Ausstellung Trierer Stadtmuseum zeigt dekorative Keramik aus Ehrang

Trier · (red) Mit einer Vase fing alles an: Vor zehn Jahren entdeckte das Stadtmuseum bei einer Auktion zwei Jugendstil-Vasen mit dem Stempel eines regionalen Unternehmens und stieß auf die fast vergessene Geschichte der Keramikwerke Servais aus Trier-Ehrang.

 Die Jardinière, eine zeittypische Schale für Blumengestecke, ist eines der außergewöhnlichsten Stücke der Servais-Sammlung.

Die Jardinière, eine zeittypische Schale für Blumengestecke, ist eines der außergewöhnlichsten Stücke der Servais-Sammlung.

Foto: Stadtmuseum Simeonstift Trier

Mittlerweile verfügt das Museum nicht nur über eine beachtliche Sammlung dekorativer Objekte aus jener Produktionszeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Jedes Stück erweiterte auch das Wissen um die Firmenhistorie sowie die Künstler und Modelleure, die dort faszinierende Werke des Jugendstils schufen.

Eine Sonderausstellung im Kabinettraum des Stadtmuseums gibt nun einen Einblick in die neuesten Erkenntnisse zur Firmengeschichte und zeigt die jüngsten Ankäufe dieses Sammlungsbereichs.

Nur wenig erinnert in Trier noch an die Epoche des Jugendstils, die den Kunstgeschmack der Jahrhundertwende vielerorts prägte. Umso mehr überraschte es Dr. Bernd Röder, Mitarbeiter des Stadtmuseums Simeonstift, als er im Jahr 2012 bei der renommierten Kunst- und Antiquitätenmesse TEFAF in Maastricht ein Vasenpaar diesen Stils mit Trierer Herkunft entdeckte. Die beiden schlichten Keramikvasen in grünlich blauer bis violetter Verlaufsglasur erinnern mit ihrer geschwungenen Kelchform an die floralen Elemente von Blüten und Ranken, wie sie für die Formsprache des Jugendstils typisch waren. „Der Stempel auf der Unterseite hat mich neugierig gemacht: VSWAG Ehrang. Ich hatte einen Verdacht, um was es sich handeln könnte. Aber die Stücke waren gänzlich untypisch für das, was ich bisher kannte“, sagt Dr. Röder.

VSWAG, die Vereinigte Servais-Werke AG, wurde 1878 unter dem Namen „Lamberty, Servais & Compagnie“ in Ehrang gegründet. Unter wechselnden Eigentümern und Firmennamen hatte das Keramikwerk bis 1993 Bestand. Das Unternehmen war vor allem für baukeramische Produkte wie Fliesen, Boden- und Mosaikplatten oder Brunnenanlagen bekannt. Vasen und Kleinplastiken – wie beispielsweise die kunstvollen Tierfiguren mit beeindruckenden Glasureffekten, die aktuell in der Ausstellung des Stadtmuseums zu sehen sind – ergänzten in den ersten Jahrzehnten die Produktpalette. Sie waren aber weitestgehend in Vergessenheit geraten. Ihre Entdeckung liefert nun neue Hinweise zur Verbreitung des Jugendstils, dessen Spuren in Trier und der Region nur noch an wenigen Gebäuden sichtbar sind.

Durch die Kontakte zu Sammlern, Nachfahren und Kennern der Firmengeschichte, wie Berthold Lorig, dem letzten Betriebsleiter des Werks, konnten in den vergangenen Jahren viele neue Erkenntnisse über die Produkte der Firma Servais und deren Herstellung gewonnen werden. Schenkungen und Neuankäufe konnten den Einblick in die gestalterische Vielfalt der Ehranger Werke erweitern.

Mit diesen Vasen fing alles an. Jugendstilvasen mit Verlaufs­glasur, Keramik, 1902, Vereinigte Servais Werke AG Ehrang.

Mit diesen Vasen fing alles an. Jugendstilvasen mit Verlaufs­glasur, Keramik, 1902, Vereinigte Servais Werke AG Ehrang.

Foto: Stadtmuseum Simeonstift Trier
Klassische Jugendstil-Motive: Die Fliesen der Servais-Werke waren international gefragt.

Klassische Jugendstil-Motive: Die Fliesen der Servais-Werke waren international gefragt.

Foto: Stadtmuseum Simeonstift Trier
 Bauer mit Kuh: Die Kleinplastiken der Servais-Werke faszinieren noch heute durch ihre außergewöhnlichen Glasuren.

Bauer mit Kuh: Die Kleinplastiken der Servais-Werke faszinieren noch heute durch ihre außergewöhnlichen Glasuren.

Foto: Stadtmuseum Simeonstift Trier
Paul Servais, Mitbegründer der Keramikwerke in Ehrang.

Paul Servais, Mitbegründer der Keramikwerke in Ehrang.

Foto: Stadtmuseum Simeonstift Trier
  • Ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand ist bis zum 13. November in einer Sonderausstellung im Kabinettraum des Stadtmuseums zu sehen. Ein vielfältiges Begleitprogramm aus Führungen, Vorträgen und Workshops bietet dabei Besuchern allen Alters die Gelegenheit, ihre Faszination für den Jugendstil zu entdecken. 
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