Tourismus Was die Ferienregion Hunsrück braucht

Thalfang/Lautzenhausen · TV-Leser machen Vorschläge: Mit kulinarischen Wande­rungen und speziellen Events könnte der Hunsrück touristisch bereichert werden. Statt auf Hotel-Bettenburgen sollte man auf kleine, familiäre Unterkünfte setzen. Das sehen die Experten ähnlich.

 Der Hunsrück hat viele schöne Facetten. Foto: Hans-Peter Linz

Der Hunsrück hat viele schöne Facetten. Foto: Hans-Peter Linz

Foto: TV/Hans-Peter Linz

Vor einigen Wochen hat eine Wandergruppe im Hunsrück durchwachsene Erfahrungen gemacht. Die Gruppe wanderte im Kreis Birkenfeld und lobte zwar die schöne Landschaft, übte aber am gastronomischen Angebot Kritik. Ihr Vorwurf: Es gebe zu wenig Angebote. Viele Gaststätten seien geschlossen gewesen, und die Gruppe habe mit hungrigen Mägen nach Alternativen suchen müssen (der TV berichtete am 2./3. November „Woran es der Ferienregion Hunsrück fehlt“).

Nicht so überlaufen In einem Leseraufruf fragte die TV-Redaktion nach den Erfahrungen im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Dass manche Gastwirtschaften nicht immer geöffnet haben, bestätigt zum Beispiel Familie Klauck aus Malborn. Sie schreibt: „Wir wandern und radeln regelmäßig auch im Hunsrück Traumschleifen oder im Umkreis vom Erbeskopf und Malborn schöne Wanderwege ab.“ Dabei sei selten Gastronomie anzutreffen, aber der Hunsrück sei gegenüber dem Schwarzwald beispielsweise noch nicht so überlaufen und deshalb auch nicht so gut erschlossen. Ausnahmen seien Kell am See, der Losheimer See, Herrstein oder die Mosel, wo viele Touristen unterwegs seien. Das habe aber auch eine gute Seite, finden die Klaucks: „So hat man aufgrund des noch nicht überlaufenen Hunsrücks die Möglichkeit, während der Wanderung Wild zu sichten, den Geräuschen im Wald zu lauschen und die Ruhe zu genießen. Das hat absolut was für sich und wird vielleicht in den Prospekten nicht genügend repräsentiert.“

Kulinarische Wanderungen Möglichkeiten, den Hunsrück attraktiver zu gestalten gebe es schon. So sei zum Beispiel eine kulinarische Wanderung, an der etwa auf 15 Kilometern alle fünf Kilometer ein Gang serviert wird, eine Attraktion. Eine solche Erfahrung hätten sie an der Mosel gemacht. Auch die zahlreichen Grillhütten könne man nutzen, in denen Cateringfirmen oder Vereine Angebote schaffen könnten.

Einheitliches Konzept fehlt TV-Leser Frank Arend sieht ebenfalls das Potenzial des Hunsrücks, bemängelt aber, dass er keine Lobby habe. Die Landschaft sei sehr kleinteilig organisiert, am Erbeskopf fehle ein einheitliches Entwicklungskonzept. Hinzu komme die schwache Erschließung mit dem Öffentlichen Personennahverkehr. So sei der Erbeskopf mit dem Bus nur zu wenigen Zeiten zu erreichen. Auch Bustouren in den Hunsrück seien vorstellbar. Aus seiner Sicht würde immer nur an Touristen aus dem Rhein-Main-Gebiet gedacht, Touristen aus dem Hunsrück oder von der Mosel würden bisher kaum eine Rolle spielen.

Familiäre Unterkünfte Raphael Ioppo betreibt seit fünf Jahren ein kleines Bed & Breakfast mit zwei Zimmern in Thalfang. „Ich habe Gäste, die hier in der Gegend wandern, Privatleute, aber auch Geschäftsleute. Die sind alle von der schönen Landschaft begeistert,“ sagt Ioppo. Er arbeitet mit dem Online-Portal booking.com zusammen. „Für mich ist ausschlaggebend, wie die Gäste mich bewerten und was sie sagen. Dadurch kann ich mich selbst optimieren.“ Aus Ioppos Sicht sind es die kleineren Strukturen mit familiären Übernachtungsmöglichkeiten, die den Hunsrück bereichern. „Das soll man unterstützten. Die Leute wollen hier nicht nur übernachten, sondern eine Bereicherung haben. Ich empfehle den Gästen Restaurants, gebe ihnen Ausflugstipps und kümmere mich um sie. Das zeigt sich dann auch in meinen Bewertungen.“

An einem Strang ziehen Jörn Winkhaus, Geschäftsführer der Hunsrück Touristik nimmt zu diesen Einschätzungen Stellung. Auch er verweist auf die Bedeutung kleiner Strukturen im Übernachtungsbereich. Schließlich könnten sich große Hotelketten in dieser Gegend kaum halten. „Die Gastgeber sollten in der Lage sein, ihren Gästen Empfehlungen zu geben und sie zu beraten. Das ist dieser ländlichen Struktur wichtig. Man sollte als Gastgeber nachfragen: ,Was habt ihr vor?’“

 Der Hunsrück hat viele schöne Facetten. Foto: Hans-Peter Linz

Der Hunsrück hat viele schöne Facetten. Foto: Hans-Peter Linz

Foto: TV/Hans-Peter Linz
 Der Hunsrück hat viele schöne Facetten – wie sie zum Beispiel auf der Traumschleife Wind, Wasser, Wacken zwischen Berglicht und Talling zu sehen sind (oberes und rechtes Foto).

Der Hunsrück hat viele schöne Facetten – wie sie zum Beispiel auf der Traumschleife Wind, Wasser, Wacken zwischen Berglicht und Talling zu sehen sind (oberes und rechtes Foto).

Foto: TV/Hans-Peter Linz
 Der Hunsrück hat viele schöne Facetten. Foto: Hans-Peter Linz

Der Hunsrück hat viele schöne Facetten. Foto: Hans-Peter Linz

Foto: TV/Hans-Peter Linz
 Der Hunsrück hat viele schöne Facetten. Foto: Hans-Peter Linz

Der Hunsrück hat viele schöne Facetten. Foto: Hans-Peter Linz

Foto: TV/Hans-Peter Linz

Nur so könne man eine dünn besiedelte Mittelgebirgsregion vermarkten. Winkhaus: „Alle müssen an einem Strang ziehen.“ Die gastronomischen Schwächen der Region erkennt auch Winkhaus, räumt aber ein: „Bei den Traumschleifen ist es Voraussetzung, dass ein Gastronomiebetrieb fußläufig vom Wanderweg zu erreichen ist. Allerdings wurden auch manche Betriebe aus unterschiedlichsten Gründen geschlossen.“ Beim Etappen-Wanderweg Saar Hunsrücksteig, der ebenfalls durch die Region führt, könne die Hunsrück Touristik Übernachtungen, Gepäcktransfer und auch Lunchpakete vermitteln. Daniel Thiel, Chef der Tourist-Information in Thalfang, sagt, dass die Kulinarik eine wesentliche Rolle spiele. „Wir richten an manchen Wanderwegen Getränkestationen ein, bieten Wild-, Pilz- oder Kräuter-Wanderungen an. Das hat immer mehr Zulauf.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort