Vinyl der Woche: The Sickness – Disturbed Oh-wa-ah-ah-ah!

Mit der Cover Version des Simon-and-Garfunkel-Klassikers „Sound of Silence“ hat Disturbed weltweit Aufmerksamkeit erlangt. Aber das ist nicht das wahre Gesicht der Band. In der Kolumne „Vinyl der Woche“ geht es diesmal um das Debütalbum der Nu-Metaller „The Sickness“, das vor 20 Jahren erschienen ist.

 The Sickness von Disturbed

The Sickness von Disturbed

Foto: TV/Christian Thome

600 Millionen Aufrufe hat die Disturbed-Version des Simon-and-Garfunkel-Klassikers Sound of Silence bei YouTube. 600 Millionen. Etwas einfach gerechnet hat also jeder Deutsche das Video 7,5-Mal gesehen. 7,5-Mal hat er das falsche Gesicht von Disturbed gesehen.

Nicht falsch verstehen: Das, was Sänger David Draiman und seine Bandkollegen 2015 aufnehmen, ist erstklassig. Es spricht für sich, dass der Song selbst Paul Simon rührt  und er ihn verbreitet. Aber es ist halt nicht Disturbed. The Sickness, das ist Disturbed in Reinform. Vor 20 Jahren veröffentlichen die Wahnsinnigen (Übersetzung von Disturbed) ihr Debütalbum. Und genau das ist das Album: Wahnsinnig. Wahnsinnig gut. Sie stürmen damals vom Start weg in die Elite der Nu-Metal-Szene.

Jetzt also zu dem, was Disturbed eigentlich seit zwei Jahrzehnten auszeichnet. Ein anfangs gewöhnungsbedürftiger Sound, der den Hörer durch das sehr gute Zusammenspiel aus Gesang (oder Geschrei) und Instrumentalparts packt. Kurz gesagt das, was den Nu Metal des Millenniumjahres auszeichnet, in dem mit Hybrid Theory (Linkin Park) und Chocolate Starfish and the Hot Dog Flavored Water (Limp Bizkit) zwei weitere Metal-Meilensteine erscheinen.

Disturbed kann mit diesen Bands absolut mithalten. Sie rappen so gut wie Fred Durst von Limp Bizkit und David Draiman singt – sagen wir ähnlich gut – wie Linkin Parks Chester Bennington. Was sie besonders macht ist der Wahnsinn und die fehlende Perfektion.

Oh-wa-ah-ah-ah. Was das heißt? Keine Ahnung. Aber Disturbed-Fans haben jetzt sicherlich einen Ohrwurm von Down with the Sickness. Diese gewürgten Schreie, die sich auch in Voices und Enemy finden, kann sich keiner wirklich erklären. Aber sie funktionieren. Durch sie wird Down with the Sickness zu einer Hymne, die auf jedem Rock-Festival angespielt werden kann. Garantiert: Die Menge flippt aus. Dieser Song hat alles, was Disturbed ausmacht. Ja, vielleicht ist er manchmal eintönig – aber genau das macht ihn so einprägsam. Aufgrund der Corona-Krise erlebt der Song übrigens einen Aufschwung und wird 31 Prozent mehr verkauft. Wobei das eher am Namen liegt als an Oh-wa-ah-ah-ah.

Covern können Disturbed schon vor 20 Jahren. Shout 2000 ist eine eigene Version des Songs von Tears for Fears. Natürlich nicht annähernd so erfolgreich wie Sound of Silence. Vielleicht ist es genau dieser Gegensatz, der das Simon-and-Garfunkel-Cover so erfolgreich macht. Denn Disturbed hat nichts mit Silence (Stille) zu tun.

In der Kolumne Vinyl der Woche bespricht der Trierische Volksfreund wöchentlich eine Schallplatte, von Neuerscheinungen über besondere Platten bis zu Klassikern. Alle Serienteile gibt es unter volksfreund.de/vinyl

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