Kulturwoche Rekorde, Mimen aus der zweiten Reihe und todesmutige Comedians

Die Croisette, Cannes‘ Flaniermeile an der Côte d‘Azur, ist in diesem Mai ziemlich verwaist geblieben. Vor allem während des Filmfestivals, das in diesem Jahr – übrigens nicht zum ersten Mal in seiner Geschichte – nicht stattfinden konnte (1948 und 1950 fiel die Filmsause wegen Geldmangels ins Mittelmeerwasser).  Dennoch verzichtete das neben Berlin und Venedig bedeutendste Festival weltweit nicht auf seine 73. Ausgabe.

 Die Auszeichnung der Internationalen Filmfestspiele in Cannes, die „Palme d‘or“ (zu deutsch: Goldene Palme), wird jährlich verliehen. In diesem Jahr fiel das Treffen im Mai wegen der Corona-Krise aus.

Die Auszeichnung der Internationalen Filmfestspiele in Cannes, die „Palme d‘or“ (zu deutsch: Goldene Palme), wird jährlich verliehen. In diesem Jahr fiel das Treffen im Mai wegen der Corona-Krise aus.

Foto: dpa/Sebastien Nogier

Jetzt wurden die Filme vorgestellt, die dieses Jahr mit dem Gütesiegel „Cannes 2020“ in die Kinos und Festivals kommen sollen. Unter ihnen ist das Drama „Enfant Terrible“ des deutschen Regisseurs Oskar Roehler. Der Film erzählt episodenhaft aus dem Leben des 1982 verstorbenen deutschen Filmemachers Rainer Werner Fassbinder mit Oliver Masucci in der Hauptrolle. Der Film soll in Deutschland im Oktober 2020 in die Kinos kommen. Mit der Auswahl von insgesamt mehr als 50 Filmen, die der künstlerische Leiter Thierry Frémaux auf Dailymotion und Youtube vorstellte, will das Festival die Werke fördern. Mit der Liste wolle man bekannt geben, welche Filme das Festival gesehen und gemocht hat, um so deren Veröffentlichung in Kinos und bei Festivals zu erleichtern, erklärte Frémaux. In die offizielle Auswahl sind neben vielen neuen Namen wieder Regisseure gekommen, die zu den Stammgästen in Cannes gehören, darunter Wes Anderson mit „The French Dispatch“. Der Film soll von einer fiktiven Stadt in Frankreich handeln. In den Hauptrollen sind unter anderem Bill Murray, Tilda Swinton und Timothée Chalamet zu sehen. Von den französischen Regisseuren ist François Ozon mit „Ete 1985“ vertreten, der – nicht frei von autobiografischen Zügen – von der Liebe zweier homosexueller Jugendlicher erzählt. Insgesamt seien 2067 Spielfilme eingereicht worden, sagte Frémaux – mehr als jemals zuvor bei diesem Filmfest. Deshalb sei die Form der 73. Ausgabe in Form einer Empfehlungsliste auch das Mindeste, was das Festival habe tun können.

Eine Schauspielerin, die es nie bis Cannes geschafft hat und auch sonst in ihrer gesamten Karriere eher in der zweiten, wenn nicht gar dritten Reihe gestanden hat, ist Peggy Pope. Die US-amerikanische Fernseh- und Filmschauspielerin ist im Alter von 91 Jahren im US-Staat Colorado gestorben. Ihre Karriere begann sie in den 1950er Jahren in New Yorker Theatern. Bekannter wurde sie erst später, als sie in Serien wie „Soap – Trautes Heim“ und  „Golden Girls“ mitwirkte. Sie drehte auch ein Dutzend Spielfilme. Ihre größte Leinwandrolle hatte Pope an der Seite von Jane Fonda, Dolly Parton und Lily Tomlin in der Komödie „Warum eigentlich... bringen wir den Chef nicht um?“ (1980). In der Satire über einen zudringlichen Chef und Rache für sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz spielte sie eine trinkfreudige Sekretärin.

 Moderator Oliver Pocher.

Moderator Oliver Pocher.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Wer anderen gerne Gruben gräbt, muss aufpassen, nicht selbst hineingestoßen zu werden. Davon kann Oliver Pocher ein Lied singen. Der ehe berüchtigte als berühmte Fernsehmitarbeiter hat Spaß am Misserfolg mancher Kollegen. In einem Interview mit dem „Playboy“ verriet der 42-Jährige, der sich selbst für einen Comedian hält: „Es gibt Kollegen, die ich total beschissen finde, und da freue ich mich, wenn alles von denen abkackt.“ Umgekehrt gab es nach seinen Worten in der Medienbranche „zu jeder Zeit Leute, die sich freuen, mich abschreiben zu können“, sagte Pocher. Auf die Nachfrage, was für Leute das seien, antwortete er: „Fast alle.“ Nun könnte man ihn natürlich auffordern „Dann heul doch“, aber eigentlich sollte man den Mann für seine selbstmörderischen Statements bewundern, denn die Haifische, in deren Becken er mitschwingt,  werden bestimmt nicht lange bis zur nächsten Attacke warten.
no/dpa

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