Filmfestspiele Ein Filmstar, ein König und viele „Heimat“-Fans

Simmern · Die „Heimat der Heimat“ reklamiert die Stadt Simmern nun für sich allein. Sie ist stolz darauf, das Werk des aus dem Hunsrück stammenden Filmemachers Edgar Reitz („Heimat“) zu fördern, heißt es im Vorfeld der dritten Ausgabe der Filmfestspiele.

 Festpielleiter Urs Spörri, Stadtbürgermeister Andreas Nikolay und Wolfgang Stemann vom Pro-Winzkino stellen den Edgar vor, die Trophäe für den besten modernen Heimatfilm, der bei den „Heimat Europa Filmfestspielen“ in Simmern verliehen wird.

Festpielleiter Urs Spörri, Stadtbürgermeister Andreas Nikolay und Wolfgang Stemann vom Pro-Winzkino stellen den Edgar vor, die Trophäe für den besten modernen Heimatfilm, der bei den „Heimat Europa Filmfestspielen“ in Simmern verliehen wird.

Foto: Christoph Strouvelle

Die Kreisstadt Simmern im Hunsrück wird 2021 wieder zur Stadt der „Heimat Europa Filmfestspiele“. Vom 7. bis 29. August verwandelt sich der Fruchtmarkt vor dem vielfach ausgezeichneten Pro-Winzkino in ein Open-Air-Lichtspielhaus.

Mit dem Simmerner Ehrenbürger Edgar Reitz und dem Schauspieler Ulrich Tukur stehen gleich zwei populäre Persönlichkeiten des Genres im Vordergrund der „Heimat Europa Filmfestspiele“. Dem aus Morbach stammenden Reitz ist der Hauptpreis „Edgar“ der „Heimat Europa Filmfestspiele“ gewidmet. Der Preis ist mit 2500 Euro dotiert. In diesem Jahr wird der Preis als 5,1 Kilogramm schwere Bronzefigur an den Regisseur des besten modernen Heimatfilms verliehen, gestaltet und gegossen von Bildhauer Professor Thomas Duttenhofer.  Sie stellt Edgar Reitz in einer für ihn typischen Geste dar, wie er einen Bildausschnitt prüft.

Ulrich Tukur, vielen bekannt als „Tatort“-Kommissar, fungiert als Jury für die Verleihung des Edgar. Elf Filme, aus Deutschland und Nordeuropa stehen zur Auswahl. Sich auf ein einzelnes Jurymitglied zu fokussieren geht auf eine Anregung von Reitz zurück. Denn eine mehrköpfige Jury bedeute immer einen Kompromiss, den man so vermeide, erläutert Festspielleiter Urs Spörri die Intention dahinter. Edgar Reitz hat für die Eröffnung und für die Preisverleihung sein Kommen zugesagt, sagt Spörri.

Zudem hat sich königlicher Besuch angekündigt: König Bansah aus Ghana, Regent der Hohoe Gbi vom Volkstamm der Ewe, der seine Untertanen aus einer KFZ-Werkstatt aus Ludwigshafen aus regiert und vielen Moselanern noch als ehemaliger Weinkönig von Trittenheim bekannt ist, wird ebenfalls vor Ort sein bei einem Dokumentarfilm über sich und seine Tochter, die ihm möglicherweise als Regentin nachfolgen wird.

In diesem Jahr stehen bei der Filmauswahl die skandinavischen Länder im Vordergrund, gemäß dem Motto des rheinland-pfälzischen Kultursommers „Kompass Europa – Nordlichter“. Unter den 30 Filmen, die beim Festival gezeigt werden, sind zwölf, die aus nordeuropäischen Ländern stammen, wie schwedische, norwegische und isländische Produktionen, die einen Blick auf die Länder und ihre Menschen erlauben. Vor Beginn der meisten Vorstellungen sorgen Musikgruppen aus der Region für die Einstimmung auf die Filme.

Im Mittelpunkt der nordeuropäischen Reihe stehen Filme aus Finnland, unter anderem von auch in Deutschland bekannten Filmemachern wie Mika Kaurismäki, dessen Komödie „Master Cheng in Pohjankjoki“ viel Vergnügen verspricht. Finnland ist vom 12. bis 15. August gleich ein ganzes Wochenende gewidmet, auch geschuldet der Tatsache, dass Simmern eine Städtepartnerschaft mit der finnischen Stadt Mäntta-Vilpulla eingegangen ist.Parallel zum Festival zeigen auch zwei finnische Fotokünstler ihre Bilder im Foyer des Pro-Winzkinos und dem benachbarten Ziegelmayerhaus.

Neben dem Fruchtmarkt und dem Pro-Winzkino in Simmern sind im Sinne von Heimat-Begegnungen mit Kirchberg, Zell-Kaimt, Neuerkirch, Morbach und Wadern fünf weitere Orte als Spielstätten des Festivals eingeplant. In Morbach wird am 26. August in der Biergasse vor dem Café Heimat, dem Elternhaus von Edgar Reitz, der finnische Film „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ auf einer Großbildleinwand gezeigt. „Wir haben uns in die Thematik skandinavischer Filme eingereiht“, sagt Kerstin Thommes, Chefin des Morbacher Kulturzentrums Archäologiepark Belginum.

Erstmals werden dieses Jahr auch sechs Dokumentationen gezeigt wie „Wir alle ein Dorf“ oder „wem gehört mein Dorf?“, in dem gezeigt wird, wie 300 Menschen im Wendland ein Modelldorf entwickeln, in dem sich Filmemacher Christoph Eder kritisch mit Bauprojekten in seinem Heimatdorf Göhren auf Rügen auseinandersetzt.

Neben dem Hauptpreis Edgar wird erstmals ein mit 1000 Euro dotierter Publikumspreis vergeben. Die Besucher der Vorstellungen bewerten den jeweiligen Film. Zudem gibt es zwei weitere Wettbewerbe für Filmemacher aus der Region, einmal für Kinder und Jugendliche und ein weiteres Mal für Erwachsene. In einem Kurzfilm von sieben Minuten müssen die Begriffe Heimat, Norden, Sauna, Wald und Knäckebrot vorkommen.

Veranstalter der Heimat Europa Filmfestspiele sind das Pro-Winzkino und die Stadt Simmern, die zur Finanzierung 50 000 Euro bereitstellt, sagt Stadtbürgermeister Dr. Andreas Nikolay. „Wir wollen Festspiele machen für die ganze Region und für alle Menschen, die sich für Filmkunst interessieren“, sagt er. Den viel zitierten Spruch „Heimat der Heimat“, den auch andere Orte gerne nutzen, reklamiert Simmern künftig für sich allein: Die Stadt hat sich den Begriff inzwischen schützen lassen. „Die Stadt hat Jahrzehnte die Beziehung zu Reitz gepflegt. Wir haben uns als Hüter von Edgar Reitz’ Werk gefühlt“, sagt Wolfgang Stemann vom Pro- Winzkino. „Hier gehören solche Filmfestspiele auch hin.“

 Kommt zur Eröffnung der Festspiele: der vielfach ausgezeichnete Regisseur Edgar Reitz.

Kommt zur Eröffnung der Festspiele: der vielfach ausgezeichnete Regisseur Edgar Reitz.

Foto: e_pruem <e_pruem@volksfreund.de>

Weitere Informationen unter www.heimat-europa.com. Die Ticketpreise betragen je nach Veranstaltung zwischen 10 und 49 Euro. Ein Festivalspielpass ist für 199 Euro erhältlich.

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