Sport Trierer Läufer: Von 170 Kilo bis zum Berlin-Marathon

Berlin/Trier · Der ehemalige 170-Kilo-Mann Dirk Schwan hat beim Berlin-Marathon erfolgreich die 42,195-Kilometer-Distanz absolviert. Ein persönliches Erfolgserlebnis, dass der 45-Jährige in den Dienst der guten Sache stellt.

Der Trierer Dirk Schwan hat vor vier Jahren mit fast 170 Kilogramm mit dem Laufen begonnen und beendete jetzt für die Aktion Nestwärme laufend den Berlin-Marathon.

Der Trierer Dirk Schwan hat vor vier Jahren mit fast 170 Kilogramm mit dem Laufen begonnen und beendete jetzt für die Aktion Nestwärme laufend den Berlin-Marathon.

Foto: privat

Der Kenianer Eluid Kipchoge lief beim Berlin-Marathon in 2:01:09 Stunden Weltrekord, was der Trierer Dirk Schwan bei der größten deutschen Laufveranstaltung geschafft hat, ist aber trotz dreimal so langer Laufzeit (6:03:20) ebenfalls rekordverdächtig und macht Mut. Der 115-Kilo-Mann lief seinen ersten Marathon und sammelte dabei Spenden für den Verein Nestwärme.

Am Anfang von Dirk Schwans Marathon-Abenteuer war da dieses Schild mit der Aufschrift: maximal 170 Kilogramm. Mit mehr durfte die Hebebühne, mit deren Hilfe in den Trierer Messehallen die Bühne für die Karnevalssitzung der LGBTQ-Community aufgebaut wurden, nicht belastet werden. Wie immer half vor vier Jahren auch Dirk Schwan mit beim Aufbau - und stutzte beim Blick auf die Warnung: Durfte er diese Hebebühne nicht mehr benutzen, weil er zu schwer geworden ist?

Es war ein einschneidendes Erlebnis! „Am Aschermittwoch habe ich zu meiner Frau gesagt: Ich muss was tun!“, erzählt Dirk Schwan. Mit dem Rauchen hatte er bereits aufgehört. Jetzt war mehr Bewegung angesagt. An Laufen verschwendete der Familienvater aus dem Trierer Paulin-Viertel noch keinen ernsthaften Gedanken. „Damals hatte ich 170 Kilo auf der Waage“, erzählt er mittlerweile um ein Drittel leichter. Sein Rezept: Statt zum Einkaufen in den nächstgelegenen Supermarkt in der Paulinstraße zu gehen, wandert Schwan in die Nagelstraße. Die Strecken wurden immer länger, das Gewicht immer weniger. „Irgendwann bin ich die Runde im Moselstadion schnell gegangen“, erzählt Schwan. Zwischendurch trabte er bald ein bisschen. Erst 100 Metern, dann immer weiter. Nach drei Monaten schaffte er vier Kilometer Laufen am Stück.

Ein Erfolgserlebnis, das Lust auf mehr macht. Beim Trierer Silvesterlauf 2019 lief Schwan erstmals bei einem offiziellen Wettbewerb und gleich acht Kilometer. Für ihn selbstverständlich: im Shirt des Vereins Nestwärme. „Ich werde immer für Nestwärme laufen“, betont er. Mit dem Verein, der chronisch kranke und Kinder mit Beeinträchtigung sowie deren Familien unterstützt, können sich Dirk Schwan und Frau Sabine gut identifizieren.

Als das Paar vor mehr als 20 Jahren die Geburt ihres Sohns erwartete, ergab eine Fruchtwasseruntersuchung, dass das Kind nach der Geburt nicht überlebensfähig sei. Ein Schock! Beim erst kurz zuvor gegründeten Verein Nestwärme riet man dem Paar zu einer weiteren Untersuchung, die ergab, dass das Baby sehr wohl überleben könne. Die bereits geplante Abtreibung wurde abgesagt.

Für Dirk Schwan war es deshalb eine Selbstverständlichkeit, dass er sein Marathon-Debüt mit einer Spendenaktion zugunsten des Vereins Nestwärme verband. Für jeden seiner Trainings-Kilometer wird ein Euro gespendet. Insgesamt 2000 Euro sind so seit Januar bei wöchentlich vier Lauf- und zwei Fitnessstudio-Einheiten zusammengekommen. Dirk Schwans Marathon-Trikot soll zudem im Dezember beim Kraft Bräu Talk in Trier-Olewig versteigert werden.

Es ist mit viel Schweiß verdientes Geld für den guten Zweck! Weil er als Disponent bei der Deutschen Bahn im Schichtdienst arbeitet, absolvierte Schwan sein Marathontraining manchmal um halb vier morgens vor der Arbeit. Nach Feierabend wäre es in diesem Sommer einfach zu heiß gewesen.

Aber jetzt heißt es erst einmal von der Marathon-Strapaze erholen. „Im Training hätte ich bei Kilometer 18 aufgehört“, sagt Dirk Schwan von seinem Berlin-Marathon-Abenteuer. Aber nicht nur der Zieleinlauf, schon die letzten Kilometer haben für alles entschädigt. „Die letzten drei Kilometer wurde man von den Zuschauern getragen“, erzählt er. Deshalb ist der nächste Marathon schon in der Planung. Diesmal zusammen mit dem 20-jährigen Paul im kommenden Frühjahr in Wien. „Aber natürlich laufen wir vorher beim Silvesterlauf mit“, sagt Dirk Schwan.

#gemeinsambewegen-Preis

Dirk Schwan hat mit seiner Willensleistung auch die Jury des #gemeinsambewegen-Preises überzeugt. Damit wollen der Deutschen Leichtathletik-Verband und laufen.de Initiativen auszeichnen, die zeigen, die Laufen das eigene Leben und das von anderen besser machen kann. Ab November kann auch für Dirk Schwan abgestimmt werden. Die Verleihung des mit 1000 Euro dotierten Preises ist für den 2. Dezember bei der großen Laufgala in Trier geplant.

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