Brauchtum Schön gespenstisch und zum Fürchten hässlich

Früher wurden die bösen Geister der Eifel mit Trouliechtern vertrieben, heute wimmeln überall die Halloween-Kürbisse. Doch kann es der Kürbis wirklich mit der Runkelrübe aufnehmen?

Brauchtum: Schön gespenstisch und zum Fürchten hässlich
Foto: Uwe Hentschel (uhe)

EIFEL Es sind zwei Konkurrenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Der eine ist fett und rund, die andere schmal und ohne jeglichen symmetrischen Ansatz, so dass man mitunter gar nicht weiß, wie man das Teil halten soll. Der Halloween-Kürbis und die Trouliecht-Rübe lassen sich nur schwer miteinander vergleichen. Wir versuchen es aber trotzdem.

Standfestigkeit: Der Kürbis wächst auf dem Boden, die Rübe in der Erde. Dieser Unterschied wirkt sich auch auf die Standfestigkeit aus. Während der Kürbis, sobald die Schwerkraft gesiegt hat, wie ein eingepferchtes Mastschwein regungslos auf der Erde verharrt und von Tag zu Tag fetter wird, befindet sich die Rübe von der Saat bis zur Ernte in einem Zwiespalt: Die Wurzeln zieht es nach unten, den Strunk nach oben. Entsprechend unentschlossen ist am Ende auch das Resultat. Laut Statistik fallen mehr als neun von zehn Rüben um, sobald man sie hinstellt.

Optik: Der Kürbis sieht aus wie ein verwöhntes Kind der Wirtschaftswunderjahre, die Rübe hingegen wie die Zwillingsschwester von Karl Dall. Das muss jeder für sich selbst entscheiden, wovor er im Dunkeln mehr Angst hätte.

Bearbeitung: Einen Kürbis von seinen Innereien zu befreien, ist keine wirkliche Herausforderung. Man öffnet die Schädeldecke, kratzt alles mit einem Löffel heraus und widmet sich dann dem Gesicht. Je größer der Kürbis, desto größer auch die Gestaltungsmöglichkeiten.

Bei der Rübe hingegen ist rustikale Handarbeit gefragt. Sie ist viel schmaler und das Fruchtfleisch viel fester. Wer hier erfolgreich sein will, muss tiefer in die Werkzeugkiste greifen.

Einsatzmöglichkeiten: Man kann den Halloween-Kürbis auf den Boden, auf die Mauer und auf den Tisch und vielleicht noch auf den Beifahrersitz setzen. Damit wären dann aber  sämtliche Möglichkeiten aufgezählt. Die Trouliecht-Rübe hingegen hat den Vorteil, dass sie weitaus leichter ist und deshalb auch aufgehängt oder auf einen Pfahl gesteckt werden kann. Zudem gibt es beim Trouliecht keinerlei Vorgaben, wo oben, unten, links oder rechts ist.

Sinn und Zweck: Die Trouliechter dienen dazu, böse Geister zu vertreiben, wohingegen der Halloween-Kürbis eine Erfindung des irischen Trunkenboldes Jack O’Lantern ist. Der nämlich hat den Teufel gleich mehrfach hinters Licht geführt, weshalb der Gehörnte irgendwann keine Lust mehr hatte, den Trinker nach dessen Ableben in der Hölle aufzunehmen. Stattdessen drückte er Jack nur ein Stück leuchtende Kohle in die Hand und schickte ihn wieder zurück in die Dunkelheit. Und um sich nicht die Finger zu verbrennen, ist diese Kohle dann schließlich in einem ausgehöhlten Kürbis gelandet.

Böse Geister gibt es keine, zumindest nicht nachweislich – was unter Umständen ein Verdienst der Trouliechter ist. Was hingegen Jack O’Lantern und seine Orientierungslosigkeit in der Dunkelheit betrifft, so hätte es eine Taschenlampe auch getan.

 Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier – wie man sie schnitzt, das seht ihr hier: links das Gemüse im Rohzustand, daneben wird es ausgehöhlt. Auf dem Foto ganz rechts sind die Gesichter fertig. Im Dunkeln (Foto ganz oben) sehen sie dann wirklich gruselig aus.

Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier – wie man sie schnitzt, das seht ihr hier: links das Gemüse im Rohzustand, daneben wird es ausgehöhlt. Auf dem Foto ganz rechts sind die Gesichter fertig. Im Dunkeln (Foto ganz oben) sehen sie dann wirklich gruselig aus.

Foto: Uwe Hentschel (uhe)
Brauchtum: Schön gespenstisch und zum Fürchten hässlich
Foto: Uwe Hentschel (uhe)
Brauchtum: Schön gespenstisch und zum Fürchten hässlich
Foto: Uwe Hentschel (uhe)
Brauchtum: Schön gespenstisch und zum Fürchten hässlich
Foto: Uwe Hentschel (uhe)

Fazit: Für den Einstieg ins Gruseln ist der Halloween-Kürbis zweifelsohne die richtige Wahl. Er ist gut zu bearbeiten, aufgrund seiner Trägheit äußerst standfest, nahezu überall verfügbar, und er eignet sich bei Bedarf auch als Biotonne. Wer jedoch in puncto Geister kein Risiko eingehen möchte, der kommt am Trouliecht nicht vorbei.

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