Bundeswehr Kein Antreten, kaum noch Übungen - Schutz vor Corona ist oberste Priorität in der Eifelkaserne

Gerolstein/Daun · Während es bei den amerikanischen Streitkräften auf der Airbase in Spangdahlem die ersten Corona-Fälle gibt, melden die beiden Bundeswehrstandorte in Gerolstein und Daun derzeit Entwarnung. Der Dienstbetrieb läuft dennnoch alles andere als normal.

 Auf nach Hause: Die Bundeswehr zieht nicht dringend benötigtes Personal aus Auslandseinsätzen ab – darunter vier IT-Soldaten aus Gerolstein.

Auf nach Hause: Die Bundeswehr zieht nicht dringend benötigtes Personal aus Auslandseinsätzen ab – darunter vier IT-Soldaten aus Gerolstein.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Für das IT-Bataillon 281 in Gerolstein, das in der Eifelkaserne auf windiger Höhe beheimatet ist, meldet Kommandeur Oberstleutnant Lars-Thorsten Decker: „Wir haben bislang keinen bestätigten Corona-Fall.“ Es seien zwar immer mal wieder Soldaten zum Arzt gegangen, um sich testen zu lassen, weil es in deren Umfeld einen positiven Fall gegeben habe oder weil sie Erkältungssymptome zeigten, „aber bislang fielen alle Tests negativ aus“. Zwei Soldaten befinden sich laut Decker derzeit noch in häuslicher Quarantäne.

Als Vorsichtsmaßnahme seien aktuell nur 60 bis 70 Soldaten in der Kaserne, alle anderen 250 bis 300 Soldaten seien entweder im Home-Office, bauten Überstunden ab oder machten Urlaub. Er selbst ist auch gerade im Home-Office. „Ich wechsle mich mit meinem Stellvertreter ab, ebenso ist es in den einzelnen Kompanien geregelt, wo jeweils der Chef und der Spieß sowie der Stellvertreter und der Ausbildungsfeldwebel ein Team bilden und die Führungsaufgaben abwechselnd übernehmen und sich somit nicht über den Weg laufen. So stellen wir unsere Führungsfähigkeit sicher“, sagt der Oberstleutnant.

Video-Konferenzen ersetzten die üblichen täglichen Besprechungen, Online-Angebote einige Lehrgänge, nur noch alle 14 Tage treffe sich der Führungsstab persönlich, „aber mit dem gebotenen Abstand“, so Decker. Die Belegung der Stuben sei von vier auf zwei Personen reduziert, die Grundausbildung der rund 40 neuen Rekruten komplett in Gerolstein gestrichen und ins bayerische Dillingen verlegt worden, da dort wesentlich mehr Platz sei.

Um das Virus nicht in die Kaserne einzuschleppen, seien die Besuchsregelungen drastisch eingeschränkt worden: Außer Waren- und Materiallieferungen kommt kein Externer mehr in die Kaserne.

Die bislang gravierendste Entscheidung war, die große, auf sechs Wochen angesetzte Übung auf dem Truppenübungsplatz in Baumholder mit 150 Soldaten nach vier Wochen abzubrechen – um das Virus nicht von außen in die Kaserne einzuschleppen. Aus dem gleichen Grund hat die Führungsebene der Bundeswehr beschlossen, nicht dringend benötigte Soldaten von Auslandseinsätzen nach Hause zu schicken. Darunter waren auch vier Gerolsteiner IT-Spezialisten, die in einem Camp nahe Bagdad auf Ausbildungsmission waren. Und Ausbildung anderer habe derzeit keine Priorität. Derzeit befinden sich von den Gerolsteiner Soldaten noch 20 im Ausland: in Mali, Afghanistan und im Irak. Ab November übernehmen die Gerolsteiner mit rund 60 Soldaten in Afghanistan das IT-Kommando der gesamten Bundeswehreinheiten, die beiden anderen Aufträge hingegen laufen in diesem Jahr aus.

Welche sonstigen Belastungen auf das Bataillon durch Corona zukommen können, kann Decker nicht sagen. Nur, dass das Bataillon bereits 90 Leute sowie mehrere Fahrzeuge angemeldet hat, um Transporte zu erledigen oder Zelte aufzubauen – für den Fall, dass von ziviler Seite Hilfe angefordert wird. Decker: „Wir stehen Gewehr bei Fuß.“

Bei den Abhörspezialisten des Bataillons Elektronische Kampfführung (Eloka) 931 sowie der Eloka-Auswertezentrale in der Heinrich-Hertz-Kaserne in Daun wird ebenfalls über bislang keinen bestätigten Corona-Fall berichtet. Laut Bataillonskommandeur Oberstleutnant Theobald Schneider befinden sich derzeit lediglich zwei Soldaten in vorsorglicher häuslicher Quarantäne. Informationen über das in der Kaserne ebenfalls beheimatete Sanitätsversorgungszentrum konnte oder wollte keiner der Verantwortlichen – auch in übergeordneten Einheiten – geben.

Das Virus bestimmt auch in der Dauner Kaserne den Alltag maßgeblich: „Antreten finden derzeit grundsätzlich nicht statt, Dienstreisen und Übungen werden auf das zwingend notwendige Maß minimiert, Diensträume werden in der Regel nur durch eine Person genutzt, die Abstandsregeln werden wo immer möglich angewandt und bei der Essensausgabe gibt es beispielsweise keine Abfüllstationen mehr, die selbst zu bedienen sind“, zählt Schneider exemplarisch auf.

Aussagen darüber, wo und wie viele Dauner Soldaten derzeit im Auslandseinsatz sind, macht Schneider nicht. Dafür kommt vom übergeordneten Kommando Cyber- und Informationsraum die Auskunft, dass derzeit nahezu 200 Soldaten aus Rheinland-Pfalz in Auslandseinsätzen sind. Und dass nicht nur hoher Wert darauf gelegt werde, dass sich die Soldaten im Ausland nicht mit dem Coronavirus infizierten, sondern auch, dass die Bundeswehr das Virus nicht in die Einsatzländer einschleppe. Deswegen werden nach Auskunft des Gerolsteiner Kommandeurs alle Einsatzsoldaten zehn Tage vor dem Flug zum ersten Mal und dann noch zwei weitere Male vor dem Abflug getestet.

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