Halbmarathon Folgt Eifelläufer auf Eifelläufer als Deutscher Meister?

Hamburg/Gerolstein · Auf dem Weg zum großen Ziel Olympia-Marathon in Paris 2024 will Samuel Fitwi von der LG Vulkaneifel am Sonntag in Hamburg Deutscher Meister im Halbmarathonlauf werden.

 Langstreckenläufer Samuel Fitwi von der LG Vulkaneifel und Trainer Yannik Duppich hoffen bei den Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon auf den Titelgewinn und langfristig auf die Marathon-Olympia-Teilnahme.

Langstreckenläufer Samuel Fitwi von der LG Vulkaneifel und Trainer Yannik Duppich hoffen bei den Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon auf den Titelgewinn und langfristig auf die Marathon-Olympia-Teilnahme.

Foto: Holger Teusch

(teu) Langsam laufen ist nichts für Samuel Fitwi. „Hoffentlich ist das Wetter am Sonntag besser als vor zwei Wochen in Valencia“, sagt der 25 Jahre alte Langstreckenläufer von der LG Vulkaneifel. Beim Zehn-Kilometer-Straßenlauf in Spanien stoppten die Uhren für Fitwi zu Monatsbeginn bei Wärme nach 28:47 Minuten. Fast so schnell würde er bei den Deutschen Meisterschaften über die Halbmarathondistanz (21,1 Kilometer) in Hamburg am liebsten durchgehen, um seinen eigenen Rheinland-Pfalz-Rekord zu verbessern. Mit 1:01:56 Stunden ist Fitwi der zwölftschnellste Deutsche aller Zeiten über Halbmarathon.

Fitwis Ziel ist aber die komplette Marathondistanz (42,195 Kilometer). Und die Olympischen Spiele in Paris. Darauf ist ein Drei-Jahres-Plan ausgerichtet, die der aus Eritrea geflohene und seit 2014 in Deutschland lebende Läufer zusammen mit seinem Trainer Yannik Duppich ausgearbeitet hat. Auf dem Weg dahin sollen nicht nur weitere Rheinland-Pfalz-Bestmarken fallen, sondern auch der ein oder andere deutsche Rekord. Den im Fünf-Kilometer-Straßenlauf hält Fitwi seit Februar mit 13:32 Minuten bereits. Bis zum olympischen Marathon 2024 will er über die doppelte Distanz bei 27:30 Minuten (deutscher Rekord: 27:47) und über Halbmarathon bei 1:00:30 Stunden (deutscher Rekord: 1:00:34) angekommen sein. Und selbst die nationale Marathonbestzeit, die Amanal Petros (TV Wattenscheid) vor knapp einem Jahr auf 2:07:18 Stunden schraubte, liegt nach den Planungen in Reichweite.

Erst aber mal langsam, würde Fitwi-Trainer Yannik Duppich jetzt wohl sagen, wie er seinen Schützling manchmal bremsen muss. Bis der Traum olympischer Marathon wahr werden kann, ist es noch ein langer Weg. Dass dieser steinig werden kann, musste Fitwi diesen Sommer erfahren, als eine Salmonellen-Erkrankung alle seine Hoffnungen auf einen Olympiastart zunichte machte. Fitwis erster Marathon ist für das Frühjahr 2023 geplant. Zum „Reinschnuppern“ etwas unter 2:15 Stunden ohne an die letzten Reserven zu gehen. Im Idealfall kann er bei seinem ersten ernsthaften Versuch in rund zwei Jahren direkt die Olympia-Qualifikation abhaken.

 Langstreckenläufer Samuel Fitwi von der LG Vulkaneifel hofft bei den Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon auf den Titelgewinn und langfristig auf die Marathon-Olympia-Teilnahme.

Langstreckenläufer Samuel Fitwi von der LG Vulkaneifel hofft bei den Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon auf den Titelgewinn und langfristig auf die Marathon-Olympia-Teilnahme.

Foto: Holger Teusch

Aber erst einmal die Halbmarathon-DM. Fitwis Ziel: Gewinnen! „Das sollte das Ziel bei jeder Deutschen Meisterschaft sein“, sagt Duppich. Dass im Kampf um den Titel die Zeiten oft nicht die schnellsten sind, weiß Fitwi: „Meist wird es ein taktisches Rennen.“ Zuletzt, also im April 2019 vor der Corona-Pandemie, gewann mit Moritz Beinlich aus Kaisersesch in 1:04:24 Stunden ebenfalls ein Läufer aus der Eifel den Titel. Der würde bei einem Fitwi-Sieg am Sonntag also in der Region bleiben. Beinlich will bei den Zehn-Kilometer-Rheinlandmeisterschaften in Föhren starten statt seinen Titel zu verteidigen. Fitwis größter Konkurrent in Hamburg dürfte der Regensburger Simon Boch werden, der im Frühjahr bei widrigen Bedingungen in Dresden in 2:10:48 Stunden seine Marathon-Premiere feierte.

Und da wäre sie wieder, die klassische Distanz. Warum aber ausgerechnet die trainingsintensive längste olympische Laufstrecke? Als Späteinsteiger (Fitwi begann erst nach seiner Flucht nach Deutschland mit dem Laufsport) fehle seinem Schützling über 5000 Meter oder 10 000 Meter der Kick für eine schnelle letzte Runde, um international ganz vorne mitspielen zu können. In Absprache mit Marathon-Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig erfolgt deshalb nun der Aufbau für die 42 Kilometer.

Zweimal täglich, 150 bis 160 Kilometer pro Woche läuft Fitwi, um sich seinen olympischen Traum zu erfüllen. Dazu kommen fast täglich Kraft- und Koordinationstraining, Physiotherapie und Mentalcoaching. Seine Ausbildung als Maler und Lackierer lässt Fitwi deshalb zur Zeit ruhen. Er ist Laufprofi. Dass Fitwi bis zu den Olympischen Spielen 2024 in der Region bleibt, ist laut Duppich weitgehend sichergestellt. Neben seinem Ausrüster, einem Sportartikelhersteller aus Massachusetts, und einem großen Logistikunternehmen, sind es vor allem Unternehmen aus der Region, die Fitwi unterstützen.

 Langstreckenläufer Samuel Fitwi von der LG Vulkaneifel und Trainer Yannik Duppich hoffen bei den Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon auf den Titelgewinn und langfristig auf die Marathon-Olympia-Teilnahme.

Langstreckenläufer Samuel Fitwi von der LG Vulkaneifel und Trainer Yannik Duppich hoffen bei den Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon auf den Titelgewinn und langfristig auf die Marathon-Olympia-Teilnahme.

Foto: Holger Teusch

Eine Deutsche Halbmarathon-Meisterschaft scheint zwar nur ein kleines Puzzleteil auf dem Weg nach Paris zu sein. Aber ein wichtiges, betont Duppich: „Ich finde es richtig, sich auf nationaler Ebene zu zeigen. Jeder deutsche Meistertitel ist wichtig.“ Nach dem Sieg bei der Cross-DM im März 2020 wäre es Fitwis erster über Halbmarathon und im Straßenlauf.

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