3. Fußball-Liga Reaktionen zum Klassenerhalt: Wenn der FCK dem Teufel von der Schippe springt

Region/Kaiserslautern · Der Klassenverbleib des 1. FC Kaiserslautern in der 3. Liga sorgt auch bei Verantwortlichen, Ex-Spielern, Fans und Experten für große Erleichterung.

  Jubel und Freude sind zurück in der Pfalz: Dank eines energischen Schlussspurts hat der 1. FC Kaiserslautern den Klassenverbleib in der 3. Liga geschafft .

Jubel und Freude sind zurück in der Pfalz: Dank eines energischen Schlussspurts hat der 1. FC Kaiserslautern den Klassenverbleib in der 3. Liga geschafft .

Foto: dpa/Uwe Anspach

Diesen kleinen Seitenhieb gegenüber einigen „Experten“ konnte sich Hans-Peter Briegel kurz nach dem geschafften Klassenverbleib des 1. FC Kaiserslautern in der 3. Liga dann doch nicht verkneifen. Auf Facebook schrieb die FCK-Legende: „Vor sieben Wochen war Marco Antwerpen für einige noch die größte Nullnummer. Viele sind da zu vorschnell gewesen ...“ Der Europameister von 1980, zweifache Vize-Weltmeister und einstige Sportliche Leiter von Eintracht Trier und des FCK sieht sich in seiner von Beginn an vertretenen Meinung des Anfang Februar verpflichteten Trainers, der zunächst noch keinen durchschlagenden Erfolg hatte, bestätigt: „Er hat eine ganz gerade Linie gefahren, wechselt zur Not auch mal innerhalb kürzester Zeit fünf Spieler auf einmal aus – ein konsequenter, ehrlicher Typ, bei dem die Spieler wissen, woran sie sind.“ Wie viele Anhänger der Roten Teufel hofft auch Briegel auf eine weitaus bessere kommende Saison. Dazu müsse der Verein auf sportlicher und administrativer Ebene aber schlanker werden, fordert der 72-fache Nationalspieler: „Es sind 32 Spieler zum Einsatz gekommen, die Geschäftsstelle ist von ihren Räumlichkeiten immer noch erstligareif. Dort muss der Verein sich weiter straffen.“ Leihspieler, wie etwa Felix Götze (vom FC Augsburg) oder Jean Zimmer (Fortuna Düsseldorf), würde der 65-Jährige gerne weiter beim FCK sehen. Er weiß aber auch, dass dies sehr schwer wird: „Wenn den Verantwortlichen das finanziell gelingt, kann man sie dazu nur beglückwünschen.“

Während Briegel bei den Lauterern keine offizielle Funktion ausübt, ist ein anderer, der einst bei Eintracht Trier die sportliche Leitung innehatte, gleich in zwei Gremien vertreten: Fritz Fuchs ist Aufsichtsratsmitglied des 1. FC Kaiserslautern e.V. und im Beirat der für den Profibereich zuständigen Management GmbH. Die langanhaltenden Unruhen und personellen Wechsel in den Führungsgremien hat er aus allernächster Nähe mitbekommen. Dass es in den vergangenen Wochen so gut lief und sich die Mannschaft sogar noch vorzeitig retten konnte, macht der 77-Jährige an drei Gründen fest: „Erstens herrscht jetzt endlich mal Ruhe auf der Führungsetage, zweitens ist dank der guten Arbeit von Marco Antwerpen und seines Trainerteams ein Ruck durch die Mannschaft gegangen, und drittens konnten wir von der jüngsten Schwächephase der Konkurrenten aus Meppen und vom FC Bayern II profitieren.“

Vor allzu viel Euphorie warnt Fuchs aber jetzt: „Wir sind dem Teufel gerade noch mal von der Schippe gesprungen. Vor uns liegt ein steiniger, harter Weg. Es gilt dabei auch noch einiges aus der Vergangenheit aufzuarbeiten.“

Eine „Hauptrolle für den Klassenerhalt“ schreibt auch Thomas Hilmes, der Betreiber des Online-Magazins „Der Betze brennt“, Coach Antwerpen zu. „Der sportliche Umbruch wurde mit dem neuen Trainer sowie mit dem neuen Manager Thomas Hengen eingeleitet. Antwerpen macht mit seiner direkten Ruhrpott-Art den Eindruck, als ob er zum FCK passt.“ Die Wintertransfers hätten gesessen, bei den Spielern habe es nach langer Anlaufzeit auch endlich ‚klick’ gemacht – und nicht zu vergessen: „Im Saisonfinale war trotz Corona auch die eingeschworene Gemeinschaft mit den Fans wieder spürbar.“

Das Interesse der Anhänger gerade in der entscheidenden Saisonphase sei riesengroß gewesen. An den Spieltagen habe er auf seinem Portal sogar über 200 000 Klicks registriert. Für die bereits in gut zwei Monaten startende neue Spielzeit will der in Piesport (Kreis Bernkastel-Wittlich) lebende Hilmes noch keine konkrete Prog­nose abgeben. Aber klar ist für ihn schon jetzt: „In der 3. Liga ist für fast jeden Verein alles möglich, genauso schnell wie nach unten, kann es auch nach oben gehen – wenn man es richtig anstellt.“ Hilmes erwartet, dass der FCK die Heimstärke der vergangenen Wochen (vier Siege in fünf ungeschlagenen Spielen) beibehält oder sogar noch ausbaut und den in der 3. Liga nötigen „einfachen Fußball“ lernt.

Statt im Fritz-Walter-Stadion oder den Arenen der jeweiligen Gastgeber mit ihren Roten Teufeln mitzufiebern, waren auch die Mitglieder des FCK-Fanclubs „Treverer Teufel“ aus Trier in den vergangenen Corona-Monaten dazu verdammt, die Spiele von zu Hause aus zu verfolgen. „Als wir Ende März mit 0:1 in Magdeburg verloren haben, wurde es auch mir zum ersten Mal mulmig - obwohl ich grundsätzlich immer an die Mannschaft geglaubt habe“, lässt der Vorsitzende des Fanclubs, Hardi Greza, im TV-Gespräch durchblicken. Was er von seinen Fanclubkollegen mitbekommen hat, schwanke die Stimmungslage zwischen großer Freude, den Abstieg in die Viertklassigkeit noch verhindert zu haben, bis hin zur eher nüchternen Feststellung, nach einer schwachen Saison gerade noch dem Super-Gau entkommen zu sein. Greza setzt nun darauf, dass einige ausgeliehene Spieler gehalten werden können und die Mannschaft nicht wie in den vergangenen Jahren wieder aufs Neue zerrupft wird: „Das wäre keine gute Basis für die neue Saison.“

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