Theater Hier entscheidet das Publikum, welche Figur ein Happy End erlebt

Trier · Der Premiere folgen noch zwei Aufführungen: In „Suche nach Glück“ hat die Uni-Theatergruppe Stücke des schwedischen Dramatikers August Strindberg  zu einer besonderen Collage verknüpft.

  Die Inszenierung von  „Suche nach Glück“ ist ein Experiment der Theatergruppe der Uni Trier: Die Akteure um die Hauptfigur Samum (Miriam Hennemann, wird auf den Tisch gehoben) des gleichnamigen Stücks bringen ihre Sprecherin zu deren abschließendem Monolog. Dann beginnt das Voting des Publikums. Dieses entscheidet, wie das Stück enden soll: glücklich oder tragisch.

Die Inszenierung von  „Suche nach Glück“ ist ein Experiment der Theatergruppe der Uni Trier: Die Akteure um die Hauptfigur Samum (Miriam Hennemann, wird auf den Tisch gehoben) des gleichnamigen Stücks bringen ihre Sprecherin zu deren abschließendem Monolog. Dann beginnt das Voting des Publikums. Dieses entscheidet, wie das Stück enden soll: glücklich oder tragisch.

Foto: TV/Hans Krämer

Die Theatergruppe der Universität Trier „Kreuz&Quer“ hat mit ihrem Stück  „Suche nach Glück – Von Strindbergs Schatten verfolgt“ in der Trierer Tanzschule Dance Premiere gefeiert.  Der Theaterstück-Collage liegen  vier Stücke des bekanntesten schwedischen Dramatikers August Strindberg (1849-1912) zugrunde, allesamt Porträts vom Leben überforderter unglücklicher Menschen, für die es kein Happy End gibt: „Samum“, „Advent“, „Die große Landstraße“ und „Wetterleuchten“. Das Besondere an der Inszenierung  ist die gesuchte Interaktion mit dem Publikum: Dieses darf über das Glück entscheiden und einem der vier Stücke ein Happy End bescheren.

Die Uni-Theatergruppe verknüpft die vier Strindberg-Stücke miteinander, indem sie  vier Unglücksraben der Stücke in einem Stockholmer Mietshaus mit den Widrigkeiten des Alltags kämpfen lässt: In der oberen Etage liegt eine Frau auf dem Boden. Die Geister ihrer Vergangenheit holen sie ein und sie scheint sich in wirren Selbstgesprächen einen klärenden Wüstensturm herbeizuwünschen („Samum“).

In der Dachgeschosswohnung hat sich eine Studenten-WG eingerichtet. Voller Tatendrang wollen die Mitglieder ein grünes Start-up auf den Markt bringen. Doch leider bringen die Pachterträge nicht die gewünschten Einnahmen („Advent“).

Der junge Mann aus dem Untergeschoss hat gerade jüngst festgestellt, dass er auf Männer steht. In seiner verzweifelten Suche nach sich selbst wendet er sich an eine wenig hilfreiche Telefonpsychologin. („Die große Landstraße“).

Und in der Parterre-Wohnung lebt Wolfgang: Student, kurz vor seiner Prüfung. Seine Ex-Freundin zieht überraschend mit dem gemeinsamen Kind sowie ihrem neuen Partner ins Mietshaus und stört Wolfgangs innere Ruhe gewaltig („Wetterleuchten“).

Der erste Akt stellt die Stücke „Advent“, „Die große Landstraße“, „Samum“ und „Wetterleuchten“ nicht in einer linearen Abfolge dar, sie werden zergliedert, fragmentiert und assoziativ aneinander gekettet. Damit versucht die Regie Glück/Unglück nicht als abgeschlossene und fertige Konzepte darzustellen, sondern als Teil der Wahrnehmung. Es verflechten sich Begegnungen, Zufälle, Unfälle und kleine Wunder in ein undurchdringbares Gewebe, in dem sich jeder Einzelne neu entscheiden muss, ob er gerade Glück hat oder vom Unglück heimgesucht wird.

Und genau diese Entscheidung treffen die Zuschauer im zweiten Akt. Die Schauspieler springen aus ihren Rollen und sind frei von jeder Regie. In deren kurzen fünf-minütigen Monologen werden die Gäste aufgefordert, sich dazu entscheiden, welche Geschichte ein Happy End verdient.

Der dritte Akt ergibt sich aus dem Voting der Besucher.  Wird die junge Frau aus „Samum“ wieder mit sich selbst im Reinen sein? Zieht das Böse in „Advent“ den Kürzeren? Gibt es ein großes schwules Happy End in „Die große Landstraße“? Oder entlädt sich über Wolfgang ein Gewitter der besonderen Art oder bleibt es nur beim Wetterleuchten?

Weitere Vorstellungen in der Tanzschule Dance, Bahnhofsplatz 1, Trier, am Samstag und Sonntag, 1. Februar, 2. Februar, jeweils 19.30 Uhr.

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