Monzelfeld Initiative fühlt sich ausgebremst

Monzelfeld · Die Bundesregierung hat zwar eine Deckelung der Förderung für Strom aus Photovoltaikanlagen abgeschafft. Doch beklagt die Monzelfelder Genossenschaft Energiewende Hunsrück-Mosel noch weitere Hürden des Gesetzgebers.

  Wofgang Stein und Rainer van den Bosch, Vorstände der Energiewende Hunsrück-Mosel, mit einem elektrisch betriebenen Auto vor einer ehemaligen Scheune, auf der die Genossenschaft eine Photovoltaikanlage  betreibt.

Wofgang Stein und Rainer van den Bosch, Vorstände der Energiewende Hunsrück-Mosel, mit einem elektrisch betriebenen Auto vor einer ehemaligen Scheune, auf der die Genossenschaft eine Photovoltaikanlage  betreibt.

Foto: Christoph Strouvelle

Den Ausbau von Photovoltaikanlagen mit Bürgerbeteiligung vorantreiben: Dieses Ziel hat sich die Monzelfelder Genossenschaft Energiewende Hunsrück-Mosel (EwHM) gesetzt. 2018 gegründet, hat die ehrenamtlich geführte Genossenschaft mit 85 Mitgliedern innerhalb von zwei Jahren bereits einige Projekte realisieren können.

 Auf acht Monzelfelder Immobilien, davon zwei kommunalen und drei gewerblich genutzten Immobilien sowie drei Privathäusern, hat sie für eine Investitionssumme von 225 000 Euro bereits Photovoltaikanlagen montiert und betreibt außerdem seit November 2019 das Geschäftsfeld E-CarSharing in Bürgerhand mit zwei elektrisch betriebenen Fahrzeugen in Monzelfeld und Traben-Trarbach (der TV berichtete).

Allerdings sind Investitionen der EwHM in weitere Photovoltaikanlagen derzeit ungewiss. Denn der Bau von PV-Anlagen, mit denen in erster Linie Strom produziert, der dann ins Netz eingespeist wird, lässt sich nur in wenigen Fällen noch wirtschaftlich darstellen. „Dabei haben wir 50 Interessenten für Projekte“, sagt Rainer van den Bosch vom Vorstand der EwHM.

 Allein um die neun größten Projekte umzusetzen, könnte die Genossenschaft eine Million Euro investieren und damit Photovoltaikanlagen installieren lassen, die Strom für 280 Haushalte liefern.

Wie kommt es ausgerechnet 20 Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Förderung der erneuerbaren Energien (EEG-Gesetz) zum Stillstand bei der EwHM. Gründe dafür gebe es gleich mehrere, führen van den Bosch und sein Vorstandskollege Wolfgang Stein aus.

Denn erst sei die Förderung der erneuerbaren Energien aus Photovoltaikanlagen auf 52 Gigawatt gedeckelt worden. Diese Menge wäre in diesem Sommer erreicht worden. Was zur Konsequenz gehabt hätte, dass Anlagen, die nach diesem Datum in Betrieb gegangen wären, keine Förderung mehr erhalten hätten und nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben gewesen wären.

Zwar hat das Bundeswirtschaftsministerium vor wenigen Wochen angekündigt, diesen Deckel aufheben zu wollen. Und wie van den Bosch erfahren hat, soll das noch vor der Sommerpause im Eilverfahren von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden. Doch verhindert die monatliche Degression der Fördergelder den weiteren Ausbau größerer PV-Anlagen, mittels derer Strom ins Netz eingespeist wird: Mit jedem Monat sinken für neue Anlagen die Fördergelder um 1,4 Prozent, sagt van den Bosch. Die Folge: „Dadurch sind die Anlagen nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben“, sagt van den Bosch.

Ein weiteres Hindernis: Nur 70 Prozent des Stroms, der maximal in PV-Anlagen erzeugt werden kann, darf ins Netz eingespeist werden. Die Begründung sei gewesen, dass die Netze zusammenbrechen, wenn zu viel Strom eingespeist werde, sagt van den Bosch.

Konkret bedeuten diese Hindernisse, dass die EwHM ein großes Projekt nicht umsetzen kann. Eine Reithalle im Raum Thalfang sei prädestiniert für Photovoltaik, sagen die beiden Vorstände. Von der dort erzeugten Energie könnten die Eigentümer nur fünf Prozent selbst nutzen, die weitere Strommenge würde ins Netz eingespeist. Doch mit der reduzierten Förderung rechne sich das nicht.

„Das ist Politik gegen die Energiewende durch wirtschaftliche Strangulation“, sagt van den Bosch. Er kritisiert außerdem: „Merkel sagt, wir müssen uns für den Klimawandel engagieren, aber die Regierung steht auf der Bremse. So bremst man die Energiewende aus.“

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