Laufen Virtuell statt real gegeneinander laufen

Trier · Lauf-Wettkämpfe sind abgesagt, aber virtuell im Internet gibt es jede Menge Möglichkeiten, sich zu mit andern zu messen und Motivation zu tanken.

 Der Trierer Martin Kasel (hier beim Deulux-Lauf in Langsur) ruft zusammen mit dem Triathleten Jens Roth, Jens Lauterbach und Köln-Marathon-Gewinner Tobias Blum (LC Rehlingen) zum Corona Running Fest auf.

Der Trierer Martin Kasel (hier beim Deulux-Lauf in Langsur) ruft zusammen mit dem Triathleten Jens Roth, Jens Lauterbach und Köln-Marathon-Gewinner Tobias Blum (LC Rehlingen) zum Corona Running Fest auf.

Foto: Holger Teusch

Am 17. Mai um 9 Uhr soll es losgehen. Der fünfmalige deutsche Crosstriathlon-Meister Jens Roth (Tri Post Trier) ruft mit den Trierer Läufern Martin Kasel und Nils Lauterbach und dem ehemaligen Köln-Marathon-Gewinner Tobias Blum (LC Rehlingen) zum Corona Running Fest (CRF) auf. Wenn schon auf absehbare Zeit alle Lauf-Wettkämpfe wie der Trierer Stadtlauf abgesagt sind, soll es virtuell ein Rennen geben. Natürlich jeder für sich allein!

Es gibt eine Online-Anmeldung und eine Ergebnisliste wird nach Meldung der einzelnen Zeiten erstellt für jede Strecke erstellt. „Man kann sich entscheiden, welche Distanz man laufen will“, erklärt Kasel, dass man nicht auf Halbmarathon, zehn Kilometer oder fünf Kilometer festgelegt ist. Man wolle der Laufgemeinschaft und beispielsweise auch Zeitmessfirmen wie der, über die beim CRF die Anmeldung läuft, etwas zurückgeben, sagt Kasel. „Wir verdienen an den 2,50 Euro Startgeld nichts“, sagt der 24-Jährige. Außerdem gibt es eine Charity-Aktion: Die CRF-Organisatoren rufen zu Spenden zugunsten des Vereins JUMP von Gerd Steffes auf. Der ehemalige Cheforganisator des Citylaufs in Speicher (1993 bis 2003) möchte im Rahmen eines Schulprojekts im äthiopischen Hochland eine Wasserleitung bauen lassen .„Ich gehe davon aus, dass wir mindestens 500 Teilnehmer bekommen“, sagt Martin Kasel. Momentan (Stand 29. April) hatten sich 108 Läufer in die Liste eingetragen.

Das Projekt der Trierer Ausdauersportler ähnelt damit weitestgehend denen anderer virtueller Laufwettkämpfe. Diese schießen trotz der Absage aller realen Veranstaltungen aber nicht wie Pilze aus dem Boden. Die Organisatoren einiger kurzfristig abgesagter Läufe boten alternativ virtuelle Rennen an. So motivierte der Paderborner Osterlauf fast 9464 Läufer mit der Angabe ihrer privaten Osterlauf-Kilometer ihre Verbundenheit mit Deutschlands ältestem Straßenlauf zu zeigen.

Gleich eine ganze Laufserie startete das Internetportal Larasch.de. Festgelegte Distanzen zwischen einer Meile und einem Marathon waren an jedem Wochenende zwischen dem 16. März und 26. April bei der Anti-Corona-Running-League (ACRL)gefragt. Die erzielten Zeiten samt GPS-Track mussten hochgeladen werden, um so eine Ergebnisliste zu erstellen. Die Resultate: teilweise erstaunlich! Der letztjährige Köln-Marathon-Zweite Erik Hille (Regensburg) lief 42,195 Kilometer in 2:15:54 Stunden. Yannik Duppich von der LG Vulkaneifel rannte in 14:21 Minuten nach dem deutschen 3000-Meter-Hallenmeister Maximilian Thorwirth (Düsseldorf/14:21) die zweitbeste Fünf-Kilometer-Zeit.

Vor Extrembelastungen warnen allerdings Mediziner. Leichtathletik-Nationalmannschaftsarzt Paul Schmidt-Hellinger von der Berliner Charité erinnerte in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel an den Open-Window-Effekt. Nach einer Ausbelastung arbeite das Immunsystem für bis zu 72 Stunden eingeschränkt und der Körper deswegen weniger resistent gegen Viren aller Art, auch dem neuartigen Corona-Virus.

Virtuelle Rennen scheinen sowieso weniger beliebt, wie andere Formate. Bei der ACRL meldeten nur zwischen 74 und 192 Läufer ihre Resultate. Beliebter scheinen Angebote, die Sportler trotz Kontaktbeschränkungen zusammenführen wollen. So musste Katja Dasbach aus Stebach bei Neuwied Ende März die Anmeldung für ihr „Laufen gegen Corona“ nach 650 Einträgen vorzeitig schließen. Wie beim virtuellen Lauf des Leichtathletik-Verbands Rheinland (LVR), der noch bis zum 31. Mai stattfindet, ging es darum, die Trainingskilometer anzugeben. „Man sieht, dass auch andere dabei sind“, sagt LVR-Laufwart Klaus Jahnz (Reudelsterz bei Mayen), der die LVR-Aktion zusammen mit Wolfram Braun aus Föhren initiiert hat. Das gebe einen Anreiz weiter zu trainieren. Denn irgendwann werde es ja auch wieder mit realen Läufen weitergehen.

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