Leichtathletik Mit Rettungsdecken zur WM

Doha · Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier startet heute um 18.11 Uhr (ARD) im WM-Vorlauf über 3000 Meter Hindernis. Nach ihrem deutschen Rekord und der Weltbestzeit über die 2000-Meter-Distanz zählt die 27-Jährige zu den Läuferinnen, die den Kenianerinnen den Medaillen-Sweap vermiesen können.

 Bei einem ihrer wenigen Aufenthalte in Deutschland fand Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier Zeit zu einer gemeinsamen Trainingseinheit mit Clubkollegin Rebecca Bierbrauer.

Bei einem ihrer wenigen Aufenthalte in Deutschland fand Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier Zeit zu einer gemeinsamen Trainingseinheit mit Clubkollegin Rebecca Bierbrauer.

Foto: Holger Teusch

Was dem gemeinen Marathonläufer hilft, soll auch Deutschlands einziger Langstrecken-Weltrekordlerin warm halten. Hobbyläufern werden die metallisch gold-silber glänzenden Decken am Sonntag im Ziel des Berlin-Marathons vor der Unterkühlung schützen. Gesa Felicitas Krause hat bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Doha eine handlich auf Handyformat zusammengepackte Rettungsdecke griffbereit, um in jeder Situation für die durch Klimaanlagen verursachten Temperaturschwankungen gewappnet zu sein.

Das klimatisierte Stadion, die Hitze, die Krause schon am Donnerstagmorgen bei ihrer Ankunft um sieben Uhr morgens mit 34 Grad entgegen schlug, werden oft thematisiert. Krause aber gibt sich pragmatisch. Ihr Rennen dauere sowieso nur neun Minuten. Außerdem mag die Läuferin des Vereins Silvesterlauf Trier Wärme mehr als Kälte. An die schwüle Hitze am Persischen Golf könne man sich als Mitteleuropäer aber kaum anpassen, jedenfalls nicht, ohne dass das Training leide. Also reiste Krause erst am Tag vor ihrem Vorlauf an. Pragmatisch und konsequent auch, dass sie ihr Höhentrainingslager in Davos abbracht, als Anfang September der Winter ein Intermezzo in den Schweizer Bergen gab. Krause flüchtete ins warme Potchefstroom in Südafrika, um bei optimale Bedingungen zu trainieren.

Denn Gold und Silber sind nicht nur die Farben der Rettungsdecken, sondern auch die, die Krause bei der WM in dem Wüstenstaat Katar anstrebt. Eine Medaille, wie vor vier Jahren in Peking überraschend Bronze, ist natürlich der Wunsch. Vor zwei Jahren in London wurde sie durch einen unverschuldeten Sturz ihrer Medaillenchancen beraubt. Im vergangenen Jahr verteidigte die 2017 von der LG Eintracht Frankfurt zum Trierer Silvesterlauf-Verein gewechselte Läuferin im Berliner Olympiastadion ihren Europameistertitel.

An gleicher Stelle wurde die 27-Jährige Anfang August zum fünften Mal in Folge nationale Meisterin über 3000 Meter Hindernis. Bei diesem Sieg in international unbedeutenden 9:28,45 Minuten fehlte nach mehrwöchigem Höhentrainingslager in Davos noch die Frische. Das sah knapp vier Wochen beim Diamond-League-Finale in Zürich schon anders aus. Krause verbesserte ihren eigenen deutschen Rekord um vier Sekunden auf 9:07,51 Minuten. Nur drei Tage später lief sie auf der 2000-Meter-Distanz in 5:52,80 Minuten Weltrekord oder wie die global besten Zeiten auf dieser Strecke offiziell heißen Weltbestleistung.

Der Drei-Tages-Abstand ist genau der, den Krause bei der WM in Doha erwartet. Am Freitag (27. September) um 18.11 Uhr (ARD) ist die Athletin von Trainer Wolfgang Heinig im zweiten von drei Vorläufen an der Reihe. Die drei Erstplatzierten der Qualifikationsrennen sowie sechs weitere Zeitschnellste ziehen ins Finale am Montag (30. September, 20.50 Uhr) ein. Krauses Aufgabe scheint gut lösbar. Mit Fabelweltrekordlerin Beatrice Chepkoech (Kenia/8:44,32) und US-Rekordlerin und Vizeweltmeisterin Courtney Frerichs (9:00,85) werden nur zwei Läuferinnen neben ihr stehen, die schon einmal schneller waren als sie.

Und dann? Die WM in Peking 2015 hat gezeigt, dass Krause in einem taktisch geprägten Finallauf ohne Tempomacher die Kenianerinnen mehr als nur ein bisschen ärgern kann. Das US-Onlinemagazin Letsrun.com zählt sie neben der amtierenden Weltmeisterin Emma Coburn und Frerichs (beide USA) zu einer der drei Läuferinnen, die die Afrikanerinnen bezwingen kann.

 Bei einem ihrer wenigen Aufenthalte in Deutschland fand Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier Zeit zu einer gemeinsamen Trainingseinheit mit Clubkollegin Rebecca Bierbrauer.

Bei einem ihrer wenigen Aufenthalte in Deutschland fand Gesa Krause vom Verein Silvesterlauf Trier Zeit zu einer gemeinsamen Trainingseinheit mit Clubkollegin Rebecca Bierbrauer.

Foto: Holger Teusch

Krauses Stärke ist die gute Hindernistechnik, besonders am Wassergraben. Das übe sie mittlerweile kaum noch. „Ich schaue mir Videos von guten Rennen an“, erzählt sie. Beim Aufprall in der Schräge wird der Bewegungsapparat arg gestaucht. Die Verletzungs- und Überlastungsgefahr ist groß. Statt dessen sehe sie sich Videos guter Rennen an und gehe den Bewegungsablauf im Kopf durch. Anschauungsmaterial hat Krause genug.

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