Freizeit Ein neuer Seitensprung für die Obermosel

Wasserliesch · Der Moselsteig bekommt einen Nebenweg in Wasserliesch. Während eine Gruppe Bürger viel Arbeit in die Wanderstrecke steckt, klagt ein Jäger darüber, dass sie durch eine Wildruhezone führt.

 Karl-Josef Ludwig, Joachim Kronz und Rudolf Schmidt (von links) von der Wanderwegegruppe bereiten den neuen Seitensprung in Wasserliesch für die Wanderer vor.

Karl-Josef Ludwig, Joachim Kronz und Rudolf Schmidt (von links) von der Wanderwegegruppe bereiten den neuen Seitensprung in Wasserliesch für die Wanderer vor.

Foto: Wanderewegegruppe Wasserliesch

Ein neuer Wanderweg ist schon seit einigen Jahren Thema in Wasserliesch. Zurzeit wird er Realität. Eine Gruppe von Bürgern arbeitet seit ein paar Wochen an der Strecke, die laut Ortsbürgermeister Thomas Thelen im Oktober fertig werden soll. Wann oder ob es soweit kommt, war lange Zeit nicht klar. Denn zunächst  musste eine durchdachte Planung her, um die Finanzierung zu sichern und die Vorgaben für den Naturschutz im Wasserliescher Naturschutzgebiet zu erfüllen.

Einen Schub bekam das Projekt am 27. Mai 2018. An diesem Tag zogen beim TV-Wandertag rund 1200 Teilnehmer über die Wege rings um Wasserliesch. Die Wanderer zeigten sich begeistert von den Strecken, die der Heimat- und Verkehrsverein anlässlich des Aktionstages hergerichtet hatte. Für eine engagierte Gruppe Wasserliescher um Ottmar Mengelkoch, Joachim Kronz und  Karl-Josef Ludwig war das der Startschuss, die dauerhafte Herstellung der Strecke einzuleiten. Mitorganisator Ottmar Mengelkoch sagt: „Der erfolgreiche Volksfreund-Wandertag im Mai 2018 gab den Anstoß, auf Dauer eine anspruchsvolle Rundwanderstrecke in Angriff zu nehmen.“

Das Projekt wurde Teil der laufenden Dorfmoderation. Schnell wurde klar, dass für die Umsetzung rund 56 000 Euro gebraucht wurden. Mit Hilfe der Verbandsgemeindeverwaltung Konz stellten die Wasserliescher einen Förderantrag für das EU-Leaderprogramm. Inzwischen ist klar, dass für den Weg 26 000 Euro bereitstehen. 4000 Euro steuert die Gemeinde bei. Dass der Weg wirklich gebaut werden kann, ist jedoch der achtköpfigen Wanderwegegruppe zu verdanken, die zurzeit trotz Corona-Einschränkungen an der 16 Kilometer langen Strecke mit 600 Höhenmetern hart arbeitet. Sie steuert mit ihren Eigenleistungen insgesamt 26 000 Euro bei.

Mengelkoch, Kronz, Ludwig und ihre Mitstreiter Rudolf Schmidt und Reinhold Weber legen neue Pfade und Treppen an. Alte Pfähle der Wasserliescher Baumallee am Wasserlie­scher Ortseingang Richtung Konz-Könen finden als Treppengeländer neue Verwendung. Horst Mertesdorf koordiniert die Materialbeschaffung für das Projekt. Gerhard Athen sorge mit seinen Ratschlägen als erfahrener Wanderwegexperte dafür, dass die neue Strecke den Anforderungen des Deutschen Wanderinstituts genügten, erklärt Mengelkoch. Klaus Roos und Peter Derstappen ergänzen das Team. Für neue Helfer ist die Gruppe jederzeit offen.

 Wasserliescher Panoramasteig_InterRed

Wasserliescher Panoramasteig_InterRed

Foto: TV/Schramm, Johannes

Stefanie Koch, Leiterin der Saar-Obermosel-Touristik (SOT), unterstützt das Projekt ebenfalls. Sie sagt: „Die Einrichtung des Wasserliescher Panoramasteigs entspricht der hohen Nachfrage von Gästen und Einheimischen nach Premiumwanderwegen.“ Der Weg helfe, den Wandertourismus in der Region Saar-Obermosel positiv weiterzuentwickeln.

Mengelkoch spricht von bürokratischen Steinen, die die Gruppe aus dem Weg räumen musste bei der Finanzierung. Da sei er für die Unterstützung der Verbandsgemeinde Konz dankbar. Zudem hätten Grundstückseigentümer ausfindig gemacht und überzeugt werden müssen, den Pfad über ihr Eigentum verlaufen zu lassen. Einige wenige hätten keine schriftliche Erlaubnis gegeben. Deshalb seien Ausweichpfade erschlossen worden. Diese gehörten nun zu den erlebnisreichsten und attraktivsten Teilstücken des Wegs.

Kritik gibt es trotz allen Lobs. Jagdpächter Dr. Frank Wiß, der eine Praxis in Wasserliesch hat, hat sich damit an den TV gewandt. Er hält das Projekt für „unnötig“.  Für einen weiteren Premiumwanderweg werde das Verbot des Betretens eines Naturschutzgebiets außer Kraft gesetzt. „Nur weil es Fördergelder gibt, wird ein weiterer Wanderweg durch eine Wildruhezone einfach so von der Gemeinde genehmigt“, sagt Wiß. Dabei habe er mehrmals darauf hingewiesen. „Es hätte mehrere andere Streckenführungen gegeben“, sagt er. Zudem sieht er auch ein Kulturdenkmal gefährdet: ein altes Römerlager, das ungesichert am Rand der neuen Wanderstrecke liegt. „Durch den unkontrollierten Andrang der Wanderer, wird dieses Kulturdenkmal in der Zukunft sehr wahrscheinlich weiter zerstört“, sagt Wiß.

 Karl-Josef Ludwig, Joachim Kronz und Rudolf Schmidt von der Wanderwegegruppe bereiten den neuen Seitensprung in Wasserliesch für die Wanderer vor.

Karl-Josef Ludwig, Joachim Kronz und Rudolf Schmidt von der Wanderwegegruppe bereiten den neuen Seitensprung in Wasserliesch für die Wanderer vor.

Foto: Wanderewegegruppe Wasserliesch
 Karl-Josef Ludwig, Joachim Kronz und Rudolf Schmidt von der Wanderwegegruppe bereiten den neuen Seitensprung in Wasserliesch für die Wanderer vor.

Karl-Josef Ludwig, Joachim Kronz und Rudolf Schmidt von der Wanderwegegruppe bereiten den neuen Seitensprung in Wasserliesch für die Wanderer vor.

Foto: Wanderewegegruppe Wasserliesch

Die Gruppe selbst erklärt, dass sie überzeugt sei, dass die Streckenführung kaum Auswirkungen auf das Leben der Wildtiere haben werde. Und: „Bei der Streckenführung wurde sehr darauf geachtet, dass seltene Pflanzen, aber auch das sogenannte Römerlager, nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.“ Rechtlich gesehen müssen Jäger nur informiert werden, nicht aber ihre Zustimmung geben. Bis auf Wiß habe man aber alle Beteiligten – darunter zwei weitere Jäger, das Forstamt und Nachbargemeinden – „vom Konzept und vom Gewinn für die Allgemeinheit“ überzeugen können. Auch die Naturschutzbehörden haben grünes Licht gegeben (siehe Info). Das war aus Sicht der Gruppe die größte Hürde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort