Laufkolumne Muskelkater ist mehr als eine Trophäe - Tipps fürs Lauftraining (Teil 6)

Manche Sportler sehen Muskelkater auch als Trophäe für eine außergewöhnliche Leistung. Doch die Mikroverletzungen in der Muskulatur und mögliche Gefahren sollten nicht unterschätzt werden. Das ist das Thema der neuen Laufkolumne.

 Die Waden nach dem Laufen zu dehnen, ist sinnvoll. Bei Muskelkater sollte das aber nur sehr vorsichtig passieren.

Die Waden nach dem Laufen zu dehnen, ist sinnvoll. Bei Muskelkater sollte das aber nur sehr vorsichtig passieren.

Foto: Rainer Neubert

Warum ausgerechnet der Kater als Sinnbild von Schmerzen herhalten muss, ist eine Frage, die für Sprachwissenschaftler interessant sein könnte. Sicher hat es etwas damit zu tun, dass die Beschwerden ähnlich scharf und stechend sind, als würde der Körper mit spitzen Krallen malträtiert. „Ich habe ordentlich Muskelkatze“ würde sich allerdings tatsächlich komisch anhören.

Muskelkater ist ohne Zweifel eine Folge ungewöhnlich starker Belastung. Nicht das Laktat schießt dabei in die Muskulatur, wir früher oft vermutet wurde. Vielmehr gilt inzwischen als sicher, dass es mikroskopisch kleine Verletzungen der Muskelfasern sind, die im Heilungsprozess schmerzen. Es sind also kleine, fiese Entzündungen, die manche Sportler als Belohnung für die vollbrachte läuferische Großtat sehen, aber durchaus deutlich mahnen, in den Folgetagen die Belastung zu reduzieren.

Den triumphalsten Muskelkater habe ich persönlich nach meinem ersten Marathon erlebt. Eine Woche lang war jede Treppe eine echte Herausforderung. Der zweite biestige Muskelschmerz, der mir als außergewöhnlich in Erinnerung geblieben ist, war die „Belohnung“ für eine langsame 3000-Meter-Runde. Es war der erste Lauf nach acht Monaten verletzungsbedingter Pause. Erstaunlich, wie schnell die Beinmuskulatur ihre Belastbarkeit verliert.

Aber zum Glück lässt sich das durch regelmäßige Aktivität und moderate Steigerung wieder verbessern. Die Vorsicht ist dabei ein guter Begleiter. Denn mit Muskelkater birgt jede starke Belastung Gefahr. Für Hobbyportler ist nach einem intensiven Lauf mindestens ein Tag Pause oder nur moderate Bewegung sinnvoll. Radfahren, Aquajoggen oder ein Spaziergang sind erlaubt und sinnvoll, um die Durchblutung in den Beinen zu fördern. Dann werden die Mikroverletzungen im Muskel bald wieder verschwunden sein und der Spaß an der Bewegung bleiben. Auch das Dehnen von Muskulatur und Sehnen ist dann wieder eine sinnvolle Sache. Bis zum nächsten Muskelkater ...

Nächste Woche: Trinken, bevor der Arzt kommt.

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