereich investiert, und die Zahl der Beschäftigten steigt von 350 auf 430.

Für die meisten Trierer dürfte das eine gute Nachricht gewesen sein, denn die WTD ist weitgehend akzeptiert. Die Dienststelle macht trotz der Panzertests wegen ihres abgelegenen Standorts keinen großen Lärm und Dreck in der Stadt und die Arbeitsplätze, die sie bietet, sind teils hoch qualifiziert. "Trier wird als Kriegsstandort für die Rüstungsindustrie ausgebaut", wetterte allerdings sogleich die Trierer Bundestagsabgeordnete Katrin Werner von der Partei die Linke und forderte, dass der Grüneberg zum Konversionsprojekt werden müsse. Infrastruktur und Arbeitsplätze müssten in eine zivile Nutzung überführt werden.
Panzer und Militärgerät sind auch dazu konstruiert, zu töten. Deshalb darf man dem Militär natürlich kritisch gegenüberstehen. Die Kritik von Katrin Werner zeigt aber eine grandiose Unkenntnis der Materie, die gewohnte Realitätsferne der Linkspartei und eine gewisse Ingnoranz gegenüber denen, die für deutsche Interessen Leib und Leben riskieren, den Bundeswehrsoldaten. Die WTD testet Material mitnichten für die Rüstungsindustrie, sondern im Auftrag der Bundeswehr. Bei den Tests geht es darum, festzustellen, ob das Gerät den Anforderungen eines Einsatzes gerecht wird. Wenn ein Laster der Bundeswehr, der in Deutschland tadellos läuft, wegen eines Achsschadens aufgrund der großen Belastung auf einer Schotterpiste im afghanischen Gebirge liegen bleibt, dann bedeutet das für die Soldaten Lebensgefahr, weil sie für die Taliban womöglich auf dem Präsentierteller liegen. Mit dem, was die Ingenieure und Techniker auf dem Grüneberg tun, tragen sie also auch dazu bei, Leben zu schützen oder zu retten.

Ins linke Weltbild passt so etwas aber nun gar nicht. Und wohlfeile Forderungen sind leicht in die Welt gesetzt - vor allem, wenn man sich als Oppositionspolitikerin fernab von Regierungsverantwortung um deren Umsetzung nicht zu scheren braucht. Womit wir wieder bei den Sommerreisen der Politiker wären: Katrin Werner würde eine solche vielleicht nicht schaden - als Weiterbildungsreise auf den Grüneberg.,

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