Hintergrund Wenn Schule krank macht: Ursachen und Lösungsansätze

Trier · „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“ versprechen höhere Wesen bereits in Goethes „Faust“. Der Begriff der Leistung ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Um Leistung festzustellen, braucht es Wettbewerb.

  Oftmals sind Schüler überfordert. Das hat verschiedene Gründe: Zu den vielen außerschulischen Aktivitäten kommt öfter auch der Leistungsdruck, denn in der Gesellschaft scheint die Meinung überhand zu nehmen, dass Abitur (rechts, Zeugnis) und Studium der einzig gute Lebensweg seien.

Oftmals sind Schüler überfordert. Das hat verschiedene Gründe: Zu den vielen außerschulischen Aktivitäten kommt öfter auch der Leistungsdruck, denn in der Gesellschaft scheint die Meinung überhand zu nehmen, dass Abitur (rechts, Zeugnis) und Studium der einzig gute Lebensweg seien.

Foto: Pixabay

Schon in der Schule wird deswegen Vergleichbarkeit durch Noten, Vergleichstests und Studien wie zum Beispiel Pisa hergestellt.

Zu den Hausaufgaben am Nachmittag kommen meistens noch einige private Termine, wie Musikunterricht oder Sportverein. Zeit zum Spielen, zur Entspannung oder sogar Langeweile bleibt da kaum. Aktuelle Forschungsergebnisse wie die der Kaufmännischen Krankenkasse und der OECD zeigen, dass dieser Leistungsdruck schon im Kindesalter krank machen kann.

Laut Annebärbel Neurohr-Marquenie, Diplom-Psychologin und Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Caritasverbands Trier, geht der Leistungsdruck allerdings nicht unbedingt von gesteigerten Anforderungen in der Schule aus, sondern vielmehr von der weitverbreiteten gesellschaftlichen Vorstellung, dass Abitur und Studium der einzig gute Lebensweg seien,. Manche Eltern gäben diesen Aufstiegsdruck an die Kinder weiter, ohne dabei auf deren besondere Talente oder allgemeinen Begabungen Rücksicht zu nehmen.

Gleichzeitig sei auch eine verringerte Widerstandskraft gegen Stresssituationen bei den Schülern festzustellen.

Vater oder Mutter räumten ihnen viele Probleme aus dem Weg, deren selbständige Lösung den Kindern Selbstbewusstsein und emotionale Stärke vermitteln könnte.

Das heißt nicht, dass Eltern ihre Kinder nun völlig alleine lassen sollten. Neurohr-Marquenie rät dazu, Kinder gerade am Schuljahresanfang, aber auch im laufenden Schuljahr genau beobachten, denn Bauchweh, Kopfweh und Schlafschwierigkeiten, könnten erste Anzeichen sein, dass das eigene Kind unter zu hohem Druck stehe.

Diese Symptome lassen natürlich nicht in jedem Fall auf psychische Probleme schließen. Wenn sich aber keine organische Ursache finden lässt, kann es sich um sogenannte somatische Erkrankungen handeln, die auf tiefer sitzende psychologische Probleme hinweisen können. Kinder erfinden diese somatischen Krankheitserscheinungen nicht. Sie fühlen wirklich den Schmerz in Kopf oder Bauch, auch wenn es keine organische Ursache gibt.

In vielen Familien ist es laut Neurohr-Marquenie nicht üblich, über Gefühle zu sprechen, weswegen die Kinder ihren Kummer aufstauten. Es sei wichtig, Kinder, die unter solchen somatischen Symptomen leiden, zu ermutigen, sich stressvollen Situationen selbstbewusst zu stellen. Eltern sollten zwar zulassen, dass Kinder die Probleme selber angehen, aber auch ein Fallnetz anbieten. Sie erst mal zur Schule zu schicken, aber gleichzeitig eine Abholung bei Verstärkung der Beschwerden anzubieten, wäre ein Beispiel für ein solches Fallnetz.

Um Krankheiten durch Stress in der Schule vorzubeugen, empfiehlt Neurohr-Marquenie, Kinder auch Kinder sein zu lassen. Es müsse ein Gegengewicht zur Schule angeboten werden, das von Kind zu Kind individuell unterschiedlich sei.

Manche bräuchten Aktivitäten, in denen sie nicht bewertet werden, andere einfach einen ruhigen Rückzugsraum, um sich entspannen zu können.

 Zeugnis Willibrord Bitburg

Zeugnis Willibrord Bitburg

Foto: TV/Schramm, Johannes

Eltern sollten allgemein nicht davor zurückschrecken, in Fällen von psychologischen Problemen bei ihren Kindern professionelle Beratung zu suchen. Solche Krankheitsbilder sind längst kein Tabu mehr. In der Region Trier gibt es eine Fülle von Angeboten von Entspannungs- bis Lerntherapie. Gerade am Schulanfang wirken präventive Maßnahmen noch sehr gut.

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