Arbeitsmarkt So wenig Arbeitslose wie nie

Saarburg/Konz/Hermeskeil · Trotz Vollbeschäftigung im Kreis Trier-Saarburg soll mit Hilfe eines neuen Programms versucht werden, die Menschen noch besser zu vermitteln. Fachkräftemangel ist ein Thema.

 Im frisch renovierten Jobcenter Saarburg hat die Pressekonferenz zur Arbeitsmarktsituation stattgefunden.

Im frisch renovierten Jobcenter Saarburg hat die Pressekonferenz zur Arbeitsmarktsituation stattgefunden.

Foto: TV/Marion Maier

Heribert Wilhelmi, Chef der Arbeitsagentur Trier, hat bei der Pressekonferenz am Dienstag in den frisch renovierten Räumen des Saarburger Jobcenters erfreuliche Zahlen zum Arbeitsmarkt im Kreis Trier-Saarburg präsentiert. „Die Arbeitslosenzahl für den März ist die niedrigste seit Beginn der Statistiken“, sagte er. Konkret liegt die Zahl bei 2147. Das entspricht einer Quote von 2,6 Prozent der Erwerbsfähigen (Vorjahr 2,8 Prozent). Wilhelmi wies darauf hin, dass in gewissen Branchen wie dem Hotel- und Gaststättenbereich die Saison noch gar nicht angelaufen sei.

Einige würden von Vollbeschäftigung sprechen, sagte Wilhelmy. Doch machte er deutlich, dass die Arbeitslosenzahl für ihn immer noch zu hoch liegen. Die Zahl der offenen Stellen, die bei der Arbeitsagentur gemeldet sind, gibt Wilhelmi für März mit 852 an.

Landrat Günther Schartz sagte: „Der Arbeits- und Fachkräftemangel wird mehr als deutlich.“ Betroffen sind laut Wilhelmi unter anderem Berufe in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, die Bereiche Mechanik, Elektro, Pflege und Medizin sowie das Handwerk. Den entscheidenden Faktor dafür, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen ist, sieht Schartz nicht in erster Linie im Nachbarn Luxemburg. Im Kreis seien massiv Arbeitsplätze geschaffen worden, betonte er.

Zum zweiten Thema der Pressekonferenz, nämlich „Flucht und Asyl“ stellte Schartz fest: „Die Flüchtlingsfrage fällt bei uns kaum noch auf.“ Niemandem werde ein Job streitig gemacht. Genaueres dazu berichtete Rüdiger Schneider, Geschäftsführer des Jobcenters Trier-Saarburg mit den Geschäftstellen Trier, Konz, Saarburg und Hermeskeil. Er bezifferte die Zahl der anerkannten Flüchtlinge, die Hartz IV, also die Grundsicherung für Erwerbsfähige beziehen, auf aktuell 570. In Hochzeiten habe sie 700 betragen.

Schneider zeichnete ein positives Bild von der Entwicklung der Vermittlungen. So hätten im Jahr 2017 100 Flüchtlinge eine Arbeit aufgenommen und davon 25 eine Ausbildung angetreten. Im vergangenen Jahr sei die Zahl auf 133 angestiegen (20 Azubis). Die Branchen reichten dabei von Einzelhandel über Handwerk und Pflege bis hin zum öffentlichen Dienst, wo ein Busfahrer untergekommen sei.

Schneider lobte die Aufnahmebereitschaft der Arbeitgeber. Er rechnet damit, dass die Zahl der Hartz-IV-Empfänger unter den Flüchtlingen weiter zurückgeht.

Für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt geringe Chancen haben – wie Ältere, die sich mit der Sprache schwertun – gibt es laut Schneider sogenannte Aktivierungsmaßnahmen. 52 Prozent der Kunden aus dem Bereich Flucht/Asyl nähmen sie wahr. In erster Linie handele es sich um Ein-Euro-Jobs, über die sich Ortsbürgermeister freuten. Flüchtlingen würde da zum Beispiel helfen, Flächen zu pflastern. Laut Schneider sind 40 dieser Arbeitsgelegenheiten, mit denen die „Kunden der Region etwas zurückgeben“, geplant – und zwar in erster Linie im Forst. Wander- und Radwege sollen dort in Schuss gehalten werden.

Auch für Jugendliche passiere viel, sagte Schneider. So liefen an der Berufsbildenden Schule (BBS) in Saarburg Modellprojekte. Die Christliche Erwachsenenbildung Merzig gebe Jugendintegrationskurse und Sprachkurse. Orientierungspraktika würden angeboten. Die BBS sei zudem eine von zwei Schulen in Rheinland-Pfalz, an denen junge Menschen auch über 18 Jahren unterrichtet würden, wenn sie den Hauptschulabschluss noch nicht erreicht hätten.

Schneider informierte zudem über ein dreijähriges Projekt, bei denen die Region als eine von zwölf Modellregionen ausgewählt wurde. Intensivere Betreuung und eine Ausrichtung auf die Arbeitgeber soll helfen, 150 schwer vermittelbare Menschen (ein Drittel aus dem Bereich Flucht/Asyl) in Arbeit zu bringen. Drei Arbeitsvermittler sollen Firmen und Erwerbsfähige im Arbeitgeber- und Beratungszentrum in Konz per Speed-Dating und Ähnlichem zusammenbringen.

  Haben zur Pressekonferenz geladen (von links): Detlef Schmitz, Leiter des Sozialamts, Mike Lohrke vom Jobcenter Saarburg, Heribert Wilhelmi, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Trier, Landrat Günther Schartz und Rüdiger Schneider, Geschäftsführer des Jobcenters Trier-Saarburg.

Haben zur Pressekonferenz geladen (von links): Detlef Schmitz, Leiter des Sozialamts, Mike Lohrke vom Jobcenter Saarburg, Heribert Wilhelmi, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Trier, Landrat Günther Schartz und Rüdiger Schneider, Geschäftsführer des Jobcenters Trier-Saarburg.

Foto: TV/Marion Maier

Der Landrat zog alles in allem eine positive Bilanz. Im Hinblick auf eine enge Zusammenarbeit von Jobcenter, Kreis, Jugendhilfe und anderen Stellen sagte er: „Uns kann hier keiner ausspielen, dafür sind wir zu gut vernetzt. Und das gilt nicht nur für Flüchtlinge.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort