Rollstuhlbasketball Wurftraining in der Nebenhalle statt Länderspiele

Trier · Was bei den Trierer Rollstuhlbasketballern derzeit geht und was nicht – und wie die Planungen von Spielertrainer Dirk Passiwan aussehen.

  Spielformen mit Wettkämpfen sind derzeit noch verboten, immerhin können die Rollstuhlbasketballer der Doneck Dolphins Trier auch in Corona-Zeiten an ihrer Treffsicherheit feilen.

Spielformen mit Wettkämpfen sind derzeit noch verboten, immerhin können die Rollstuhlbasketballer der Doneck Dolphins Trier auch in Corona-Zeiten an ihrer Treffsicherheit feilen.

Foto: Andreas Arens

Voll durchstarten wollten sie nach dem Ende der Saison in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga. Eigentlich. Denn aus den Paralympics Ende August/Anfang September in Tokio wird coronabedingt bekanntlich nichts. Ein Jahr warten wollen und müssen nun Dirk Passiwan und Nathalie Ebertz von den Doneck Dolphins Trier, um nach Fernost zu reisen – sofern das Virus es dann zulässt.

Statt in den nächsten Wochen  und Monaten Vorbereitungslehrgänge und -turniere in den USA oder irgendwo in Europa zu bestreiten, ist der Radius von Passiwan und Ebertz, die auch privat ein Paar sind, derzeit weitaus eingeschränkter. Immerhin trainieren sie seit rund drei Wochen wieder in der Halle – dank der Landesverordnung vom 20. April, die Lockerungen für den Spitzen- und Profisport vorsieht.

Wenn auch nur in Kleingruppen mit  maximal fünf Akteuren und ohne Körperkontakt, so ist das Trierer Team um Coach  Passiwan doch froh, wieder Rollstuhlbasketball spielen zu können. „Einfach mal ein paar Bälle schmeißen, macht schon Spaß – auch, wenn es keine normale Einheit ist“, sagt Patrick Dorner während des Nachmittagstrainings in der Nebenhalle der Arena Trier. Correy Rossi, der genauso wie sein Landsmann Ryan Wright nicht zuletzt aus privaten Gründen auf eine Rückkehr in die USA verzichtet hat und den Sommer über in Deutschland bleiben will, sieht es ähnlich: „That’s better than nothing.“ Besser als nichts also.

In der eineinhalb Stunden steht das Wurftraining im Mittelpunkt. Eigens dafür nutzen die Dolphins eine App, anhand derer sie die Treffer zählen und ihre Technik analysieren können. Fahrtraining mit dem Rollstuhl steht zudem auf dem Plan. Zwar ist derzeit (auch) bei den Rollstuhlbasketballern völlig unklar, wann die Saison wieder startet, eine längere Pause wollen Passiwan und seine Teamkollegen aber vermeiden: „Wenn du Leistungssportler bist, musst du aktiv bleiben und darfst nicht allzu viel an Substanz verlieren.“ Dafür nehmen sie auch einige Einschränkungen und Vorschriften beim reduzierten Training in Kauf. Hygiene und Abstand zu halten sind das oberste Gebot. Selbst die sanitären Anlagen in der Arena dürfen die Dolphins derzeit nicht nutzen. Die Regeln einzuhalten, erfolge nicht zuletzt aus hohem Eigeninteresse, so Passiwan: „Unsere Lowpointer (Spieler mit höherem Behinderungsgrad, d. Red.) zählen schließlich zur Risikogruppe.“

Mehrere Einheiten pro Woche gibt es. Handbike an der Mosel fahren, Krafttraining daheim oder (bald) wieder im Studio: Damit wollen sich die Dolphins fithalten.

Im Hintergrund laufen die Planungen für die neue Saison. Passiwan geht davon aus, den bisherigen Kader halten zu können. „Ein paar Verhandlungen laufen noch. Auf ein, zwei Positionen wollen wir uns noch verstärken.“ Froh sei man gerade in diesen Tagen über treue Sponsoren und die Unterstützung durch die Stadt. Diese hat im Rahmen der ersten Förderrunde des Programms „Trier hilft sofort“ 10 000 Euro an die Dolphins gezahlt, nachdem das Land Mittel zur Verfügung gestellt hatte. Geld, das man angesichts ausgefallener Heimspiele in der Bundesliga-Abstiegsrunde und des abgesagten Jedermannturniers nach der Saison sehr gut gebrauchen kann.

Wie die mittel- und langfristige Perspektive aussieht, vermag auch der Spielertrainer der Trierer nicht zu sagen: „Offenbar müssen wir wohl in jedem Fall bis Ende des Jahres ohne Zuschauer spielen.  Dabei machen bei uns die Eintrittsgelder viel aus und stellen einen ganz wichtigen Posten im Etat dar.“ Möglich also, dass auch der Rollstuhlbasketball erst 2021 erst wieder so richtig in die Gänge kommt. Passiwan erwartet ein Jahr, das es in sich haben könnte – auch und gerade auf internationalem Parkett.  „EM, WM, Paralympics: Das Startrecht für die einzelnen Wettbewerbe hängt zum Teil von den Platzierungen bei den anderen Meisterschaften ab.“ Terminkollisionen drohen. 

Seine vierten Paralympics will der 43-Jährige in jedem Fall noch erleben. Und danach?  Eine Trainerlaufbahn (auch) auf Verbandsebene könne er sich gut vorstellen, lässt Passiwan im TV-Gespräch durchblicken.

So sehr sie die aktuelle Lage einschränkt: Etwas Positives kann Passiwans Partnerin und Teamkollegin Nathalie Ebertz der Corona-Phase abgewinnen: „Ich habe den Eindruck, dass uns diese Krise als Gesellschaft wieder mehr zusammenbringt und man mehr Rücksicht aufeinander nimmt.“

 Dolphins-Akteur Correy Rossi stellt eine App ein, welche Würfe zählt und anhand derer man seine Technik analysieren kann.

Dolphins-Akteur Correy Rossi stellt eine App ein, welche Würfe zählt und anhand derer man seine Technik analysieren kann.

Foto: Andreas Arens

Solidarität erfahren so auch die Dolphins an vielen Fronten. Selbst aus dem schwäbischen Stubersheim unweit von Ulm gibt es Unterstützung. Demnächst soll ein großes Paket eintreffen, vollgepackt mit Masken mit Dolphins-Emblem, die Patrick Dorners Mutter Christiane derzeit herstellt.

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