Jubiläum Die Lebenshilfe fing vor 50 Jahren bei null an

Saarburg · Aus einem kleinen Selbsthilfeverein ist eine Institution mit  250 hauptamtlichen Mitarbeitern geworden.  Ihr ursprüngliches Ziel, das Wohl und die Teilhabe geistig behinderter Menschen und ihrer Familien, hat sie großteils erreicht. Heute liegt ein Hauptaugenmerk auf der  Pflege. 

 Sie werben für die Veranstaltungen zum 50-jährigen Bestehen der Lebenshilfe (von links): Harald Huß (Verwaltungsleiter),  Kilian Zender (Vorstand), Bernhard Hoellen (pädagogischer Leiter) und Stefanie Wenzel.

Sie werben für die Veranstaltungen zum 50-jährigen Bestehen der Lebenshilfe (von links): Harald Huß (Verwaltungsleiter),  Kilian Zender (Vorstand), Bernhard Hoellen (pädagogischer Leiter) und Stefanie Wenzel.

Foto: TV/Marion Maier

Als sich die Lebenshilfe Trier-Saarburg am 10. Juni 1969 in Saarburg gegründet hat, gab es für Menschen mit geistiger Behinderung quasi nichts. Bernhard Hoellen, pädagogischer Leiter der Lebenshilfe, sagt: „Es gab keine Unterstützung für diese Menschen. Und genau das war der Gründungsimpuls.“ Es war eine kleine Gruppe Eltern von Kindern mit geistiger Behinderung und andere sozial engagierte Menschen, zusammen 63 Menschen, die den Verein gründeten. Ihnen war klar, dass fachliche Betreuung benötigt wurde.

Aus dieser kleinen Initiative hat sich eine Wohlfahrtsorganisation mit heute 250 hauptamtlichen Mitarbeitern und 500 bis 550 Betreuungsplätzen entwickelt, die im gesamten Kreis Trier-Saarburg aktiv ist. Zur Zielsetzung heißt es im Grundsatzprogramm der Bundesvereinigung Lebenshilfe: „Ziel der Lebenshilfe ist das Wohl geistig behinderter Menschen und ihrer Familien. Sie setzt sich dafür ein, dass jeder geistig behinderte Mensch so selbstständig wie möglich leben kann und dass ihm so viel Schutz und Hilfe zuteil werden, wie er für sich braucht.“

Dieses Ziel scheint laut Bernhard Hoellen großteils erreicht zu sein, denn nun kann den Menschen mit Behinderung je nach Grad ihres Handicaps in jedem Lebensalter Unterstützung angeboten werden – immer mit pädagogischem Auftrag.  Das beginnt mit der Kinderfrühförderung, deren Ziel es ist, die Defizite in ihrer Ausprägung zu minimieren. Es folgen integrativer Kindergarten und Förderschule. Diejenigen, die nicht arbeiten können, kommen dann in eine Tagesförderstätte. Dort werden orientiert an den Bedürfnissen des Einzelnen Einzel- und Gruppenaktivitäten, aber auch therapeutische Maßnahmen organisiert. Die, die arbeiten können, sind in Werkstätten tätig, wo sie beispielsweise Waren wie Werkzeugteile im Auftrag von Firmen verpacken oder auch Holzteile bemalen für Figuren und Halterungen für Außenthermometer, die die Lebenshilfe verkauft. Diese Menschen wohnen entweder stationär in einem Wohnheim oder leben in Wohnungen, wo sie ambulant betreut werden.

Hoellen sagt: „65 Leute von uns werden ambulant betreut und wohnen in Konz, Saarburg, Ockfen und Schweich. Sie fallen dort überhaupt nicht auf. Das ist Inklusion pur. Bei den jährlichen Mittwochskonzerten in Saarburg auf dem Boemundhof beispielsweise sitzen sie in der ersten Reihe.“ Kilian Zender, hauptamtlicher Vorstand der Kreisorganisation, ergänzt: „Wir sind in Saarburg und auch in Konz angekommen. Als wir vor 20 Jahren das Lebenshilfehaus in Konz gebaut haben, hieß es: ,Ihr schafft ein Ghetto’. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wir sind Teil dieser Stadt geworden.“ Als Beispiel erzählt er, dass einer der Rollstuhlfahrer im nahen Supermarkt seine Kontakte hat und so immer jemanden findet, der ihn in die gewünschte Abteilung bringt.

Der Auftrag der Lebenshilfe hat sich in den vergangenen Jahren erweitert. Kilian Zender sagt: „Der medizinische Fortschritt hat dazu geführt, dass die Menschen mit Behinderung immer älter werden.“ Folge ist, dass die Pflege einen immer größeren Anteil an der Arbeit einnimmt. In den Werkstätten wurden Entlastungsgruppen mit vielen Ruhezeiten und  Pausen eingerichtet. Auch für die Rentner gibt es nun ein spezielles Betreuungsangebot. All diese Angebote erfordern natürlich auch mehr Personal.

Auch sonst befindet sich die Lebenshilfe auf Wachstumskurs: So werden beim Lebenshilfehaus in Konz derzeit neue Werkstätten gebaut. In Schweich ist eine Tagesförderstätte geplant, in Saarburg eine integrative Kita. Dorthin sollen letztlich die Kinder des Förderkindergartens in Konz-Könen umziehen, die aber während der Sanierungsphase dieser Einrichtung nach Karthaus  wechseln.

Nun wird erst mal das 50-jährige Bestehen gefeiert und zwar mit fünf Veranstaltungen.

Los geht es mit einem internen Galabend an Pfingstsonntag. Es folgt der jährliche, für alle offene und diesmal etwas erweiterte Familientag (siehe Info) am Montag, 10. Juni, dem tatsächlichen Gründungsdatum. Musiker treten auf. Stelzenläufer und ein Mitmachzirkus werden zum Mitmachen animieren. Kabarettist, Pfarrer und Ex-Spitzensportler Rainer Schmidt, der ohne Unterarme geboren wurde, ist am Mittwoch, 12. Juni, 18.30 Uhr, zu Gast im Lebenshilfehaus in Konz.

Am Sonntag, 16. Juni, wird es ein inklusives Fußballturnier im Saarburger Kammerforststadion geben. Auch der Weihnachtsbasar wird im Zeichen des Jubiläums stehen.

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