Wasser, Matsch und Hindernisse

Am Ende sind es mehr als 7000 Läufer gewesen, die beim Strongmanrun rund um und auf dem Nürburgring das Ziel erreichten. Volksfreund-Mitarbeiter Manuel Kölker war einer von ihnen.

 Beim sogenannten Fischernetz müssen die Strongmanrun-Teilnehmer zunächst einen Tümpel durchqueren und sich dann an einem Netz hinaufhangeln. TV-Foto: Holger Teusch

Beim sogenannten Fischernetz müssen die Strongmanrun-Teilnehmer zunächst einen Tümpel durchqueren und sich dann an einem Netz hinaufhangeln. TV-Foto: Holger Teusch

Nürburgring. Der größte Hindernislauf der Welt - und das in der nahen Eifel am Nürburgring. Genau das Richtige für meinen Kumpel Christian Herkel und mich - und weitere 8888 Starter, alle mit einer großen Portion Respekt vor der harten Strecke: zwei Runden zu jeweils zehn Kilometern inklusive 28 Hindernissen.

Genau dort, wo sonst Sebastian Vettel und Michael Schumacher die Motoren aufheulen lassen, geht's endlich los. Doch nach einer der ersten Kurven stehen wir: Stau vor Hindernis eins, Wartezeit rund zehn Minuten. Wer sich eine bestimmte Zeit vorgenommen hat, wird enttäuscht - die Minuten rinnen dahin, ehe es weitergeht. "So lange haben wir in Weeze im vergangenen Jahr nicht gestanden", stöhnt ein Läufer hinter mir.

Wir nehmen es locker und bewundern stattdessen die vielen Kostüme: Da läuft Captain America neben einer Prinzessin, ein Frosch steht vor uns, und auch eine komplette Hochzeitsgesellschaft samt Pfarrer wartet darauf, über Reifen und Stroh zu klettern. Und dann dürfen wir: Zunächst über das besagte Hindernis, wenig später durch einen Offroad-Park und dann die Wasserrutsche "Cool Down" hinab. Namensgeber war übrigens Christian Richter aus Riol (Kreis Trier-Saarburg). Tückisch: In der Auslaufzone landen wir im eiskalten Wasser. Durchnässt geht's querfeldein über saftige Wiesen, und dann werden wir wieder nass: Gebückt unter mächtigen Baumstämmen waten wir durch bauchhohes Wasser und stolpern später über Stock und Stein, nasse Schuhe und nasse Kleidung inklusive. Macht aber Spaß.

Weniger Spaß macht jedoch der Schicksalsberg: 500 Meter steil bergauf, kleine Wartepause, und am Ende über vier hohe Strohtürme, die nur mit Teamarbeit zu überwinden sind. "Wie machen das die ersten, die hier durchkommen?", fragt mich Christian. Keine Ahnung, aber es muss einen Trick geben, den wir nicht kennen. Dann geht's zurück auf die Formel-1-Strecke. Fiese Idee der Organisatoren: nicht über Asphalt, sondern im tiefen Kies.

Nach einer erneuten Kletterpartie und einem weiteren Bad im Eiswasser dann der Schock: In der Matschgrube "Dirty Dancing" sind plötzlich die Schuhe weg. Wir müssen buddeln, ehe sie gerettet sind. Zwar inklusive Schlamm, aber immerhin. mit Erfolg. Nur von seinen Socken muss Christian sich trennen: zuviel Matsch zwischen den Zehen.

Über eine Himmelstreppe aus Stroh, bunt zusammengewürfelten Reifen und im Kriechgang gelangen wir endlich auf die Zielgerade. Nur blöd, dass die Runde zweimal zu absolvieren ist. Doch auf Runde zwei haben wir mehr Glück: Vor den Hindernissen warten nicht mehr so viele Menschen, und die Scheu ist gewichen. Christian stürzt sich kopfüber die Wasserrutsche hinunter, ich sehne mich nach einem Bad im Brackwasser. Nasse Füße, egal.

Und auch sonst läuft es nun flüssiger: Die Beine spielen gut mit, den Schicksalsberg erklimmen wir wie im Flug. Andere dagegen schleppen sich müde gen Ziel, das nun nur noch rund fünf Kilometer und sieben Hindernisse vor uns liegt. Aber auch die können uns nicht stoppen: Wir spurten quasi über den Kiesimandscharo, lächeln müde über die Eifeler Nordwand und pesen durch Wasser, Matsch und Stroh. Kein Schuh bleibt mehr stecken, wir haben sogar die Zeit, uns noch mit Matsch zu bewerfen. Und dann wartet die Zielflagge auf uns: Geschafft - nach 2:38 Stunden.

Ob das gut oder schlecht ist? Keine Ahnung, aber wir sind Strongmen, starke Männer. Wie viele Tausend andere auch - und wie auch der Trierer Florian Neuschwander vom PST Trier. Er siegt in einer Zeit von 1:21 Stunden. Darauf ein Zielbier.

volksfreund.de/laufen

EXTRA

 Manuel Kölker. TV-Foto: Holger Teusch

Manuel Kölker. TV-Foto: Holger Teusch



Debütanten gewinnen: Es war die erste Auflage des Fisherman's Friend Strongmanrun am Nürburgring und auch die Premiere für Ulrike Dreißigacker und Florian Neuschwander. Die Debütantin aus Hannover und der Trierer Neuschwander zeigten aber den erfahrenen Läufern die Hacken. Neuschwander musste allerdings noch um den Sieg zittern. Am Hindernis "Cliffhanger" kämpfte er sich durch den mit Stroh übersäten Boden, statt sich darüber zu hangeln. Über dieses Verhalten gab es nach dem Zieleinlauf zunächst Diskussionen. Letztendlich wurde dem Athleten vom Post-Sport-Telekom Trier der Sieg über die knapp 20 Kilometer mit 28 Hindernissen aber zuerkannt. Insgesamt nahmen mehr als 10 000 Läufer aus 41 Nationen am größten Hindernislauf der Welt teil. Nach Angaben der Organisatoren gab es keine schwerwiegenden Verletzungen. Der Andrang war allerdings so groß, dass sich bereits drei Stunden vor dem Start Staus auf den Anfahrtswegen zum Nürburgring gebildet hatten. teu

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