Tägliches Pendeln und eine klare Priorität

Trier · Obwohl sie erst 21 Jahre alt ist, sind die Trierer Miezen bereits der fünfte Verein von Neuzugang Carolin Schmele. Die gebürtige Oldenburgerin, die in Saarbrücken lebt und studiert, kann sich aber vorstellen, sesshaft zu werden.

 Die Miezen sind bereits der fünfte Verein von Carolin Schmele. Am Sonntag geht es gegen ihren Ex-Klub aus Oldenburg. TV-Foto: Hans Krämer

Die Miezen sind bereits der fünfte Verein von Carolin Schmele. Am Sonntag geht es gegen ihren Ex-Klub aus Oldenburg. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Die Spielerinnen warten auf ihre Gehälter, der Verein hat finanzielle Probleme - und dann noch eine neue Spielerin? "Ich kann die Leute verstehen, die sich darüber Gedanken machen", sagt Carolin Schmele, "aber ich kannte die Situation der Miezen und sie kannten meine Prioritätenliste." Das Hauptaugenmerk der Rückraumspielerin (1,82 Meter groß) liegt derzeit auf dem zweisprachigen Studium der Internationalen Betriebswirtschaft an der Uni Saarbrücken. Deswegen steht für die neue Mieze auch fest: "Ich spiele Handball nicht wegen des Geldes, sondern weil es mir Spaß macht."
Mit 21 Jahren hat die Spielmacherin schon einige Wanderjahre hinter sich. Als 16-Jährige wechselte sie ins Handball-Internat nach Erfurt, wurde mit dem Thüringer HC Deutscher B-Jugendmeister - und lernte dort ihren aktuellen Trainer Dago Leukefeld kennen: "Wegen ihm bin ich auch nach Erfurt gewechselt."
Nach einem Jahr kehrte die gebürtige Oldenburgerin in ihre Heimat zurück, sammelte beim VfL (am Sonntag Gegner der Miezen) erste Bundesliga-Erfahrung, wurde zur Junioren-Nationalspielerin, gewann den europäischen Challenge Cup und den DHB-Pokal. "Nach dem Abitur wollte ich unbedingt ins Ausland. Weil ich in der Schule Französisch hatte, wechselte ich nach Frankreich und nicht nach Skandinavien." Doch ihr Start beim Rekordmeister HB Metz war schmerzhaft, ein Kreuzbandriss warf Schmele zurück. Parallel zum Handball begann sie ihr Studium in Metz und Saarbrücken.
An der Seite der Welthandballerin Allison Pineau entwickelte sie sich, doch dann stellte sie ihr Klub vor eine Entscheidung, die einen erneuten Wechsel mit sich brachte: "In Metz sah man es nicht gerne, wenn man parallel studiert. Sie wollten, dass ich Vollprofi werde. Das wollte ich aber nicht." Nach zwei Pokalsiegen und einer Meisterschaft in Frankreich hieß es erneut Koffer packen, vor dieser Saison wechselte Schmele zum Bundesligisten HSG Blomberg. Weil es dort nicht lief und sie sich gleichzeitig entschieden hatte, ihr Studium in Saarbrücken fortzusetzen, endete ihr Vertrag im Oktober, rechtzeitig zum Semesterstart.
"Ich wollte weiter Handball spielen, und da bot sich Trier an", beschreibt sie ihren ersten Kontakt. Als Leukefeld die Miezen übernahm, ging es schnell. "Sie hat ein unglaubliches Potenzial, was die Spielintelligenz betrifft, aber Carolin muss natürlich ackern, um ihre Defizite aufzuholen. Dann ist sie mittelfristig eine Kandidatin für die Frauen-Nationalmannschaft", lobt Leukefeld. So weit denkt Schmele, die täglich aus Saarbrücken anreist, noch nicht. Am Sonntag steht erst einmal die dritte Partie im MJC-Trikot an. "Ich glaube, Oldenburg liegt uns nicht", sagt die Rückraumspielerin vor dem Wiedersehen mit ihrem Ex-Klub, gegen den sie in der Vorrunde schon mit Blomberg verloren hatte. Und werden die Wanderjahre mittelfristig vorbei sein? "Mein Vertrag läuft bis zum Saisonende, aber ich kann mir durchaus vorstellen, länger hier zu bleiben."Extra

Den VfL Oldenburg, Miezen-Gegner am Sonntag (16 Uhr, Arena), plagten in der Vorsaison ähnliche Finanzprobleme wie die MJC. Weil der Hauptsponsor Insolvenz anmeldete, musste der Etat rapide zusammengestrichen werden. Die meisten Spielerinnen hielten dem VfL trotz Gehaltseinbußen aber die Treue. Oldenburg verzichtete aus Kostengründen auf den Europapokal. Wegen der ungewissen Zukunft laufen fast alle Verträge nach dieser Saison aus, von einigen Spielerinnen wird sich der VfL trennen müssen. BP

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