Leserbrief Grünflächen-Verwalter oder Landwirt?

Landwirtschaft

Zum Thema „Zukunft der Landwirtschaft“ schreibt diese Leserin:

Leider sehen unsere Landwirte ihre Wiesen scheinbar nur noch als Mähobjekt. Von April bis fast Ende Oktober werden die einst intakten Wiesen, denn sie sind zwangsläufig zu toten Grünflächen verkommen, drangsaliert. Dauermähen mit einer Güllekur zwischendurch, das ist das Vegetationsjahr einer Wiese. Ab und zu dürfen auch schon mal in Hofnähe ein paar Milchproduktionsmaschinen auf diese Flächen.
Der Anblick ist verstörend, dürre schwarzweiße Tiere, das Rückgrat, die Hüftknochen ragen aus dem Körper, das Euter abnormal vergrößert. Nein, Hörner haben diese Tiere schon lange nicht mehr. Vermutlich sind zu viele Landwirte durch Milchkühe zu Tode gekommen, deshalb müssen die Tiere jetzt hornlos durchs Leben gehen. Sollen sich doch ein Kratzhändchen zulegen, wenn ihnen das Fell juckt.
Aber nochmal kurz zurück zur Grünfläche. Dass beim Landwirt die Kasse nicht mehr stimmt, kann ich verstehen. Um ein paar Ballen Matschegras in Plastikballen zu quetschen, fährt ein Riesentraktor mehrmals über die Riesenflächen: Mähen, auf Reihen bringen, Ballen fertigen, Ballen einfahren.
Vielleicht mal in die andere Richtung denken – einfach weniger Kühe, das ist die Bezeichnung für diese arme Kreatur, in den Stall stellen und die Milch doppelt so teuer verkaufen. Der Verbraucher ist längst bereit, für ein faires Produkt mehr zu zahlen, auch und gerade für Milch. Trauen Sie sich, schließen Sie sich mit anderen Landwirten zusammen und denken Sie um!
Lassen Sie auf den großen Flächen einen Teil des Grases wachsen, damit es Samen, Körner und Früchte für Kleinnager, Vögel und Insekten produzieren kann! Und Sie können im Spätsommer noch wunderbares Heu ernten. Mähen Sie die Sillage-Flächen nicht bis zum äußersten Rand, lassen Sie einen kleinen Streifen rundum bis ins nächste Jahr stehen. In den Blütenständen, Halmen und Stängeln überwintern viele Insekten. Wir alle brauchen die Natur in ihrer Vielfalt – Sie  haben es in der Hand.

Nein, ich bin keine realitätsfremde Ökotante, ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass sich etwas ändern kann – wir müssen es nur angehen und darüber sprechen.

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