Umwelt Müll vom Straßenrand lässt Kühe qualvoll sterben

Merzkirchen/Saarburg/Trier · Wenn Dosen und Plastikflaschen in Wiesen und dann kleingehäckselt im Kuhfutter landen, kann das fatale Folgen haben. Milchviehhalter aus Merzkirchen und Saarburg schildern ihre Erfahrungen.

  Landwirt Elmar Scheuer sorgt sich um seine Milchkühe. Sie bekommen gehäckseltes Gras zu fressen, in dem schon mal geschredderter Müll landen kann.

Landwirt Elmar Scheuer sorgt sich um seine Milchkühe. Sie bekommen gehäckseltes Gras zu fressen, in dem schon mal geschredderter Müll landen kann.

Foto: TV/Marion Maier

Der Müll auf seinen Wiesen am Straßenrand bringt Landwirt Johann Hirt in Rage. Autofahrer werfen dort reihenweise Dosen, Plastik- und auch Glasflaschen weg. Obwohl Hirt den Abfall aufsammelt, werden vereinzelt immer wieder Dosen oder Flaschen zusammen mit dem Gras kleingehäckselt. Kühe, die dieses Gras fressen, nehmen die Centstück-großen Metall- und Plastikteile und auch Glassplitter mit auf. Der Bauer aus Saarburg-Kahren sagt wütend: „Das müsste mal gefilmt werden, wie eine Kuh dann stöhnt beim Sterben. Das ist eine Katastrophe!“ Wie Rasierklingen würden die scharfkantigen Festkörper die Kühe von Innen aufschlitzen.

Vier bis fünf Tiere pro Jahr hat der Landwirt eigenen Angaben zufolge in der Vergangenheit so verloren. Hirt: „Das ist nicht nur ein finanzieller Verlust. Das tut einem auch weh. Das Stöhnen ist 30 Meter vom Stall entfernt noch zu hören!“ Der gefressene Müll mache sich zunächst dadurch bemerkbar, dass die Kühe kein Futter mehr anrührten und abmagerten. Nicht jede Kuh müsse dann sterben. Mit viel Glück verkapselten sich die Fremdkörper im Innern. „Und wenn nicht, wird die Kuh nach zwei Wochen eingeschläfert“, sagt Hirt.

Trotz Gegenmaßnahmen verliert der Bauer immer noch eine Kuh pro Jahr an den Müll. Hirt sammelt den Abfall zwischendrin nicht nur ein. Er hat seinen Kühen auch einen Magneten in den Pansen eingesetzt, der die Metallteile festhält. Ein gängiges Verfahren, das aber nicht bei Plastik und Glassplittern wirkt. Zudem häckselt Hirt die Wiesen im Abstand von zehn bis zwölf Metern zur Straße hin nicht mehr, obwohl dies für Milchviehhalter die bessere Methode ist, das Gras zu verwerten. Stattdessen schneidet er das Gras und auch den Müll von dort nur grob. Größere Hartteile  fressen die Kühe nicht.

Zwei Orte weiter in Merzkirchen-Rommelfangen hat Elmar Scheuer das gleiche Problem. Er besitzt viele Flächen an Straßen, die zumindest zu Stoßzeiten stark befahren sind. Bei ihm sind im vergangenen Jahr gleich sechs Kühe am Müll im Magen gestorben. Genau wie Hirt sagt er: „Die Müllmenge am Straßenrand hat in den vergangenen Jahren zugenommen.“ Scheuer glaubt, dass es in Richtung Luxemburg besonders schlimm ist, weil es im Nachbarland kein Pfand gibt. Dies könne die Autofahrer noch mehr dazu verleiten, den Abfall einfach aus dem Fenster zu werfen. Er setzt wie Hirt auch auf Magneten, allerdings nicht nur in den Mägen der Kühe, sondern auch am Futtermischwagen. Zudem sammelt er ebenfalls den Müll ein. Deswegen beteiligt er sich genauso wie die anderen Landwirte des Orts am Merzkircher Dreck-weg-Tag am 23. März (siehe Info). Die Initiatoren dieser Aktion weisen in ihren Aufrufen auch explizit auf das Problem des Kuhsterbens durch Müll hin.

 Diese Flaschen und Dosen wurden bei Regen vom Straßenrand in die Wiese gespült und lagen zuvor verstreut auf etwa zwei Quadratmetern.

Diese Flaschen und Dosen wurden bei Regen vom Straßenrand in die Wiese gespült und lagen zuvor verstreut auf etwa zwei Quadratmetern.

Foto: TV/Marion Maier

Zur Frage, wie weit verbreitet das Problem ist, gibt es verschiedene Ansichten. Gerhard Brenner, Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbands Trier-Saarburg, meint: „Das sind Einzelfälle.“ Katharina Latsch, Tierärztin in der Praxis  Peter Fus in Wincheringen, sagt hingegen: Das Problem kennt wohl fast jeder Milchbauer.“

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