Kommentar zu Unfällen bei jungen Fahrern Fahrsicherheitstraining: Pflicht statt Geschenk

Meinung · Sind allein die jungen Fahrer selbst verantwortlich dafür, dass in ihrer Altersgruppe viele Unfälle entstehen? Nein, denn sie werden während der Fahrschulausbildung zu selten mit Gefahrensituationen auseinandergesetzt.

Kommentar zu Unfällen bei jungen Fahrern: Fahrsicherheitstraining: Pflicht statt Geschenk
Foto: picture alliance / dpa/Jonas Schöll

Ich habe es geschafft. Bin jetzt 26. Die Altersgruppe der „jungen Fahrer“ habe ich hinter mir gelassen. Ohne schweren Unfall. Zugegeben, der eine oder andere kleinere Fauxpas war dennoch dabei. Aber: Dass ich diese Alterspanne überschritten habe, ohne schwerverletzt im Krankenhaus zu landen, verdanke ich eher der Glücksgöttin Fortuna als einer lückenlosen Ausbildung in Sachen Verkehrssicherheit.

Knapp zehn Jahre sind vergangen, seit ich den Führerschein gemacht habe. Theorie, Praxis, Prüfung (samt Extrarunde), begleitetes Fahren – alles Instrumente, die ich nicht infrage stellen möchte. Ab dem 18. Geburtstag wurde ich dann alleine auf die Straßen losgelassen. Der klammen jugendlichen Kasse war es zu verdanken, dass mein VW Polo mit seinen 75 PS nicht zum Rasen geeignet war. Getan habe ich es dennoch teilweise, so ehrlich muss ich sein. Und es gab Situationen, in denen ich dachte: „Uff, das hätte schiefgehen können!“

Nach diesen Situationen wünschte ich mir, besser ausgebildet zu sein. Wann wurde ich gelehrt, mit Gefahrensituationen umzugehen? Ich erinnere mich ... im Fahrschulunterricht musste ich die Vollbremsung üben. Das war’s. Ansonsten glich die Fahrschule doch eher dem gemütlichen Herumfahren auf dem Land. Wir sollten Fahrschüler mit solchen Situationen konfrontieren. Wenn auch nicht im Straßenverkehr als Operation am offenen Herzen.

Ein Fahrsicherheitstraining ist oftmals etwas, das man geschenkt bekommt. „Wenn Oma und Opa denken: Das könnte dem Jungen gefallen.“

Auch der ADAC wirbt im Internet für das Fahrsicherheitstraining: „Das ideale Weihnachtsgeschenk!“, steht da. Und: „Verschenken Sie Sicherheit, Spaß und Action an Ihre Lieben – oder beschenken Sie sich selbst.“

Ein fataler Gedanke. Ein Fahrsicherheitstraining sollte keine spaßige Samstagsbeschäftigung für die ganze Familie, sondern Pflichtbestandteil der Fahrschule sein. Denn jungen Menschen vorzuwerfen, dass sie mit gefährlichen Situationen nicht umgehen können ist dann unfair, wenn sie mit diesen niemals konfrontiert waren.

Die Entscheidung für oder gegen ein Fahrsicherheitstraining in die Verantwortung der jungen Fahrer zu legen, ist ebenso falsch. Denn: Die Teilnahme kostet für junge Fahrer immerhin 130 Euro. Gehen Sie in sich: Als Sie 18 waren, hätten Sie das bezahlt? Ich habe es nicht getan. Hätte ich besser. Denn Können ist besser als Glück.

c.thome@volksfreund.de

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